Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Er widersetzt sich der Autorität des Amyrlin-Sitzes.«
Moiraine sah nicht überrascht aus. Vermutlich hatte sie draußen gelauscht, bevor sie eingetreten war. Das sah ihr ähnlich.
»Ach, Egwene«, sagte sie. »Habt Ihr es denn vergessen? ›Die makellose Burg zerbricht und beugt das Knie vor dem vergessenen Zeichen …‹«
Egwene errötete.
»›Uns kann weder Gesundheit innewohnen, noch kann etwas Gutes in uns gedeihen‹«, zitierte Moiraine, »›da das Land eins ist mit dem Wiedergeborenen Drachen und er eins ist mit dem Land. Mit einer Seele aus Feuer und einem Herzen aus Stein …‹«
Sie sah Gregorin an. »›… siegt er stolz und zwingt die Stolzen nachzugeben.‹«
Dann die Grenzländer. »›Er fordert die Berge auf, sich niederzuknien …‹«
Das Meervolk. »›… und die Meere, sich zu teilen.‹«
Perrin, dann Berelain. »›Und den Himmel selbst, sich zu verneigen.‹«
Darlin. »›Betet, dass sich das Herz des Steins an die Tränen erinnert …‹«
Und schließlich Elayne. »›… und die Seele aus Feuer an die Liebe.‹ Dagegen könnt ihr nicht ankämpfen. Das kann keiner von euch. Es tut mir leid. Glaubt ihr, er hat sich das selbst einfallen lassen?« Sie hielt das Dokument in die Höhe. »Das Muster ist Gleichgewicht. Es ist nicht gut oder böse, weder weise noch dumm. Für das Muster spielen diese Dinge keine Rolle, aber es wird ein Gleichgewicht finden. Das letzte Zeitalter endete mit einer Zerstörung der Welt, also wird das nächste mit Frieden beginnen – selbst wenn man ihn euch in den Rachen rammen muss wie einem schreienden Säugling seine Medizin.«
»Darf ich sprechen?« Eine Aes Sedai mit einer braunen Stola trat vor.
»Ihr dürft«, sagte Rand.
»Das ist ein kluges Dokument, Lord Drache«, sagte die Braune. Sie war eine stämmige Frau und wesentlich direkter, als Perrin von einer Braunen Schwester erwartet hätte. »Aber ich sehe darin einen gewaltigen Fehler, der bereits zur Sprache kam. Solange die Seanchaner davon ausgeschlossen sind, solange wird es bedeutungslos bleiben. Solange sie nicht mit ihren Eroberungen aufhören, wird es keinen Frieden geben.«
»Das ist ein Problem«, sagte Elayne. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt. »Aber nicht das einzige. Rand, ich verstehe, was Ihr tun wollt, und ich liebe Euch dafür. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass dieses Dokument von Grund auf unhaltbar ist. Damit ein Friedensvertrag Bestand hat, müssen beide Seiten den Frieden wollen, und zwar, weil er Vorteile bringt.
Das hier räumt einem keine Möglichkeiten ein, Meinungsverschiedenheiten zu klären. Und die wird es geben, die gibt es immer. Ein solches Dokument muss eine Möglichkeit vorgeben, diese Dinge zu regeln; Ihr müsst einen Weg schaffen, einen Verstoß zu bestrafen, ohne dass die anderen Länder sofort in einen grenzenlosen Krieg verstrickt werden. Ohne diese Veränderung werden kleine Missstände gären und im Laufe der Jahre stetig Druck aufbauen, bis sie explodieren.
Das hier verlangt förmlich von den Nationen, sich auf den Ersten zu stürzen, der den Frieden bricht. Aber es hält sie nicht davon ab, in dem gestürzten Königreich eine Marionettenregierung einzusetzen, oder auch in einem anderen Königreich. Ich fürchte, dass dieser Vertrag im Laufe der Zeit als null und nichtig betrachtet wird; was nützt er, wenn er nur auf dem Papier beschützt? Das Ergebnis wird ein Krieg sein. Ein gewaltiger, alles verschlingender Krieg. Für eine Weile werdet Ihr Euren Frieden haben, vor allem so lange jene leben, die Euch verehren. Aber für jedes Jahr des Friedens, das Ihr gewinnt, werdet Ihr noch größere Zerstörung ernten, sobald das Ding auseinanderfällt.«
Rand legte den Finger auf das Dokument. »Ich werde mit den Seanchanern Frieden schließen. Wir fügen einen Zusatz hinzu. Falls ihre Kaiserin nicht unterzeichnet, dann ist das Dokument null und nichtig. Stimmt ihr dann alle zu?«
»Das löst das geringere Problem«, erwiderte Elayne leise, »aber nicht das größere, Rand.«
»Da gibt es ein noch viel bedeutenderes Problem«, sagte da eine neue Stimme.
Perrin drehte sich überrascht um. Aviendha? Sie und die anderen Aiel hatten nicht an der Diskussion teilgenommen. Sie hatten bloß zugesehen. Perrin hatte beinahe schon vergessen, dass sie auch da waren.
»Du auch?«, sagte Rand. »Bist du gekommen, um über die Splitter meiner Träume zu gehen, Aviendha?«
»Sei kein Kind, Rand al’Thor«, sagte die Frau, trat
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