Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
würde es den anderen erklären, ihnen die Abreise befehlen. Dann würde sie sie bitten, Tarna zuerst, Javindhra anzusprechen. Sicherlich würden gemeinsame Argumente sie überzeugen.
Pevara erreichte die Hütten, die man ihnen überlassen hatte. Absichtlich schaute sie nicht zur Seite, auf die Reihe der kleinen Gebäude, in denen sich die mit dem Bund belegten Aes Sedai eingerichtet hatten. Sie hatte gehört, was einige von ihnen taten, wie sie ihre Asha’man mit … verschiedenen Methoden zu kontrollieren versuchten. Auch das verschaffte ihr eine Gänsehaut. Auch wenn sie die Ansicht vertrat, dass die meisten Roten eine zu schlechte Meinung über Männer hatten, was diese Frauen da taten, überschritt die Grenze nicht nur, sondern ließ sie mit einem Sprung hinter sich.
Sie betrat ihre Hütte und fand Tarna an ihrem Schreibtisch sitzen, wo sie einen Brief schrieb. Die Aes Sedai mussten sich ihre Hütten teilen, und sie hatte Tarna ganz bewusst gewählt. Man mochte sie ja zur Anführerin dieser Gruppe gemacht haben, aber Tarna war die Bewahrerin der Chroniken. Die Politik dieser Expedition war sehr kompliziert, da es so viele einflussreiche Mitglieder und so viele Meinungen gab.
Vergangene Nacht hatte Tarna zugestimmt, dass die Zeit zur Abreise gekommen war. Sie würde ihr helfen, sich um Javindhra zu kümmern.
»Taim hat die Schwarze Burg abgeriegelt«, sagte Pevara ruhig und setzte sich auf ihr Bett in dem kleinen, runden Raum. »Wir brauchen jetzt seine Erlaubnis, wenn wir gehen wollen. Er sagte es ganz nebensächlich, als sollte es gar nicht uns aufhalten. Als hätte er vergessen, uns eine Ausnahmeregelung für diese Regel zu geben.«
»Vermutlich war es auch so«, sagte Tarna. »Ich bin sicher, es ist nicht wichtig.«
Pevara hielt inne. Was? Sie versuchte es erneut. »Javindhra glaubt immer noch irrationalerweise, dass er seine Meinung ändern und uns den Bund mit vollwertigen Asha’man eingehen lässt. Es ist Zeit, Geweihte an uns zu binden und zu gehen, aber sie hat angedeutet, dass sie trotz meiner Absicht bleiben wird. Ich will, dass Ihr mit ihr sprecht.«
»Ehrlich gesagt habe ich über das nachgedacht, worüber wir gestern Abend gesprochen haben«, sagte Tarna und schrieb weiter. »Vielleicht war ich voreilig. Es gibt hier noch so viel zu lernen, und da ist die Angelegenheit mit den Rebellen draußen. Wenn wir gehen, werden sie sich mit den Asha’man verbinden, was nicht erlaubt sein dürfte.«
Die Frau schaute auf, und Pevara erstarrte. Da war etwas anderes in Tarnas Augen, etwas Kaltes. Sie war schon immer sehr distanziert gewesen, aber das hier war schlimmer.
Tarna lächelte, eine Grimasse, die in ihrem Gesicht völlig unnatürlich aussah. Wie das Lächeln auf den Lippen einer Leiche. Sie wandte sich wieder ihrem Bericht zu.
Hier läuft etwas ganz schrecklich falsch, dachte Pevara. »Nun, vielleicht habt Ihr ja recht«, hörte sie sich sagen. Ihr Mund arbeitete, auch wenn ihr Verstand schwankte. »Schließlich war diese Expedition ja Euer Vorschlag. Ich denke noch eine Weile darüber nach. Wenn Ihr mich entschuldigt.«
Tarna winkte doppeldeutig. Pevara stand auf, und ihre Jahre als Aes Sedai verhinderten, dass sich ihre Sorge in ihrer Haltung zeigte. Sie trat hinaus und ging nach Osten, die noch nicht fertiggestellte Mauer entlang. Ja, man hatte tatsächlich in regelmäßigen Abständen Postenstellungen eingebaut. Früher an diesem Morgen waren sie unbemannt gewesen. Jetzt standen dort Männer, die die Macht lenken konnten. Jeder dieser Männer konnte sie töten, bevor sie reagieren konnte. Sie konnte ihre Gewebe nicht sehen, und wegen ihrer Eide konnte sie nicht als Erste zuschlagen.
Sie wandte sich ab und begab sich zu einer kleinen Baumgruppe, ein Ort, der zu einem Garten werden sollte. Dort setzte sie sich auf einen Baumstumpf und atmete tief ein und aus. Die Kälte, die sie in Tarnas Augen gesehen hatte, die beinahe schon Leblosigkeit gewesen war, ließ sie noch immer frösteln.
Sie hatte von der Höchsten den Befehl erhalten, nur in einer völlig verzweifelten Situation Wegetore zu riskieren. Diese Situation erschien ihr durchaus verzweifelt. Sie umarmte die Quelle und lenkte die Stränge.
Das Gewebe zerfiel in dem Augenblick, in dem sie es vervollständigte. Es bildete sich kein Wegetor. Mit weit aufgerissenen Augen versuchte sie es erneut, erhielt aber das gleiche Ergebnis. Sie versuchte andere Gewebe, und sie funktionierten alle, aber Wegetore scheiterten jedes Mal.
Das
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