Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
so viel wie sie beide vollbringen konnten. Sie ließen sich auch kaum überzeugen, doch schließlich brachte sie es fertig, beide mit strenger Stimme hinauszuschicken: »Und wagt es nicht, hierher zurückzukehren. Wir treffen Euch an der Straße.«
»Wenn es dazu kommt, dass wir die Macht anwenden müssen«, sagte Elayne leise, als die Tür wieder geschlossen war, »werden wir uns sehr bald der gesamten Garnison von Weißmänteln gegenüberfinden und möglicherweise auch noch sämtlichen regulären Soldaten hier. Die Macht lässt uns nicht unbesiegbar werden. Alles, was nötig ist, sind zwei Pfeile.«
»Darüber machen wir uns Gedanken, wenn es soweit ist«, entgegnete ihr Nynaeve. Sie hoffte, die Männer hätten daran nicht gedacht. Falls doch, würde sich höchstwahrscheinlich einer in der Nähe herumtreiben und Galads Verdacht auf sich ziehen, wenn er nicht sehr vorsichtig war. Sie würde ihre Hilfe natürlich annehmen, wenn sie gebraucht wurde, das hatte sie durch Ronde Macura gelernt, auch wenn es ihr immer noch sauer aufstieß, dass man sie wie die Kätzchen aus dem Brunnen herausgeholt hatte, aber ob es notwendig war oder nicht, das bestimmte sie und nicht die Männer.
Nynaeve ging schnell hinunter und spürte Frau Jharen auf. Ihre Lady habe sich nun doch anders entschieden. Sie wolle nicht so schnell wieder Hitze und Staub der Reise ertragen und stattdessen lieber ein Nickerchen machen. Sie wolle nicht gestört werden, bis sie ein spätes Abendessen bestellte. Hier sei die Bezahlung für eine weitere Nacht. Die Wirtin hatte großes Verständnis für die zarte Natur einer adligen Lady und die Wankelmütigkeit ihrer Bedürfnisse. Nynaeve hatte das Gefühl, Frau Jharen würde für alles Verständnis haben, was nicht gerade nach Mord aussah, solange man dafür bezahlte.
Nynaeve verließ die mollige Frau und schnappte sich ganz kurz eine der Bedienungen. Ein paar Silberpfennige wechselten die Besitzerin, und das Mädchen eilte mit ihrer Schürze angetan weg, um ihnen zwei der breitrandigen Hüte zu besorgen, von denen Nynaeve behauptete, sie wirkten so schattenspendend und kühl. Natürlich sei so etwas nichts für eine Lady, aber ihr würde es gut stehen.
Als sie in ihr Zimmer zurückkehrte, hatte Elayne die vergoldeten Schatullen zusammen mit dem dunklen, glänzenden Kästchen, in dem das wiedergewonnene Ter’angreal lag, und den Waschlederbeutel mit dem Siegel auf eine Decke gelegt. Auf dem anderen Bett lagen die dicken Geldbörsen neben Nynaeves Kräutertasche. Elayne faltete die Decke und schnürte das Bündel mit einem kräftigen Strick aus einem ihrer Koffer zu. Nynaeve hatte wirklich alles aufgehoben.
Sie bedauerte, nun doch so vieles zurücklassen zu müssen. Es ging ihr nicht nur darum, dass es teure Sachen gewesen waren. Das war nicht der einzige Grund. Man wusste schließlich nie, wann man etwas gebrauchen konnte. Beispielsweise die beiden Wollkleider, die Elayne auf ihrem Bett ausgebreitet hatte. Sie waren nicht fein genug für eine Lady, jedoch wieder zu gut für eine bloße Zofe. Hätten sie die beiden in Mardecin zurückgelassen, wie Elayne vorgehabt hatte, dann wären sie jetzt in Schwierigkeiten, was die Kleidung betraf.
Kniend durchwühlte Nynaeve einen anderen Koffer. Ein paar Unterhemden und zwei weitere Wollkleider zum Wechseln. Die beiden gusseisernen Bratpfannen in einem Segeltuchbeutel waren ausgezeichnet, aber zu schwer, und die Männer würden bestimmt daran denken, sie durch andere zu ersetzen. Das Nähzeug in dem ordentlichen Kästchen mit schöner Einlegearbeit musste mit, denn sie würden niemals darauf kommen, auch nur eine Stecknadel zu kaufen. Doch nur mit einem Teil ihres Verstands traf sie diese Auswahl.
»Du hast Thom schon früher gekannt?«, fragte sie so ganz nebensächlich. Sie hoffte jedenfalls, dass es so klinge. Dabei beobachtete sie Elayne aus dem Augenwinkel, während sie so tat, als konzentriere sie sich darauf, Strümpfe einzurollen.
Das Mädchen hatte damit begonnen, ihre eigenen Kleider herauszuholen. Sie seufzte, als sie die Seidenkleider beiseitelegte. Bei der Frage erstarrte sie mit den Händen tief in einer der Reisetruhen, sah aber Nynaeve nicht an. »Er war Hofbarde in Caemlyn, als ich noch klein war«, sagte sie ruhig.
»Aha.« Das sagte ihr nicht viel. Wie wurde aus einem Mann, einem Hofbarden, der die Königsfamilie zu unterhalten hatte und nicht weit von einem Adelstitel entfernt war, ein Gaukler, der von Dorf zu Dorf wanderte?
»Er war
Weitere Kostenlose Bücher