Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
erinnert, dass ein Name erwähnt wurde. Licht, gib mir mehr Zeit!« Sie war sicher, einen Namen gelesen zu haben. Es war vermutlich eine Kleinstadt, vielleicht sogar eine größere. Sie hatte aber bestimmt keinen Ländernamen gelesen und dann wieder vergessen. Nun holte sie erst einmal tief Luft und beherrschte ihre Ungeduld, um dann in milderem Tonfall fortzufahren: »Ich werde mich schon daran erinnern, Elayne. Gib mir nur etwas Zeit.«
Elayne gab einen nichtssagenden Laut von sich und flocht fleißig weiter. Nach einer Weile sagte sie: »War es wirklich klug, Birgitte hinter Moghedien herzusenden?«
Nynaeve runzelte die Stirn und warf der jungen Frau einen finsteren Seitenblick zu, der allerdings von ihr ablief wie Wasser von eingeölter Seide. Wenn schon das Thema gewechselt werden musste, dann nicht gerade so. »Besser, wir finden sie als sie uns.«
»Das mag wohl sein. Aber was tun wir, wenn wir sie gefunden haben?«
Darauf hatte sie keine Antwort parat. Doch es war immer besser, der Jäger zu sein als der Gejagte, und wenn es noch so hart zur Sache ging. Das hatte sie aus der Jagd nach den Schwarzen Ajah gelernt.
Der Schankraum war nicht sehr voll, als sie hinuntergingen, doch selbst zu dieser frühen Stunde war unter den Gästen viel Weiß zu sehen. Meist waren es diesmal ältere Weißmäntel – alles Offiziere. Zweifellos zogen sie das Frühstück aus der Küche der Schenke dem vor, was ihre eigenen Köche im Lager auf den Tisch brachten. Nynaeve hätte am liebsten wieder vom Tablett gegessen, aber ihr kleines Zimmer war denn doch zu sehr wie ein enger Käfig. Die Männer waren alle ganz auf ihr Frühstück konzentriert, die Weißmäntel nicht weniger als die anderen. Sicherlich konnten sie gefahrlos hier essen. Gerüche von Gekochtem erfüllten die Luft. Offensichtlich wollten diese Männer selbst am Morgen schon Rind- oder Hammelfleisch zu essen.
Kaum hatte Elaynes Fuß die letzte Stufe verlassen, da eilte auch schon Frau Jharen herbei und bot ihnen, oder besser ›Lady Morelin‹, ein getrenntes Speisezimmer an. Nynaeve warf Elayne keinen Blick zu, doch die sagte: »Ich glaube, wir essen hier. Ich habe selten Gelegenheit, in einer Schankstube zu essen, und es würde mir bestimmt Spaß machen. Lasst uns bitte von einem Eurer Mädchen etwas Erfrischendes bringen. Wenn es jetzt schon so warm ist, werden wir wohl zerlaufen, bevor wir das nächste Mal anhalten, fürchte ich.«
Nynaeve wunderte sich immer wieder, dass sie für dieses hochnäsige Getue nicht auf die Straße gesetzt wurden. Sie hatte mittlerweile genug Lords und Ladies kennengelernt, um zu wissen, dass sich fast alle so benahmen, aber trotzdem. Sie hätte das keine Minute lang geduldet. Die Wirtin jedoch knickste lächelnd, rang die Hände ein wenig und führte sie dann an einen Tisch in der Nähe eines Fensters zur Straße hin. Sodann huschte sie davon, um Elaynes Auftrag auszuführen. Vielleicht war das ihre Rache an dem Mädchen. Sie saßen wohl allein und weit genug von den Männern an den anderen Tischen entfernt, doch jeder, der eintrat, konnte sie anstarren, und falls ihr Essen doch heiß war, was sie nicht hoffte, saßen sie so weit von der Küche entfernt wie überhaupt möglich – zu weit, um sich ohne größere Umstände beschweren zu können.
Als sie bedient wurden, bestand das Frühstück aus würzigen Teigstücken, die in ein weißes Tuch gewickelt und noch warm waren, aber trotzdem gut schmeckten, gelben Birnen, blauen Trauben, die ein wenig verschrumpelt wirkten, und irgendwelchen roten Früchten, die von der Serviererin als ›Erdbeeren‹ bezeichnet wurden, obwohl sie keiner Beere ähnlich sahen, die Nynaeve jemals gesehen hatte. Sie schmeckten auch nicht gerade nach Erde, besonders mit geschlagener Sahne obenauf. Elayne behauptete, schon von ihnen gehört zu haben, aber das war ja typisch für sie. Zusammen mit einem leicht gewürzten Wein, der angeblich im Quellhaus gekühlt worden war – die Quelle konnte aber nicht sehr kühl sein, stellten sie nach einem Nippen fest –, ergab das ein erfrischendes Morgenmahl.
Der nächste Mann saß drei Tische entfernt und trug einen dunkelblauen Wollmantel. Vielleicht war er ein wohlhabender Kaufmann. Sie unterhielten sich trotzdem nicht. Genug Zeit zum Unterhalten, wenn sie sich wieder auf der Straße befanden und keine Lauscher mehr in der Nähe waren. Nynaeve war erheblich früher als Elayne mit dem Essen fertig. So, wie sich das Mädchen Zeit ließ, um eine Birne
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