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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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spät?«, fragte Lini ungläubig. »Warum sollte es zu spät sein? Werft doch einfach Gaebril aus dem Palast und aus Andor hinaus, und schickt gleich Alteima und die anderen hinterher, dann ist die Sache erledigt. Zu spät – dass ich nicht lache!«
    Einen Augenblick lang verschlug es Morgase die Sprache. »Alteima«, brachte sie schließlich heraus, »und … die anderen?«
    Lini sah sie mit großen Augen an und schüttelte dann angewidert den Kopf. »Ich bin eine törichte alte Närrin. Mein Verstand ist ja wohl ausgetrocknet. Na ja, jetzt weißt du Bescheid. ›Wenn der Honig erst aus der Wabe ist, kann man ihn nicht zurückgießen.‹« Ihre Stimme klang nun sanfter und doch gleichzeitig knapp und sachlich. So hatte sie mit Morgase gesprochen, als sie ihr sagte, ihr Pony habe sich das Bein gebrochen und müsse getötet werden. »Gaebril verbringt wohl die meisten Nächte mit dir, aber er widmet Alteima beinahe genauso viel Zeit wie dir. Für die anderen sechs bleibt ihm dann kaum mehr Zeit, aber immerhin. Fünf davon haben Zimmer im Palast, damit er schneller zu ihnen kommt. Eine, ein junges Ding mit ganz großen Augen, schmuggelt er herein und wieder hinaus, und selbst bei dieser Hitze muss sie sich immer in eine lange Robe hüllen. Vielleicht hat sie einen Ehemann. Es tut mir ja leid, Mädchen, aber das ist nun mal die Wahrheit. ›Besser, sich dem Bären zu stellen, als davor wegzurennen.‹«
    Morgase bekam weiche Knie, und wenn ihr Lini nicht ganz schnell einen Stuhl untergeschoben hätte, wäre sie wohl zu Boden gegangen. Alteima. Nun erschien es ihr in einem anderen Licht, dass er sie so gern beim Tratschen miteinander beobachtete. Ein Mann, der genüsslich seinen beiden Lieblingskatzen beim Spielen zusah. Und dann noch sechs andere! Zorn kochte in ihr hoch, ein Zorn, wie er nicht dagewesen war, als sie lediglich glaubte, er sei hinter ihrem Thron her. Da hatte sie noch kalt und nüchtern überlegen können, so gut das ihr eben in letzter Zeit möglich gewesen war. Das war eine Gefahr gewesen, der man mit kühlem Kopf entgegentreten konnte. Aber nun dieses! Der Mann hatte seine Geliebten in ihrem Palast eingenistet! Er hatte sie zu nichts weniger gemacht als zu eben einem seiner Flittchen! Sie wollte seinen Kopf haben. Sie wünschte, dass man ihm bei lebendigem Leib die Haut abzog. Das Licht sei ihr gnädig, aber sie sehnte sich nach seiner Berührung. Ich werde wahnsinnig!
    »Das wird zusammen mit allem anderen abgehandelt werden«, sagte sie eisig. Viel hing jetzt davon ab, wer sich gerade in Caemlyn befand und wer sich auf den Landgütern aufhielt. »Wo ist Lord Pelivar? Lord Abelle? Lady Arathelle?« Sie führten starke Häuser und hatten viele Vasallen.
    »Im Exil«, sagte Lini bedächtig und warf ihr dabei einen eigenartigen Blick zu. »Du hast sie im letzten Frühjahr aus der Stadt verbannt.«
    Morgase erwiderte den Blick mit großen Augen. Sie konnte sich an nichts erinnern. Erst jetzt kam ihr eine ganz vage und dunkle Erinnerung. »Lady Ellorien?«, fragte sie in schleppendem Ton. »Lady Aemlyn und Lord Luan?« Weitere starke Häuser. Es waren Häuser, die bereits hinter ihr gestanden hatten, bevor sie den Thron bestieg.
    »Im Exil«, antwortete Lini genauso bedächtig. »Du hast Ellorien auspeitschen lassen, weil sie nach dem Grund fragte.« Sie bückte sich und strich Morgase die Haare aus dem Gesicht. Ihre schwieligen Finger streichelten kurz ihre Wange wie früher, wenn sie nachfühlte, ob Morgase Fieber habe. »Fühlst du dich wohl, Mädchen?«
    Morgase nickte dumpf, vor allem weil sie sich nun undeutlich erinnerte. Ellorien, wie sie vor Empörung geschrien hatte, als man ihr das Kleid hinten herunterriss. Das Haus Traemane war das allererste gewesen, das Trakand unterstützt hatte, geführt von einer molligen, hübschen Frau, die nur ein paar Jahre älter war als Morgase. Geführt von Ellorien, die nun zu ihren engsten Freunden gehörte. Oder besser, gehört hatte. Elayne war nach Elloriens Großmutter benannt worden. Dunkel erinnerte sie sich daran, dass andere die Stadt verlassen hatten, sich von ihr abgewandt hatten, wie es jetzt wohl offensichtlich war. Und die Verbliebenen? Entweder waren es Häuser, die zu schwach waren, um jetzt von Nutzen zu sein, oder es waren sowieso Kriecher. Sie schien sich daran zu erinnern, dass sie unzählige Dokumente unterzeichnet und damit neue Adelstitel geschaffen hatte, die ihr von Gaebril vorgelegt worden waren. Gaebrils Speichellecker und ihre Feinde

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