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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Kindermädchen von drei Generationen der Trakand-Frauen gewesen. Maighdin Trakand war auf dem Bild bereits eine schöne Frau. Morgase erinnerte sich noch an dieses Lächeln und wie daraus ein stolzes mütterliches Strahlen geworden war. Maighdin hätte eigentlich der Löwenthron gebührt. Doch ein Fieber hatte sie ihr entrissen, und so war ein junges Mädchen plötzlich zur Hohen Herrin des Hauses Trakand geworden, mitten in einer Auseinandersetzung um den Thron und lediglich unterstützt von den Vasallen ihres Hauses und ihrem Hofbarden. Ich habe den Löwenthron gewonnen. Ich werde ihn nicht aufgeben und nicht zulassen, dass ein Mann ihn besteigt. Tausend Jahre lang ist Andor von Königinnen regiert worden, und das wird jetzt nicht anders werden!
    »Pfuschst du wieder an meinen Sachen herum, Kind?«
    Die Stimme löste lange vergessen geglaubte Reflexe aus. Morgase hatte die Miniatur schon hinter dem Rücken verborgen, bevor sie sich dessen bewusst wurde. Dann schüttelte sie schuldbewusst den Kopf und stellte das Portrait in seinen Ständer auf dem Kaminsims zurück. »Ich bin nicht mehr das Mädchen aus dem Kinderzimmer, Lini. Daran musst du denken, sonst wirst du eines Tages etwas sagen, was ich nicht durchgehen lassen darf.«
    »Mein Hals ist mager und alt«, sagte Lini und legte ein Netz mit Karotten und Zwiebeln auf den Tisch. Sie wirkte zerbrechlich in ihrem sauberen grauen Kleid. Das weiße Haar hatte sie zu einem Knoten gebunden, und die Haut spannte sich wie Pergament über ihr schmales Gesicht. Doch sie ging hoch aufgerichtet, ihre Stimme war klar und fest, und ihre dunklen Augen blickten so scharf wie immer drein. »Wenn du ihn einem Henker oder einem Scharfrichter übergeben willst, dann nur zu. Ich bin sowieso bald am Ende. ›Ein verknorzter alter Zweig macht die Klinge stumpf, die den jungen Trieb durchschneidet.‹«
    Morgase seufzte. Lini würde sich nie ändern. Sie machte nicht einmal einen Knicks, wenn der ganze Hofstaat zuschaute. »Du wirst höchstens noch zäher durch das Alter. Ich bin nicht sicher, ob der Scharfrichter eine Axt findet, die scharf genug ist für deinen Hals.«
    »Du hast mich lange nicht besucht, also nehme ich an, dich beschäftigt irgendetwas. Als du noch in meinem Kinderzimmer warst und auch später, bist du immer zu mir gekommen, wenn du mit einem Problem nicht fertig wurdest. Soll ich uns eine Kanne Tee bereiten?«
    »Lange nicht besucht, Lini? Ich besuche dich doch jede Woche, und das ist ein Wunder, so, wie du mit mir umgehst. Ich würde die höchststehende Lady Andors ins Exil schicken, wenn sie nur halb so viel sagte wie du.«
    Lini sah sie gelassen an. »Du hast meine Zimmer seit dem Frühling nicht mehr betreten. Und ich rede so wie immer; ich bin jetzt zu alt, um mich noch zu ändern. Möchtest du Tee?«
    »Nein.« Morgase fasste sich verwirrt an den Kopf. Sie besuchte Lini doch jede Woche. Sie erinnerte sich deutlich, dass sie … Nein, sie konnte sich nicht daran erinnern. Gaebril hatte ihre Stunden so vollständig ausgefüllt, dass es ihr manchmal schwerfiel, sich an etwas anderes als ihn zu erinnern. »Nein, ich möchte keinen Tee. Ich weiß selbst nicht, warum ich herkam. Du kannst mir bei meinem Problem sowieso nicht helfen.«
    Ihr altes Kindermädchen schnaubte, doch irgendwie brachte sie es fertig, dass selbst dieses Geräusch noch fein und damenhaft wirkte. »Dein Problem ist Gaebril, oder? Nur schämst du dich, mir das zu sagen. Mädchen, ich habe dir in der Wiege die Windeln gewechselt, ich habe dich gepflegt, wenn du krank warst und dein Magen rebelliert hat, und ich habe dir alles beigebracht, was du über die Männer wissen musstest. Du hast dich nie geschämt, mit mir über etwas zu sprechen, und jetzt ist nicht der rechte Zeitpunkt für solche Neuerungen.«
    »Gaebril?« Morgase riss die Augen auf. »Das weißt du? Woher denn?«
    »O Kind«, sagte Lini traurig, »jeder weiß das, aber niemand hat den Mut, es dir zu sagen. Ich hätte es getan, wenn du dich nicht von mir ferngehalten hättest, aber ich konnte ja mit so etwas nicht zu dir gerannt kommen, oder? Das ist eben so eine Sache, die eine Frau nicht glauben kann, bis sie es von selbst herausfindet.«
    »Wovon sprichst du eigentlich?«, wollte Morgase wissen. »Es war deine Pflicht, zu mir zu kommen, wenn du etwas wusstest, Lini. Es wäre jedermanns Pflicht gewesen! Licht, ich bin wohl die Letzte, die etwas erfährt, und nun ist es vielleicht zu spät, um noch etwas zu ändern!«
    »Zu

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