Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
ihr nicht verübeln. Moiraine hatte stets daran geglaubt, den Geweben des Musters zu folgen und sich den Drehungen des Rades zu beugen. Perrin sah das nicht so. Seiner Ansicht nach erschuf man sich seinen eigenen Weg und vertraute auf die Kraft seiner Arme, alles Nötige zu tun. Man sollte sich nicht auf das Muster verlassen.
Egwene war Aes Sedai. Anscheinend war sie der Ansicht, dass sie es auf die gleiche Weise wie Moiraine betrachten musste. Entweder das, oder sie stimmte einfach nur zu, um die Siegel in die Hand zu bekommen. »Ich breche sie, wenn ich das Gefühl habe, dass es sein muss.« Sie nahm die Siegel an sich.
»Also unterzeichnet Ihr.« Rand nahm das Dokument, während sich die Sekretäre über die Eile beklagten, mit der sie hatten arbeiten müssen. Auf der Rückseite standen nun mehrere Zusätze. Einer der Sekretäre schrie auf und griff nach dem Sand, um die Tinte zu trocknen, aber Rand tat etwas mit der Einen Macht und trocknete die Schrift augenblicklich, während er Egwene das Dokument vorlegte.
»Das werde ich«, sagte sie und hielt die Hand für eine Schreibfeder hin. Sorgfältig las sie die Zusätze, und andere Schwestern blickten ihr dabei über die Schulter. Eine nach der anderen nickte.
Egwene setzte die Feder an und schrieb.
»Und jetzt der Rest«, sagte Rand und drehte sich um, um die Reaktionen einzuschätzen.
»Beim Licht, er ist schlau geworden«, flüsterte Faile an Perrins Seite. »Ist dir klar, was er getan hat?«
»Was denn?«, fragte Perrin und kratzte sich am Bart.
»Er brachte alle mit, von denen er wusste, dass sie ihn unterstützen würden«, flüsterte Faile. »Die Grenzländer, die praktisch alles unterschreiben würden, um Hilfe für ihre Heimat zu bekommen. Arad Doman, dem er erst kürzlich half. Die Aiel … nun gut, wer weiß schon, wie die Aiel reagieren? Trotzdem.
Dann ließ er Egwene die anderen einsammeln. Das ist genial, Perrin. Da sie diese Koalition gegen ihn mitbrachte, brauchte er eigentlich nur sie zu überzeugen. Sobald er sie auf seine Seite gebracht hat, würden die anderen als die Dummen dastehen, wenn sie nicht mitziehen.«
Und in der Tat, als die Herrscher anfingen, der Reihe nach zu unterzeichnen – Berelain war die Erste und Eifrigste –, wurden diejenigen, die Egwene unterstützt hatten, unruhig. Darlin trat vor und ergriff die Feder. Kurz zögerte er, dann unterschrieb er.
Gregorin folgte ihm. Dann die Grenzländer, ein Herrscher nach dem anderen, dann der König von Arad Doman. Selbst Roedran, der die ganze Sache noch immer als Fiasko zu betrachten schien, unterschrieb. Perrin fand das seltsam.
»Er bläst sich gern auf«, sagte er zu Faile, »aber er weiß, dass das seinem Königreich nur nutzen kann.«
Sie nickte. »Er benimmt sich wie ein Rüpel, um alle dazu zu bringen, ihn zu missachten. Dieses Dokument legt die derzeitigen Grenzen der Nationen auf Dauer fest. Für jemanden, der versucht, seine Herrschaft zu festigen, ist das eine gewaltige Gunst. Aber …«
»Aber?«
»Die Seanchaner?«, sagte Faile leise. »Falls Rand sie überreden kann, dürfen sie dann Länder behalten, die sie jetzt haben? Die Frauen, die Damane sind? Dürfen sie jeder Frau, die ihre Grenze überschreitet, einen dieser Kragen mit Leine um den Hals legen?«
In das Zelt kehrte Stille ein; vielleicht hatte Faile lauter als beabsichtigt gesprochen. Manchmal hatte Perrin Probleme, sich daran zu erinnern, was gewöhnliche Menschen hören konnten und was nicht.
»Ich kümmere mich um die Seanchaner«, versprach Rand. Er stand über den Tisch gebeugt und sah zu, wie sich jeder Herrscher das Dokument noch einmal durchlas, mit den mitgebrachten Beratern sprach und dann unterzeichnete.
»Wie denn?«, fragte Darlin. »Sie wollen keinen Frieden mit Euch schließen, Lord Drache. Ich glaube, sie werden dieses Dokument bedeutungslos machen.«
»Sobald wir hier fertig sind«, sagte Rand leise, »gehe ich zu ihnen. Sie werden unterschreiben.«
»Und wenn sie es nicht tun?«, verlangte Gregorin zu wissen.
Rand stützte seine Hand mit gespreizten Fingern auf den Tisch. »Möglicherweise muss ich sie dann vernichten. Oder zumindest ihre Möglichkeiten, in der näheren Zukunft Krieg zu führen.«
Totenstille breitete sich im Pavillon aus.
»Seid Ihr dazu fähig ?«, fragte Darlin.
»Ich bin mir nicht sicher«, gestand Rand ein. »Falls ich es kann, könnte es mich in einem Augenblick schwächen, in dem ich meine ganze Kraft brauche. Licht, vielleicht ist das meine
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