Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
der Anzahl der Wagen. Tatsächlich stellte sich heraus, dass alle bei der Arbeit Hand anlegten, auch, was das Fahren der Wagen betraf. Man konnte sowieso in einer fahrenden Menagerie wie dieser nicht viel Geld verdienen. Die übrigen waren ein buntgemischtes Völkchen.
Petra, der starke Mann der Truppe, war der größte Mensch, den Nynaeve je gesehen hatte. Nicht so hochgewachsen, dafür aber breit. Aus seiner Lederweste ragten Arme in der Größe von Baumstämmen. Er war mit Clarine verheiratet, der molligen Frau mit den braunen Wangen, die die Hunde dressierte. Neben ihm wirkte sie schmächtig. Latelle, die mit den Bären arbeitete, war eine dunkeläugige Frau mit kurzem Haar und strengem Gesicht. Um ihre Lippen spielte anscheinend dauernd ein verächtliches Lächeln. Aludra, die schlanke Frau, die angeblich der Gilde der Feuerwerker angehörte, war möglicherweise sogar echt. Sie trug ihr Haar nicht zu Taraboner Zöpfen geflochten, was nicht überraschte, wenn man die vorherrschenden Gefühle in Amadicia diesem Land gegenüber bedachte, aber ihr Akzent stimmte, und wer wusste schon, was mit der Gilde der Feuerwerker tatsächlich geschehen war? Ihr Gildehaus in Tanchico war auf jeden Fall geschlossen worden. Die Akrobaten andererseits behaupteten, alles Brüder zu sein und Chavana zu heißen. Doch obwohl sie alle untersetzte, kräftige Männer waren, unterschieden sie sich doch gewaltig. Das ging von dem grünäugigen Taeric, dessen hohe Backenknochen und Hakennase deutlich die Abstammung aus Saldaea verkündeten, bis zu Barit, der dunkelhäutiger als Juilin war und typische Tätowierungen der Meerleute auf den Handrücken hatte, wenn er auch keine Ohrringe trug.
Alle bis auf Latelle begrüßten die Neuankömmlinge warm. Weitere Artisten bedeuteten eine größere Attraktivität der Vorführungen und letzten Endes mehr Geld. Die beiden Jongleure, Bari und Kin – wie sich herausstellte, waren sie wirklich Brüder –, verwickelten Thom gleich in eine Fachsimpelei, sobald sie herausfanden, dass er nicht das Gleiche vollführte wie sie. Mehr Publikum anzulocken war eine Sache, Konkurrenzkampf eine ganz andere. Doch es war vor allem die hellhaarige Frau, die sich um die Keilerpferde kümmerte, die Nynaeves sofortiges Interesse erweckte. Cerandin stand steif abseits und sagte kaum etwas. Luca behauptete, sie sei mit den Tieren aus Shara gekommen. Aber ihre weiche, schleppende Aussprache ließ Nynaeve die Ohren spitzen.
Es kostete ein wenig Zeit, ihren Wagen bei den anderen einzureihen. Thom und Juilin schienen mehr als nur froh zu sein, dass sie die Hilfe der Pferdepfleger bei ihrem Gespann in Anspruch nehmen konnten, auch wenn diese nur mürrisch gegeben wurde, während Nynaeve und Elayne gleich Einladungen erhielten. Petra und Clarine baten sie zum Tee, sobald sie sich eingerichtet hätten. Die Chavanas wollten die beiden Frauen zum Abendessen einladen, genau wie Kin und Bari, was aus Latelles verächtlichem Lächeln eine finstere Miene werden ließ. Diese Einladungen lehnten sie freundlich ab; Elayne vielleicht ein wenig freundlicher als Nynaeve. Diese erinnerte sich immer noch nur zu gut an die Kuhaugen, die sie Galad gemacht hatte, und so brachte sie im Moment Männern gegenüber nicht mehr als ein Mindestmaß an Höflichkeit zustande. Luca hatte auch eine Einladung ausgesprochen, doch nur Elayne gegenüber, als Nynaeve nicht zuhörte. Dies brachte ihm eine Ohrfeige ein, und Thom ließ drohend Messer erscheinen, die über seine Hände rollten, bis sich der Mann knurrend trollte und dabei noch seine Wange rieb.
Nynaeve verließ Elayne, die ihre Sachen im Wagen verstaute – sie warf sie nur zornig hinein und knurrte dabei die ganze Zeit über –, und ging in Richtung der Stelle, wo die Keilerpferde angepflockt waren. Die riesenhaften grauen Tiere schienen ja durchaus friedlich, aber wenn sie sich an das Loch in der Wand von ›Des Königs Pikeur‹ erinnerte, kamen ihr doch Zweifel am Wert der Lederschnüre, die ihre massiven Vorderbeine aneinanderfesselten. Cerandin kratzte gerade den großen Bullen mit dem bronzebeschlagenen Stachelstock.
»Wie nennt man sie eigentlich richtig?« Vorsichtig tätschelte Nynaeve die lange Nase oder Schnauze, oder was auch immer, des Bullen. Diese Stoßzähne hatten einen Umfang wie ihr Bein und waren gut drei Schritt lang und trotzdem nur wenig länger als die der Kuh. Die Schnauze schnüffelte an ihrem Rock, und sie trat hastig zurück.
»S’redit«, sagte die Frau mit
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