Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
was Ihr zu sagen habt? Ich glaubte, Siuan sei einst Eure Freundin gewesen, Moiraine. Könnt Ihr um sie keine Träne vergießen?«
Die Aes Sedai blickte sie an, und dieser kühle, würdevolle Blick sagte ihr, wie weit sie selbst noch kommen müsse, um diesen Titel ebenfalls verdient zu haben. Im Sitzen war Egwene beinahe um einen Kopf größer, und sie war um einiges stärker, was den Gebrauch der Macht betraf, doch es war mehr an einer Aes Sedai als nur die Kraft. »Ich habe keine Zeit für Tränen, Egwene. Die Drachenmauer liegt nun nur noch wenige Tagesreisen entfernt, und die Alguenya … Siuan und ich waren einst Freundinnen. In ein paar Monaten werden es insgesamt einundzwanzig Jahre, seit wir unsere Suche nach dem Wiedergeborenen Drachen begannen. Nur wir beide waren es damals, zwei, die gerade erst zu Aes Sedai erhoben worden waren. Kurz danach wurde Sierin Vayu zur Amyrlin erwählt, eine Graue, die mehr als nur ein bisschen von den Roten beeinflusst war. Hätte sie erfahren, was wir vorhatten, dann hätten wir den Rest unseres Lebens damit verbracht, Strafdienst zu leisten, während uns Rote Schwestern selbst noch im Schlaf bewachten. Es gibt ein Sprichwort in Cairhien, das ich allerdings auch schon weit entfernt in Tarabon und Saldaea gehört habe: ›Nimm, was du willst, und zahle dafür.‹ Siuan und ich schlugen den Pfad ein, den wir nehmen wollten, und es war uns klar, dass wir irgendwann dafür bezahlen müssten.«
»Ich verstehe trotzdem nicht, wie Ihr so ruhig sein könnt. Siuan könnte tot sein oder vielleicht sogar einer Dämpfung unterzogen. Elaida wird entweder Rand ganz und gar feindlich gegenüberstehen oder versuchen, ihn bis Tarmon Gai’don irgendwo festzusetzen. Ihr wisst, sie wird niemals einen Mann frei herumlaufen lassen, der die Macht lenken kann. Wenigstens stehen nicht alle hinter Elaida. Einige der Blauen Ajah versammeln sich irgendwo – ich weiß noch nicht, an welchem Ort –, und ich glaube, auch andere haben die Burg verlassen. Nynaeve berichtet, sie habe eine Botschaft erhalten, dass alle Schwestern gebeten werden, zur Burg zurückzukehren. Eine der Augen-und-Ohren der Gelben sagte ihr das. Wenn die Blauen und Gelben beide weg sind, sind bestimmt auch noch andere geflohen. Und wenn sie sich gegen Elaida stellen, werden sie möglicherweise Rand unterstützen.«
Moiraine seufzte leise. »Erwartet Ihr von mir, dass ich froh darüber bin, wenn sich die Burg gespalten hat? Ich bin eine Aes Sedai, Egwene. Ich habe mein Leben der Burg geweiht, lange bevor ich auch nur vermutete, dass der Drache noch zu meinen Lebenszeiten wiedergeboren werde. Die Burg war dreitausend Jahre lang unser Bollwerk gegen den Schatten. Sie hat Herrscher zu weisen Ratschlüssen geführt, Kriege beendet, bevor sie begannen, und andere, nachdem sie begonnen hatten. Dass sich die Menschheit überhaupt an das Warten des Dunklen Königs auf seine Befreiung und an die bevorstehende Letzte Schlacht erinnert, verdankt sie der Burg. Der vollständigen, vereinigten Kraft der Burg. Ich wünschte fast, alle Schwestern hätten Elaida die Treue geschworen, was auch mit Siuan geschehen sein mag.«
»Und Rand?« Egwene sprach mit genauso ruhiger, beherrschter Stimme. Die Flammen begannen endlich, die Luft im Zelt etwas zu erwärmen, aber Moiraine hatte dem auf ihre eigene Art eine innere Kälte hinzugefügt. »Der Wiedergeborene Drache. Ihr habt selbst gesagt, dass er nicht für Tarmon Gai’don gerüstet sein kann, wenn man ihm nicht Freiheit gestattet, Freiheit zu lernen und die Welt zu beeinflussen. Die vereinigten Kräfte der Burg könnten ihn trotz aller Aiel in der Wüste gefangenhalten.«
Moiraine lächelte ein klein wenig. »Ihr lernt gut. Kühle Vernunft ist immer besser als hitzige Worte. Aber Ihr vergesst, dass nur dreizehn miteinander verknüpfte Schwestern einen Mann vor Saidin abschirmen können, und selbst wenn sie nicht wissen, wie man die Stränge abbindet, genügen weniger, um die Abschirmung dann aufrecht zu erhalten.«
»Ich weiß, Ihr gebt nicht auf, Moiraine. Was habt Ihr vor?«
»Ich habe vor, so zu handeln, wie es sich ergibt, solange ich noch kann. Wenigstens wird es nun etwas leichter, bei Rand zu bleiben, nachdem ich ihn nicht mehr von dem abhalten muss, was er will. Ich muss mich wohl glücklich schätzen, dass er mich nicht als seine Bedienung bei Tisch einsetzt. Er hört ja auch meistens zu, lässt aber für gewöhnlich nicht erkennen, was er von dem hält, was ich ihm sage.«
»Ich
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