Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Gewebe. Perrins Worte.
Der Augenblick war vorbei, und M’Hael war geflohen. Sie würde Narishma in ihrer Nähe behalten müssen, damit er sie warnte, wenn ein Mann anfing, die Macht zu lenken.
Es sei denn, M’Hael benutzt wieder die Wahre Macht. Kann ein anderer Mann das überhaupt wahrnehmen?
»Mutter!«
Merise zeigte in die Richtung, in der die meisten Aes Sedai und Asha’man noch immer gegen die sharanischen Streitkräfte kämpften. Viele Schwestern in farbigen Kleidern lagen tot auf dem Hang.
Gawyns Tod suchte ihre Gedanken wie ein Attentäter in Schwarz heim. Egwene biss die Zähne zusammen und fachte ihren Zorn an, füllte sich mit der Einen Macht und stürzte sich auf die Sharaner.
Hurin kämpfte zusammen mit den anderen Grenzländern auf der Polov-Anhöhe, die Nase mit einem Tuch verbunden.
Selbst durch den Stoff roch er den Krieg. So viel Gewalt um ihn herum, der Gestank von Blut und verfaulendem Fleisch. Er klebte am Boden, an seinem Schwert, sogar an seiner Kleidung . Während der Schlacht hatte er sich bereits mehrere Male heftig übergeben müssen.
Trotzdem kämpfte er weiter. Er warf sich zur Seite, als ein Trolloc mit den Zügen eines Bären über die Leichen kroch und auf ihn einschlug. Das Schwert der Bestie ließ den Boden erzittern, und Hurin schrie auf.
Die Kreatur lachte ein unmenschliches Lachen und hielt Hurins Aufschrei für Furcht. Sie machte einen Satz nach vorn, also duckte sich Hurin darunter hinweg und schlitzte ihr im Vorbeigehen den Leib auf. Das Ungeheuer kam stolpernd zum Stehen und sah zu, wie sich seine stinkenden Eingeweide auf den Boden ergossen.
Ich muss Zeit für Lord Rand erkaufen, dachte Hurin und wartete darauf, dass der nächste Trolloc über die Leichen stieg. Sie kamen die Ostseite der Anhöhe hinauf, die Flussseite. Hier war der Hang so steil, dass sie stellenweise beinahe klettern mussten, aber beim Licht, es waren so viele von ihnen.
Kämpf weiter, kämpf weiter.
Lord Rand war zu ihm gekommen, um sich zu entschuldigen. Zu ihm! Nun, er würde dafür sorgen, dass er stolz auf ihn sein konnte. Der Wiedergeborene Drache brauchte die Vergebung eines kleinen Diebefängers nicht, trotzdem hielt sich bei Hurin das Gefühl, als hätte sich die Welt selbst wieder zurechtgerückt. Lord Rand war wieder Lord Rand. Lord Rand würde sie retten, wenn sie ihm nur genug Zeit verschaffen konnten.
Es gab eine Atempause. Er runzelte die Stirn. Die Bestien waren zahllos erschienen. Unmöglich konnten sie alle tot sein. Vorsichtig trat er weiter nach vorn und spähte über die Leichen den steilen Hang hinunter.
Nein, sie waren nicht besiegt. Noch immer schien das Meer der Bestien kein Ende zu nehmen. Die unten brennenden Feuer beleuchteten sie noch immer. Die Trollocs hatten mit ihrem Aufstieg innegehalten, weil sie die Kadaver auf dem Hang aus dem Weg schaffen mussten. Viele davon waren von Tams Bogenschützen niedergemäht worden. Viel weiter darunter kämpfte ein weitaus größeres Heer Trollocs gegen Elaynes Armee am Flussbett.
»Wir sollten ein paar Minuten lang Ruhe haben«, sagte Lan Mandragoran vom Sattel seines Hengstes aus zu den Soldaten. Nicht weit entfernt ritt auch Königin Alliandre und unterhielt sich völlig ruhig mit ihren Männern. Zwei Monarchen in Sichtweite. Sie wussten, wie man Befehle zu geben hatte. Das gab Hurin neue Zuversicht.
»Sie bereiten sich auf einen letzten Sturm vor«, sagte Lan, »einen Ansturm, der uns vom Hang vertreiben soll, damit sie uns hier auf ebenem Boden bekämpfen können. Ruht euch aus, während sie die Kadaver wegräumen. Das Licht schenke euren Schwertern seine Gunst, Freunde. Der nächste Angriff wird der schlimmste sein.« Der nächste Angriff würde der schlimmste sein? Licht!
Hinter ihnen in der Mitte des Plateaus bedrängte der Rest von Mats Heer weiterhin die sharanische Armee und versuchte sie nach Südwesten zurückzuwerfen. Falls ihm das gelang und er sie nach unten gegen die Trollocs zwingen konnte, die gegen Elaynes Soldaten kämpften, würde das ein großes Durcheinander verursachen, das er zu seinem Vorteil nutzen könnte. Aber im Augenblick gaben die Sharaner keinen Zoll an Boden preis; tatsächlich drängten sie Mats Heer zurück, das anfing nachzugeben.
Hurin legte sich hin und lauschte dem Stöhnen überall um sich herum, hörte die fernen Rufe und das Klirren aufeinandertreffender Waffen, roch den Geruch der Gewalt, der in einem Ozean aus Gestank um ihn herumhing.
Das Schlimmste stand ihnen noch
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