Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
floss noch. Der Schatten würde versuchen, das zu ändern. Versuchte es in diesem Augenblick. Gelegentlich trieb der Kadaver eines Trollocs oder Maultiers vorbei.
Tam schoss weiterhin seine Pfeile ab, und Abell und die anderen Männer von den Zwei Flüssen schlossen sich ihm an. Manchmal zielten sie einfach nur in die Masse, suchten sich keine individuellen Trollocs aus – aber das kam selten vor. Ein normaler Soldat würde vielleicht ohne zu zielen schießen, in der Annahme, dass sein Pfeil schon etwas treffen würde, aber kein guter Bogenschütze aus den Zwei Flüssen würde so handeln. Für Soldaten waren Pfeile Wegwerfgüter, aber nicht für Waldläufer.
Tiermenschen stürzten in Wellen. Außer Tam und seinen Männern spannten Armbrustmänner ihre Waffen und schossen eine Salve nach der anderen auf das Schattengezücht. Die hinten stehenden Blassen peitschten auf die Trollocs ein und versuchten, sie über den Fluss zu zwingen, aber ohne großen Erfolg.
Tams Pfeil traf einen Blassen genau an der Stelle, wo die Augen hätten sein sollen. In der Nähe pfiff ein großer Mann namens Bayrd anerkennend, während er sich auf seine Axt stützte und dem Beschuss zusah. Er gehörte einer Gruppe Soldaten an, die die Bogenschützen beschützen sollten, sobald die Trollocs zur Flussüberquerung gezwungen wurden.
Bayrd gehörte zu den Söldnerführern, die eher zufällig zum Heer gestoßen waren, und obwohl er offensichtlich Andoraner war, wollten weder er noch die ungefähr hundert Männer in seiner Begleitung Auskunft geben, wo sie hergekommen waren. »Ich muss mir einen dieser Bögen besorgen«, sagte Bayrd zu seinen Gefährten. »Verflucht noch mal, habt ihr das gesehen?«
Abell und Azi lächelten und schossen weiter. Tam lächelte nicht. Die Leere besaß keinen Humor, obwohl sich außerhalb davon kurz ein Gedanke regte. Tam wusste, warum Abell und Azi gelächelt hatten. Einen Bogen aus den Zwei Flüssen zu haben machte einen noch lange nicht zu einem Bogenschützen aus den Zwei Flüssen.
»Ich glaube«, sagte Galad Damodred, der in der Nähe auf seinem Pferd saß, »Ihr würdet Euch selbst mehr Schaden zufügen als dem Feind, solltet Ihr versuchen, damit zu schießen. Al’Thor, wie lange noch?«
Tam ließ den nächsten Pfeil fliegen. »Noch fünf«, sagte er und griff nach dem nächsten Pfeil in dem Köcher an seinem Gürtel. Er spannte ihn ein, schoss ihn ab, machte weiter. Zwei, drei, vier, fünf.
Fünf weitere tote Trollocs. Insgesamt hatte er über dreißig Pfeile abgeschossen. Einmal hatte er verfehlt, aber das auch nur, weil Abell die Bestie getötet hatte, auf die er gezielt hatte.
»Bogenschützen, aufhören!«, rief Tam.
Die Männer zogen sich zurück, und Tam ließ das Nichts los, als eine Gruppe Ungeheuer ans Ufer stolperte. Noch immer führte Tam Perrins Truppen an, zumindest gewissermaßen. Weißmäntel, Ghealdaner und Wolfsgarde erwarteten alle die endgültige Einwilligung von ihm, aber jede Gruppe hatte ihre eigenen Anführer. Er persönlich befahl über die Bogenschützen.
Perrin, du solltest lieber schnell gesunden. Als Haral den Jungen am Vortag am Rand des Lagers im Gras liegend gefunden hatte, blutverschmiert und dem Tode nahe … Beim Licht, das hatte ihnen allen einen großen Schrecken eingejagt.
Perrin war sicher nach Mayene gebracht worden, wo er vermutlich den Rest der Letzten Schlacht verbringen würde. Kein Mann erholte sich schnell von der Art Verletzung, die der Junge davongetragen hatte, nicht einmal mit einer Heilung durch eine Aes Sedai. Den Kampf zu verpassen würde ihn in den Wahnsinn treiben, aber manchmal passierte so etwas eben. Das gehörte zum Soldatentum.
Tam und seine Leute zogen sich zu den Ruinen zurück, wo sie dem Kampf von erhöhtem Gelände aus zusehen konnten, und er organisierte seine Schützen für den Fall, dass sie gebraucht wurden; Läufer brachten neue Pfeile. Mat hatte Perrins Truppen an der Seite der Drachenverschworenen aufgestellt, die von Tinna angeführt wurden, einer statuesken Frau. Tam hatte nicht die geringste Ahnung, wo sie herkam oder warum gerade sie den Befehl hatte – sie hatte die Haltung einer Lady, den Körperbau einer Aiel und die Hautfarbe einer Saldaeanerin. Die anderen schienen auf sie zu hören. Tam hatte Drachenverschworene noch nie verstanden, also kam er ihnen nicht in die Quere.
Man hatte seinem Heer befohlen, die Stellung zu halten. Mat hatte erwartet, dass Sharaner und Trollocs im Westen am heftigsten angreifen würden;
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