Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Pevara, und sie webte Erde und schickte die Gewebe in den Boden neben einer Gruppe. Ein großes Stück Felsen erbebte, brach ab und schickte zwei Dutzend Bestien in die Tiefe.
»Wir erregen Aufmerksamkeit!«, sagte Emarin und setzte einen Myrddraal in Brand, der auf sie zugeschlichen war. In Flammen gehüllt zuckte und kreischte er und wollte einfach nicht sterben. Schwitzend unterstützte Pevara Emarins Feuer und verbrannte die Kreatur, bis sie nur noch aus geschwärzten Knochen bestand.
»Nun, das ist ja nicht schlecht!«, erwiderte Androl. »Wenn wir genug Aufmerksamkeit erregen, wird sich früher oder später eine der Schwarzen Ajah oder einer von Taims Männern um uns kümmern.«
Jonneth fluchte. »Das ist beinahe so, als würde man in einen Ameisenhaufen springen und darauf warten, dass sie einen beißen.«
»Das ist genauso«, erwiderte Androl. »Ihr haltet nach ihnen Ausschau. Ich kümmere mich um die Trollocs!«
Das ist aber ein kühnes Versprechen, dachte Pevara an ihn gerichtet.
Seine Antwort war so warm wie Hitze von einer Herdplatte. Es klang heroisch.
Ich nehme an, Ihr könntet etwas zusätzliche Kraft brauchen?
Ja, bitte.
Sie bot ihm die Verknüpfung. Er füllte sich mit ihrer Kraft und übernahm die Kontrolle des Zirkels. Wie immer war die Verknüpfung mit ihm eine überwältigende Erfahrung. Sie fühlte, wie ihre Empfindungen immer wieder zwischen ihnen beiden hin- und hergeschleudert wurden, was sie erröten ließ. Ob er wohl spürte, mit welchen Augen sie ihn langsam betrachtete?
So albern wie ein Mädchen im knielangen Rock, dachte sie im Stillen, wobei sie ihre Gedanken sorgfältig vor ihm abschirmte, das kaum alt genug ist, um den Unterschied zwischen Jungen und Mädchen zu kennen. Und dann auch noch mitten im Krieg.
Während der Verknüpfung mit ihm fiel es ihr schwer, ihre Gefühle so zu stählen, wie es eine Aes Sedai sollte. Ihre beiden Persönlichkeiten vermischten sich wie zwei Farben, die man in denselben Topf schüttete. Sie kämpfte dagegen an, entschlossen, ihre Identität zu bewahren. Bei einer Verknüpfung war das von entscheidender Bedeutung, was man ihr immer wieder eingehämmert hatte.
Androl zeigte auf eine Gruppe Ungeheuer, die angefangen hatten, ihn mit Pfeilen zu beschießen. Blitzartig öffnete sich das Wegetor und verschlang die Geschosse. Pevara blickte sich um und entdeckte, dass sie auf eine andere Gruppe Tiermenschen hagelten.
Wegetore öffneten sich im Boden, rissen die Trollocs von den Beinen und ließen sie Hunderte Fuß am Himmel wieder erscheinen. Ein winziges Wegetor schnitt einem Myrddraal den Kopf ab und ließ den Körper zappelnd tintenschwarzes Blut verspritzen. Androls Mannschaft stand jetzt in der Nähe des westlichen Abschnitts, wo einst die Drachenstellung gewesen war. Überall um sie herum befanden sich Schattengezücht und Sharaner.
Androl, Machtlenken! Sie konnte fühlen, wie es in die Höhe stieg. Etwas Mächtiges.
Taim! Androls sofort aufflammende Wut fühlte sich an, als würde sie Pevara gleich aus der Welt brennen. Darin verbarg sich der Verlust von Freunden und der Zorn über den Verrat eines Mannes, der sie doch hätte beschützen sollen.
Vorsichtig, mahnte sie. Wir wissen nicht, ob er es ist.
Der Angreifer befand sich in einem Zirkel aus Männern und Frauen, sonst hätte Pevara ihn nicht wahrnehmen können. Tatsächlich konnte sie die Gewebe nicht sehen. Aber sie sah die bedrohliche, fast einen Schritt breite Feuersäule, die auf sie zuschoss und heiß genug war, um den steinigen Boden rot glühen zu lassen.
In letzter Sekunde konnte Androl ein Wegetor öffnen, das die Feuersäule abfing und zurück in die Richtung schickte, aus der sie gekommen war. Brausendes Feuer verbrannte Trolloc-Kadaver und entzündete Unkraut und Büsche.
Was dann geschah, bekam Pevara gar nicht bewusst mit. Androls Tor verschwand, als hätte man es ihm aus der Hand gerissen, dann schlugen direkt neben ihnen Blitze ein. Pevara krachte zu Boden, Androl landete schwer auf ihr.
In diesem Augenblick verlor sie sich.
Es geschah zufällig, ausgelöst von dem schweren Zusammenstoß. In den meisten Fällen wäre ihre Verknüpfung einfach entglitten, aber Androl hatte einen kräftigen Griff. Der Damm, der Pevaras Ich von dem seinen trennte, brach entzwei, und sie verschmolzen. Als würde man durch einen Spiegel treten und dann sich selbst betrachten.
Gewaltsam zog sie sich wieder heraus, tat das aber mit einer messerscharfen Wahrnehmung, die sie nicht
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