Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
mich. Die Furcht in seinen Augen. Diese Furcht kenne ich jetzt.« Er zögerte. »Mein Vater sprang von dieser Klippe, um das Leben seiner Familie zu retten.«
»Es tut mir leid«, sagte Pevara.
»Das Wissen, was ich bin, was er war, das hilft.«
Der Regen hatte wieder eingesetzt, dicke Tropfen prasselten wie Kieselsteine gegen das Fenster. Die Außentür öffnete sich, und endlich kam Emarin. Sein Blick fiel auf den in der Luft schwebenden Dobser, und auf seiner Miene zeichnete sich Erleichterung ab. Dann sah er die anderen beiden und zuckte zusammen. »Was habt Ihr getan?«
»Was getan werden musste«, erwiderte Androl und stand auf. »Was hat Euch aufgehalten?«
»Beinahe hatte ich noch eine Konfrontation mit Coteren«, sagte Emarin und starrte die beiden gefangenen Asha’man noch immer an. »Ich glaube, uns bleibt nicht viel Zeit. Wir ließen nicht zu, dass sie uns herausforderten, aber Coteren erschien ärgerlich – viel mehr als sonst. Ich glaube nicht, dass sie uns noch lange tolerieren.«
»Nun, diese Gefangenen sorgen sowieso dafür, dass unsere Zeit begrenzt ist«, sagte Pevara und bewegte Dobser ein Stück zur Seite, um für Emarin Platz zu machen. »Glaubt Ihr wirklich, Ihr könnt diesen Mann zum Reden bringen? Schon früher habe ich versucht, Schattenfreunde der Befragung zu unterziehen. Sie können schwer zu brechen sein.«
»Ah, aber das ist kein Schattenfreund«, erwiderte Emarin. »Das ist Dobser.«
»Ich glaube nicht, dass er das wirklich ist«, sagte Androl und musterte den Mann, der gefesselt dort schwebte. »Ich kann einfach nicht akzeptieren, dass man jemanden dazu zwingen kann, dem Dunklen König zu dienen.«
Pevara war da völlig anderer Meinung, das spürte er deutlich. Sie glaubte wirklich, dass es auf diese Weise geschah. Sie hatte erklärt, dass jeder Machtlenker einfach Umgedreht werden konnte. So bezeichneten es die alten Aufzeichnungen.
Die Vorstellung verursachte Androl Übelkeit. Jemanden dazu zu zwingen, sich dem Bösen zuzuwenden? So etwas durfte nicht möglich sein. Das Schicksal bewegte die Menschen, brachte sie oft in eine schreckliche Lage, raubte ihnen das Leben, manchmal auch den Verstand. Aber die Entscheidung, dem Dunklen König zu dienen oder dem Licht … sicherlich war das die eine Entscheidung, die man einem Menschen nicht nehmen konnte.
Der Schatten, den er hinter Dobsers Augen erkennen konnte, reichte ihm als Beweis. Der Mann, den er gekannt hatte, war verschwunden. Man hatte ihn getötet, und etwas anderes – etwas Böses – war in seinen Körper gesteckt worden. Eine neue Seele. Das musste es sein.
»Was auch immer er ist«, sagte Pevara, »ich bin noch immer skeptisch, dass Ihr ihn zum Reden zwingen könnt.«
»Die beste Überredung«, sagte Emarin mit auf dem Rücken verschränkten Händen, »ist die, die nicht erzwungen wird. Pevara Sedai, wenn Ihr so freundlich wärt, die Gewebe auf seinen Ohren zu entfernen, damit er wieder hören kann – aber entfernt sie so unauffällig wie möglich, als wäre das Gewebe verknotet gewesen und würde sich nun auflösen. Ich will, dass er meine nächsten Worte belauscht.«
Sie tat es. Zumindest nahm Androl das an. Der Doppelbund bedeutete keineswegs, dass sie die Gewebe des anderen sehen konnten. Aber er spürte ihre Nervosität. Sie dachte an Schattenfreunde, die sie verhört hatte, und wünschte sich … irgendetwas? Ein Werkzeug, das sie gegen sie benutzen konnte?
»Ich glaube, wir können uns auf meinen Besitzungen verstecken«, sagte Emarin mit hochmütiger Stimme.
Androl blinzelte. Der Mann schien plötzlich an Haltung gewonnen zu haben, gab sich stolzer, viel … befehlsgewohnter. Seine Stimme wurde energischer, verächtlicher. Von jetzt auf gleich war er zum Adligen geworden.
»Niemand wird auf die Idee kommen, dort nach uns zu suchen«, fuhr Emarin fort. »Ich akzeptiere euch als meine Begleiter, und die Geringeren unter uns – wie zum Beispiel der junge Evin – können als Diener in meine Dienste treten. Wenn wir unsere Karten richtig ausspielen, können wir eine rivalisierende Schwarze Burg aufbauen.«
»Ich … weiß nicht, ob das so klug wäre«, sagte Androl und spielte mit.
»Schweigt«, befahl Emarin. »Ich frage Euch nach Eurer Meinung, wenn ich sie hören will. Aes Sedai, wir haben nur eine Möglichkeit, um zu Rivalen der Weißen und Schwarzen Burg zu werden, wir müssen einen Ort schaffen, an dem männliche und weibliche Machtlenker zusammenarbeiten. Eine … Graue Burg,
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