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Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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aufrechterhalten können. Aber diese Pläne waren jetzt hinfällig; sie waren gemacht worden, bevor er entdeckt hatte, dass eine verfluchte Aiel-Horde in Arad Doman herumlief. Wollte man den Berichten glauben – und Berichte über Aiel waren oft übertrieben, also war er sich nicht sicher, wie viel er davon tatsächlich glauben sollte –, dann hielten bis zu einhunderttausend von ihnen große Teile des Nordens, Bandar Eban eingeschlossen.
    Einhunderttausend Aiel. Das entsprach in etwa zweihunderttausend Domani-Soldaten. Vielleicht mehr. Er konnte sich noch gut an den Blutschnee vor zwanzig Jahren erinnern, als es den Anschein gehabt hatte, dass er für jeden niedergemachten Aiel zehn Männer verloren hatte.
    Er kam sich wie in einer Falle vor, wie eine zwischen zwei Steine geklemmte Walnuss. Er hatte es gerade eben so geschafft, sich an diesen Ort zurückzuziehen, dieses verlassene Stedding . Das würde ihm einen Vorteil gegen die Seanchaner verschaffen. Aber nur einen kleinen. Die Seanchaner hatten eine sechsmal größere Streitmacht als er, und der unerfahrenste seiner Kommandanten wusste, dass ein Kampf bei diesem Kräfteverhältnis Selbstmord bedeutete.
    »Habt Ihr jemals einem Meisterjongleur zugesehen, Rajabi?«, fragte er und studierte die Karte.
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie der bullige Mann die Stirn runzelte. »Ich habe Gaukler gesehen, die …«
    »Nein, kein Gaukler, ein Meister.«
    Rajabi schüttelte den Kopf.
    Ituralde paffte nachdenklich, bevor er weitersprach. »Ich schon, ist lange her. Er war der Hofbarde von Caemlyn. Ein agiler Bursche, mit einem Humor, der besser in einen Gemeinschaftsraum gepasst hätte, wenn man seine Auszeichnungen bedachte. Barden jonglieren nicht oft; aber dieser Bursche hatte nichts gegen diese Bitte. Wie ich mitbekommen habe, hat er gern jongliert, um die junge Tochter-Erbin zu erfreuen.«
    Er nahm die Pfeife aus dem Mund, stopfte den Tabak fester.
    »Rodel«, sagte Rajabi. »Die Seanchaner …«
    Ituralde hielt einen Finger in die Höhe und handwerkte an seiner Pfeife herum, bevor er weitersprach. »Der Barde fing mit drei Kugeln an. Dann fragte er uns, ob wir glaubten, dass er noch eine schaffte. Wir feuerten ihn natürlich an. Er nahm vier, dann fünf, dann sechs. Mit jeder hinzugefügten Kugel wurde unser Beifall lauter, und immer wieder fragte er uns, ob wir glaubten, dass er noch eine weitere hinzufügen könne. Natürlich sagten wir Ja.
    Sieben, acht, neun. Bald hatte er zehn Kugeln in der Luft, die ein so kompliziertes Muster beschrieben, dass ich ihnen nicht mehr folgen konnte. Er musste sich anstrengen, um das durchzuhalten; er griff immer schneller zu, um Kugeln zu erwischen, die er beinahe verfehlte. Er hatte sich viel zu sehr in seiner Konzentration verloren, um uns zu fragen, ob er noch eine hinzufügen sollte, aber das Publikum verlangte es. Elf! Nimm elf! Und sein Assistent warf eine weitere Kugel in diesen Schlamassel.«
    Ituralde paffte.
    »Er hat sie fallen gelassen?«
    Ituralde schüttelte den Kopf. »Die letzte Kugel war eigentlich keine richtige Kugel. Es war eine Art Feuerwerkertrick; auf der halben Strecke zum Barden blitzte sie auf und verwandelte sich in Rauch. Als sich unsere Sicht klärte, war der Barde verschwunden, und zehn Kugeln lagen sauber aufgereiht am Boden. Als ich mich umsah, saß er mit dem Rest der Gäste an einem Tisch, trank einen Becher Wein und flirtete mit Lord Finndals Frau.«
    Der arme Rajabi sah nun völlig verwirrt aus. Er liebte seine Antworten einfach und geradeheraus. Für gewöhnlich tat Ituralde das auch, aber die letzten Tage – mit ihrem unnatürlich bewölkten Himmel und der Atmosphäre ständigen Zwielichts – hatten ihn philosophisch gemacht.
    Er griff nach vorn und zog das alte, zusammengefaltete Stück Papier unter seinem Tabaksbeutel hervor. Er gab es Rajabi.
    »›Führt einen harten Schlag gegen die Seanchaner‹«, las Rajabi. »›Drängt sie zurück, zwingt sie auf ihre Schiffe und zurück über ihren verdammten Ozean. Ich verlasse mich auf Euch, alter Freund. König Alsalam.‹« Rajabi senkte den Brief. »Ich weiß von seinen Befehlen, Rodel. Nicht seinetwegen habe ich mitgemacht. Ich bin wegen Euch gekommen.«
    »Ja, aber ich kämpfe wegen ihm«, sagte Ituralde. Er war ein Mann des Königs; das würde er immer sein. Er stand auf, klopfte die Pfeife aus und zermahlte die glühende Asche mit dem Stiefelabsatz. Dann legte er die Pfeife weg, nahm Rajabi den Brief ab und ging zur Tür.
    Er musste

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