Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
»Rand, ein paar Worte.«
»Werden sie mir gefallen?«
»Ich fürchte nicht. Verratet mir, warum müsst Ihr die Heere persönlich anführen? Ihr werdet zum Shayol Ghul gehen, wo Ihr zweifellos mit niemandem Kontakt aufnehmen werden könnt.«
»Jemand muss den Befehl haben, Moiraine.«
»Was das angeht, da sind wir uns wohl alle einig.«
Rand nahm die Arme wieder auf den Rücken und roch beunruhigt. »Für diese Menschen habe ich die Verantwortung übernommen, Moiraine. Ich will dafür sorgen, dass man sich um sie kümmert, dass die Grausamkeiten dieser Schlacht so gering wie möglich ausfallen.«
»Ich fürchte, das ist kein guter Grund, um eine Schlacht anzuführen«, erwiderte Moiraine leise. »Man kämpft nicht, um seine Truppen zu schützen, man kämpft, um zu siegen. Dieser Anführer müsstet nicht Ihr sein, Rand. Ihr solltet es auch nicht sein.«
»Ich lasse nicht zu, dass diese Schlacht zu einem Chaos wird, Moiraine. Wenn Euch die Fehler bekannt wären, die wir das letzte Mal machten, die Verwirrung, die entsteht, wenn jedermann glaubt, den Befehl zu haben. Jede Schlacht ist ein Chaos, aber wir brauchen trotzdem einen obersten Befehlshaber, der Entscheidungen trifft, der versucht, das Chaos zu bewältigen.«
»Was ist mit der Weißen Burg?« Romanda kämpfte sich zu Egwene durch und stieß dabei beinahe alle anderen aus dem Weg. »Wir haben die Möglichkeiten, auf effiziente Weise zwischen den Fronten zu Reisen, wir bewahren kühlen Kopf, wo andere die Nerven verlieren, und uns gehört das Vertrauen aller Nationen.«
Die letzte Bemerkung ließ Darlin eine Braue heben.
»Die Weiße Burg erscheint tatsächlich als die beste Wahl, Lord Drache«, fügte Tenobia hinzu.
Rand schüttelte den Kopf. »Nein. Die Amyrlin ist sicherlich vieles, aber eine Schlachtenführerin … Ich halte das für keine gute Entscheidung.«
Seltsamerweise schwieg Egwene. Perrin musterte sie. Eigentlich hätte er angenommen, dass sie sich auf die Gelegenheit stürzen würde, die Heerscharen selbst anzuführen.
»Es sollte einer von uns sein«, sagte Darlin. »Aus denen auserwählt, die in die Schlacht ziehen.«
»Vielleicht wäre das möglich«, sagte Rand. »Solange ihr alle wisst, wer den Befehl hat, gebe ich in diesem Punkt nach. Aber Ihr müsst meine anderen Forderungen erfüllen.«
»Ihr besteht noch immer darauf, dass Ihr die Siegel brechen müsst?«, sagte Egwene.
»Sorgt Euch nicht, Egwene.« Moiraine lächelte. »Er wird die Siegel nicht brechen.«
Rands Miene verfinsterte sich.
Egwene lächelte.
»Ihr brecht sie«, sagte Moiraine zu Egwene.
»Was? Auf gar keinen Fall!«
»Ihr seid die Wächterin über die Siegel, Mutter«, sagte Moiraine. »Habt Ihr nicht gehört, was ich eben sagte? ›Und es wird kommen eine Zeit, da das, was Menschen erbauten, zerstört werde, und der Schatten wird sich auf das Muster des Zeitalters senken, und der Dunkle König wird noch einmal seine Hand auf alles Menschenwerk legen …‹ Es muss geschehen.«
Egwene erschien beunruhigt.
»Ihr habt es gesehen, nicht wahr?«, flüsterte Moiraine. »Was habt Ihr Geträumt, Mutter?«
Egwene antwortete nicht.
»Was habt Ihr gesehen?«, drängte Moiraine sie und trat näher an sie heran.
»Wie er sie zertritt«, sagte Egwene und starrte Moiraine in die Augen. »Rand tritt auf die Scherben des Dunklen Königs Kerker. In einem anderen Traum sah ich ihn, wie er darauf einschlägt, um ihn zu öffnen. Aber ich sah nicht, dass er ihn tatsächlich auch öffnet , Moiraine.«
»Die Splitter waren da, Mutter«, sagte Moiraine. »Die Siegel waren gebrochen.«
»Träume sind interpretierbar.«
»Ihr wisst, dass dieser Traum die Wahrheit sagt. Es muss getan werden, und die Siegel gehören Euch. Ihr werdet sie brechen, wenn der richtige Augenblick gekommen ist. Rand, Wiedergeborener Lord Drache, es ist Zeit, sie ihr zu übergeben.«
»Das gefällt mir nicht, Moiraine«, sagte er.
»Dann hat sich nicht viel verändert, oder?«, fragte sie leichthin. »Ich weiß, Ihr habt Euch oft geweigert, das zu tun, was Ihr tun solltet. Vor allem wenn ich es bin, der Euch darauf hinweist.«
Einen Moment lang ging er in sich, dann lachte er und griff in die Manteltasche. Er zog drei Scheiben aus Cuendillar hervor, von denen jede in der Mitte von einer Schlangenlinie durchzogen wurde. Er legte sie auf den Tisch.
»Wie wird sie den richtigen Zeitpunkt erkennen?«, wollte er wissen.
»Sie wird es«, sagte Moiraine.
Egwene roch skeptisch, und Perrin konnte es
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