Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
anderen Ogier kämpften gegen eine Horde aus Abertausenden von Trollocs – das zweite Heer, das aus dem Süden gekommen war und die Stadt umgangen hatte, um sie zu zerschmettern. Armbrustmänner von der Legion des Drachen flankierten die Ogier und feuerten Salven Bolzen ab; man hatte sie von der Front abgezogen, als die Tiermenschen ihre Linien angegriffen hatten. Der Feind hatte die schwere Kavallerie der Legion versprengt, erschöpft wie sie gewesen war. Kompanien Pikenmänner stemmten sich verzweifelt gegen die Wogen der Angreifer, und die Wolfsgarde klammerte sich an eine auseinanderfallende Linie auf dem anderen Hügel.
Er hatte ein paar Dinge von dem aufgeschnappt, was sich auf anderen Teilen des Schlachtfelds zutrug. Elaynes Truppen hatten das Nordheer der Trollocs ausgelöscht, und während die Ogier kämpften und die Drachen beschützten, die von den Hügeln über ihnen feuerten, gesellten sich immer mehr Soldaten zu der neuen Front. Sie kamen blutig, erschöpft und entkräftet an.
Die neue Streitmacht des Schattengezüchts würde sie vernichten.
Die Ogier sangen ein Trauerlied. Diese Weise sangen sie für Wälder, die man abholzen musste, oder für die Großen Bäume, die in einem Sturm gestorben waren. Es war ein Lied über Verlust, Bedauern und Unausweichlichkeit. Er stimmte in den letzten Refrain ein.
»Alle Flüsse versanden
Alle Lieder enden
Jede Wurzel stirbt
Jeder Ast muss sich beugen …«
Er schickte einen knurrenden Trolloc zu Boden, aber ein anderer schlug die Zähne in sein Bein. Er brüllte auf und brach sein Lied ab, als er den Tiermenschen beim Nacken packte. Er hatte sich selbst nie als stark betrachtet, jedenfalls nicht nach Maßstäben der Ogier, aber er hob die Bestie in die Höhe und schleuderte sie in ihre Gefährten hinein.
Überall um ihn herum lagen tote Männer – zerbrechliche Männer. Der Verlust ihres Lebens schmerzte ihn. Jedem von ihnen hatte nur eine so kurze Lebensspanne zur Verfügung gestanden. Einige, die noch am Leben waren, kämpften noch. Loial wusste, dass sie sich als größer betrachteten, als sie waren, aber hier auf dem Schlachtfeld mit den Ogiern und Trollocs erschienen sie wie Kinder, die im Weg standen.
Nein. Er würde sie nicht auf diese Weise betrachten. Die Männer und Frauen kämpften mit Mut und Leidenschaft. Keine Kinder, sondern Helden. Sie zerbrochen zu sehen ließ ihn trotzdem die Ohren anlegen. Er fing wieder an zu singen, dieses Mal nur lauter, und dieses Mal war es kein Trauerlied. Es war ein Lied, das er noch nicht gesungen hatte, ein Lied des Wachsens, aber keines der Baumlieder, die ihm so vertraut waren.
Er brüllte es laut und wütend, während er mit der Axt um sich schlug. An allen Seiten ergrünte das Gras, neues Leben spross. Den Schäften der Trolloc-Waffen wuchsen Blätter; viele der Bestien knurrten und ließen entsetzt die Waffen fallen.
Loial kämpfte weiter. Dieses Lied war kein Lied über den Sieg. Es war ein Lied des Lebens. Loial hatte keineswegs vor, auf diesem Hügel zu sterben.
Beim Licht, vor seinem Tod hatte er noch ein Buch zu beenden!
Mat stand im Befehlshaus der Seanchaner, umgeben von skeptischen Generälen. Min war gerade erst zurückgekehrt, nachdem man sie fortgeführt und in feine seanchanische Gewänder gesteckt hatte. Tuon war ebenfalls gegangen, um irgendeine kaiserliche Pflicht zu erfüllen.
Der Blick auf die Karten ließ Mat innerlich fluchen. Karten, Karten und noch mehr Karten. Papier. Die meisten von ihnen waren von Tuons Sekretären im verblassenden Licht des Vorabends angefertigt worden. Wie sollte er wissen, ob sie auch stimmten? Mat hatte einmal nachts in Caemlyn einen Straßenkünstler eine hübsche Frau zeichnen sehen, und das fertige Bild hätte man für viel Gold als das perfekte Porträt von Cenn Bui in einem Kleid verkaufen können.
Er neigte immer stärker zu der Ansicht, dass Schlachtkarten etwa so nützlich wie ein dicker Mantel in Tear waren. Er musste die Schlacht selbst sehen und nicht, wie sie sich jemand anders vorstellte. Die Karten waren schlicht zu oberflächlich.
»Ich sehe mir das Schlachtfeld an«, verkündete er.
»Ihr wollt was?«, fragte Courtani. Die seanchanische Bannergeneralin war etwa so hübsch wie ein Haufen Stöcke, die man in eine Rüstung gesteckt hatte. Irgendwann einmal musste sie etwas Saures gegessen haben; nachdem sie herausgefunden hatte, dass man mit der daraus resultierenden Grimasse sehr gut Vögel verscheuchen konnte, hatte sie sich
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