Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
sie nicht getötet, aber ich habe auch nichts gesagt. So viel Blut …«
»Was?« Perrin packte den Weißmantel an der Schulter. »Aber sie sagten … ich meine …« Beim Licht, das hatte er doch bereits schon abgehakt!
Der Ausdruck in Bornhalds Augen zerrte das alles wieder an die Oberfläche. Den Schmerz, den Schrecken, den Verlust, den Zorn.
»Das ist ein schrecklicher Augenblick, um Euch das zu sagen, das weiß ich«, sagte Bornhald. »Aber ich konnte es nicht für mich behalten. Ich … wir könnten fallen. Licht, alles könnte fallen. Ich musste es sagen.«
Er drehte sich um und ging mit niedergeschlagenem Blick zurück zu den anderen Weißmänteln. Perrin blieb allein dort stehen; seine ganze Welt war erschüttert.
Dann rückte er sie wieder zurecht. Er hatte damit abgeschlossen; er hatte seine Familie betrauert. Es war vorbei.
Er könnte und würde nach vorn blicken. Die alten Wunden schmerzten wieder, aber er ignorierte sie und sah zum Wegetor. Zu Rand und seiner Pflicht.
Auf ihn wartete Arbeit. Aber Ordeith … Padan Fain … Das erhöhte nur die Zahl der schrecklichen Verbrechen dieses Mannes. Perrin würde dafür sorgen, dass er dafür bezahlte. Auf die eine oder andere Weise.
Er ging auf das Wegetor zu, um zu Reisen, damit er Rand aufspüren konnte. Gaul trat an seine Seite.
»Ich gehe an einen Ort, der dir verwehrt ist, mein Freund«, sagte Perrin leise, und sein Schmerz verblasste. »Es tut mir leid.«
»Du gehst zu dem Traum im Traum«, erwiderte Gaul und gähnte. »Ich bin sehr müde.«
»Aber …«
»Ich komme mit, Perrin Aybara. Wenn du willst, dass ich zurückbleibe, kannst du mich ja umbringen.« Perrin wagte es nicht, ihn deswegen zu bedrängen. Er nickte.
Er warf noch einen Blick zurück und hob noch einmal seinen Hammer. Dabei fiel sein Blick durch ein anderes Wegetor, das nach Mayene, das Grady noch immer offen hielt. Auf der anderen Seite standen zwei Gestalten in weißen Gewändern, die Gaul beobachteten. Der Aiel hob einen Speer in ihre Richtung. Wie musste sich das für zwei Kriegerinnen anfühlen, an der Letzten Schlacht nicht teilhaben zu können? Vielleicht hätte Rand versuchen sollen, die Gai’shain für ein paar Wochen von ihren Eiden befreien zu lassen.
Aber vermutlich hätte er damit jeden einzelnen Aiel gegen sich aufgebracht. Das Licht helfe jedem Feuchtländer, der es wagte, sich am Ji’e’toh zu vergreifen.
Perrin duckte sich durch das Wegetor auf das Feld von Merrilor. Dort packten er und Gaul für eine lange Reise – genug Wasser und Proviant, so viel sie zu tragen wagten.
Perrin brauchte fast eine halbe Stunde, um Rands Asha’man zu überzeugen, ihm zu verraten, wo ihr Anführer hingegangen war. Schließlich öffnete ihm ein widerstrebender Naeff ein Tor. Perrin verließ Merrilor und trat in etwas hinein, das eigentlich nur die Fäule sein konnte. Aber die Felsen waren kalt.
Die Luft roch nach Tod und Verzweiflung. Der Gestank überwältigte Perrin, und er brauchte Minuten, um die normalen Gerüche davon trennen zu können. Rand stand direkt ein Stück voraus, an der vorderen Kante eines Felsgrats, die Arme auf dem Rücken gehalten. Hinter ihm hatte sich eine Gruppe seiner Berater, Kommandanten und Leibwächter versammelt, einschließlich Moiraine, Aviendha und Cadsuane. Aber in diesem Augenblick stand er ganz allein an der Kante.
In der Ferne erhob sich der Gipfel des Shayol Ghul. Ein Frösteln überkam Perrin. Die unerschütterliche Entschlossenheit auf Rands Gesicht war unverkennbar, während er den Berg betrachtete.
»Licht!«, sagte Perrin. »Ist es so weit?«
»Nein«, erwiderte Rand leise. »Das ist eine Prüfung, um zu sehen, ob er mich wahrnimmt.«
»Perrin?«, fragte Nynaeve von der Hügelseite. Sie hatte eben noch mit Moiraine gesprochen, und wenigstens dieses eine Mal roch sie nicht hasserfüllt. Zwischen diesen beiden Frauen hatte sich etwas getan.
»Ich brauche ihn nur kurz«, sagte Perrin und stellte sich neben Rand an die Kante des Felsvorsprungs. Hier waren auch Aiel vertreten, und er wollte nicht, dass sie und erst recht nicht die Weisen Frauen mitbekamen, worum er Rand bitten würde.
»Du hast diesen Moment und viele weitere, Perrin«, sagte Rand. »Ich stehe tief in deiner Schuld. Was möchtest du?«
»Nun …« Perrin sah über die Schulter. Würden Moiraine oder Nynaeve genug wissen, um zu versuchen, ihn aufzuhalten? Vermutlich. Frauen versuchten immer einen Mann davon abzuhalten, das zu tun, was er tun musste,
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