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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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einem weißen Seidenhemd angetan, und hatte sich ein feuchtes Tuch über die Augen gelegt. Nynaeve tat so, als nähe sie etwas am Saum des hellgrünen Kleides, das Elayne getragen hatte. Sie stach sich beinahe bei jedem zweiten Stich in den Daumen. Sie hätte das anderen gegenüber niemals zugegeben, aber sie hatte kein Geschick für Handarbeiten. Sie trug natürlich ihr Kleid, denn Zofen lümmelten sich nicht so herum wie Ladies, aber ihr Haar hing lose herunter. Offensichtlich hatte sie nicht die Absicht, das Zimmer in nächster Zeit zu verlassen. Sie dankte dem Mädchen im Flüsterton, um ihre Lady nicht aufzuwecken, und drückte ihr einen weiteren Silberpfennig in die Hand. Dazu gab sie ihr die Anweisung, die Lady dürfe auf gar keinen Fall gestört werden.
    Sobald die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, sprang Elayne auf und begann, ihre Bündel unter dem Bett hervorzuziehen. Nynaeve warf das Seidenkleid zur Seite und langte sich auf den Rücken, um ihr Kleid aufzuknöpfen. Im Handumdrehen waren sie fertig, Nynaeve in grüne Wolle gekleidet und Elayne in blaue. Die Bündel trugen sie auf dem Rücken. Nynaeve hatte sich die Tasche mit den Kräutern und dem Geld umgehängt, und Elayne schleppte die in die Decke gehüllten Schatullen. Die breiten, am äußeren Rand nach unten gezogenen Hutkrempen verbargen ihre Gesichter so gut, dass Nynaeve glaubte, sie könnten geradewegs an Galad vorbeilaufen, ohne dass er sie erkannte. Dazu trug sie das Haar offen, und er erinnerte sich bestimmt an ihren Zopf. Frau Jharen allerdings würde möglicherweise zwei fremde Frauen aufhalten, die mit dicken Bündeln ihre Treppe herunterkamen.
    Die Hintertreppe führte außen an der Schenke hinab. Die schmalen Steinstufen schmiegten sich an die Mauer. Nynaeve empfand einen Augenblick lang Mitgefühl mit Thom und Juilin, die solch schwere Koffer und Kisten diese Treppe hinaufgeschleppt hatten, aber vor allem achtete sie auf den Hof und den schiefergedeckten Steinbau des Stalls. Ein gelber Hund lag im Schatten unter der Kutsche, vor der bereits stärker werdenden Hitze geschützt, doch alle Stallburschen befanden sich drinnen. Von Zeit zu Zeit konnte sie hinter der geöffneten Stalltür Bewegung wahrnehmen, doch niemand trat heraus. Schließlich war es drinnen ja auch schattig.
    Sie liefen rasch über den Hof zu der kleinen Gasse zwischen dem Stall und einer hohen Steinmauer. Ein vollbeladener Mistkarren, fast genauso breit wie die Gasse und von einem Schwarm Fliegen begleitet, rumpelte vorbei. Nynaeve vermutete, dass Elayne vom Glühen Saidars umgeben sei, obwohl sie es nicht wahrnehmen konnte. Was sie betraf, hoffte sie vor allem, der Hund werde nicht zu bellen anfangen und niemand käme aus Küche oder Stall heraus. Wenn Elayne die Macht benützen musste, konnten sie sich nicht mehr unauffällig davonschleichen, und auch wenn sie nur in Gespräche verwickelt wurden, hinterließ so etwas eine deutliche Spur für Galad.
    Das grob gezimmerte Holztor am Ende der Gasse wies nur einen Kippriegel auf, und die enge Straße dahinter war bis auf eine Handvoll Jungen leer. Die Jungen spielten zwischen den einfachen Steinhäusern mit meist strohgedeckten Dächern ein Spiel, bei dem sie sich offensichtlich mit einem ausgestopften Bohnensack schlagen mussten. Der einzige Erwachsene, den sie erblickten, war ein Mann, der auf einem gegenüberliegenden Dach mit Kopf und Schultern aus einer Luke ragte und die Tauben in einem Schlag fütterte. Weder er noch die Jungen beachteten sie weiter, als sie das Tor schlossen und die gewundene Straße entlangschlenderten, als gehörten sie hierher.
    Sie waren schon gut fünf Meilen von Sienda aus nach Westen die staubige Straße entlangmarschiert, als Thom und Juilin sie einholten. Thom fuhr etwas, das aussah wie der Wagen einer Kesselflickerfamilie, nur war er einfarbig in einem tristen Grün gestrichen, und die Farbe blätterte überall in großen Flecken ab. Nynaeve war froh, als sie ihre Bündel unter den Kutschbock schieben und neben Thom auf den Sitz klettern konnte. Weniger gefiel ihr, dass Juilin wieder Schmoller ritt. »Ich sagte Euch doch, Ihr solltet nicht wieder zur Schenke zurückkehren«, rief sie ihm zu und schwor innerlich, sie werde ihm den nächstbesten Gegenstand über den Schädel schlagen, falls er wieder zuerst Thom anblickte, bevor er antwortete.
    »Ich bin nicht zurückgegangen«, sagte er, ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass er sich soeben eine dicke Beule erspart hatte. »Ich

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