Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
Bild von Hilfsbereitschaft und Offenheit. »Ja, Hauptmann. Aus Tanchico.«
»Was könnt Ihr mir von der Stadt berichten? Es hat Gerüchte gegeben.«
»Gerüchte, Hauptmann? Als wir abfuhren, war von Gesetz und Ordnung nicht mehr viel übriggeblieben. Die Stadt war voll von Flüchtlingen, und auf dem Land tummeln sich Rebellen und Banditen. Der Handel ist fast zum Erliegen gekommen.« Das war die simple Wahrheit, klar ausgesprochen. »Deshalb werden diese Farbstoffe besonders gute Preise erzielen. Es werden bestimmt lange Zeit keine Textilfarben mehr aus Tarabon angeboten werden, glaube ich.«
»Flüchtlinge, Handel oder Farbstoffe sind mir gleich, Händlerin«, sagte der Offizier mit nichtssagender Stimme. »Saß Andric noch auf dem Thron?«
»Ja, Hauptmann.« Offensichtlich hatte es Gerüchte gegeben, jemand habe Tanchico eingenommen und den König verdrängt. Vielleicht war das mittlerweile tatsächlich geschehen. Aber wer? Einer der aufständischen Lords, die sich untereinander genauso energisch bekämpften wie den König, oder die Drachenverschworenen, die sich dem Wiedergeborenen Drachen angeschlossen hatten, ohne ihn jemals gesehen zu haben? »Andric war immer noch König und Amathera war Panarchin, als wir abfuhren.«
Seine Augen sagten, dass sie vielleicht log. »Man sagt, die Hexen aus Tar Valon seien darin verwickelt. Habt Ihr Aes Sedai dort gesehen oder von ihnen gehört?«
»Nein, Hauptmann«, sagte sie schnell. Der Große Schlangenring brannte ihr auf der Haut. Fünfzig Weißmäntel um sie herum. Diesmal konnte ihnen kein Sandsturm helfen, und außerdem empfand sie, auch wenn sie das vor sich selbst leugnete, mehr Angst als Zorn. »Einfache Kauffrauen wollen mit der Sorte nichts zu tun haben.« Er nickte und sie riskierte selbst eine Frage. Alles, um schnell das Thema zu wechseln. »Wenn Ihr so freundlich sein würdet, Hauptmann: Haben wir bereits Amadicia erreicht?«
»Die Grenze befindet sich fünf Meilen weit im Osten«, betonte er. »Wenigstens für den Augenblick. Das erste Dorf, das Ihr antreffen werdet, ist Mardecin. Haltet Euch an das Gesetz, und es wird Euch nichts geschehen. Dort befindet sich eine Garnison der Kinder.« Es klang, als habe die Garnison nichts anderes zu tun, als darüber zu wachen, dass sie sich an die Gesetze hielten.
»Seid Ihr gekommen, um die Grenze zu verschieben?«, fragte Elayne mit einem Mal kühl. Nynaeve hätte sie erwürgen können.
Der Blick aus diesen tiefliegenden, misstrauischen Augen wanderte zu Elayne hinüber, und Nynaeve sagte hastig: »Vergebt Ihr, mein Lordhauptmann. Sie ist die Tochter meiner ältesten Schwester. Sie glaubt, sie hätte als Lady geboren werden sollen, und außerdem kann sie die Finger nicht von den Jungen lassen. Deshalb hat ihre Mutter sie zu mir geschickt.« Elaynes wütendes Nach-Luft-Schnappen passte perfekt. Es stimmte ja auch alles. Nynaeve hätte vielleicht nicht unbedingt das mit den Jungen anfügen müssen, aber es schien so gut zu passen.
Der Weißmantel starrte sie noch einen Augenblick lang an und sagte dann: »Der kommandierende Lordhauptmann schickt Lebensmittel nach Tarabon. Sonst käme bald dieses Taraboner Ungeziefer über die Grenze geschlichen und würde alles stehlen, was man kauen kann. Wandelt unter dem Licht«, fügte er hinzu, und dann wendete er sein Pferd und galoppierte zurück an die Spitze der Kolonne. Es hatte aber weder wie ein Vorschlag noch wie ein Segenswunsch geklungen.
Thom ließ den Wagen weiterrollen, sobald der Offizier weg war, doch alle saßen schweigend da und hüstelten höchstens einmal, bis sie weit von den letzten Soldaten entfernt und aus der Staubwolke ihrer Wagen herausgefahren waren.
Nynaeve befeuchtete ihre Kehle mit ein wenig Wasser und drückte den Behälter dann Elayne in die Hände. »Was hast du denn eigentlich dort hinten vorgehabt? Was hast du dir dabei gedacht?«, fuhr sie sie an. »Wir befinden uns doch nicht im Thronsaal deiner Mutter, und die würde solche Fragen gar nicht zulassen!«
Elayne leerte zuerst den Wasserbehälter bis zur Neige, bevor sie ihr die Gnade einer Antwort gewährte. »Du bist vor ihm gekrochen, Nynaeve.« Sie verstellte ihre Stimme und flötete süßlich und unterwürfig: »Ich will sehr lieb und folgsam sein, Hauptmann. Darf ich Eure Stiefel küssen, Hauptmann?«
»Wir versuchen, Kaufleute zu spielen und keine Königinnen, die inkognito reisen!«
»Kaufleute müssen deshalb noch lange keine Speichellecker sein! Du hattest Glück, dass er
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