Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
beurteilen konnte, und hatte oft davon gesprochen, sich nach ihrer Erhebung den Roten Ajah anzuschließen. Eine perfekte Anhängerin für Elaida. »Warum seid Ihr hergekommen? Und noch dazu mit ihm ? Warum ist sie gekommen?« Es gab keinen Zweifel daran, wen sie meinte. »Es ist ihre Schuld, dass wir uns verbergen müssen. Ich habe nicht geglaubt, dass sie Mazrim Taim geholfen hat zu entkommen, aber wenn sie mit ihm im Schlepptau hier erscheint, dann ist alles möglich.«
»Das reicht dann wohl, Faolain«, sagte eine schlanke Frau mit schwarzem Haar, das ihr bis zur Hüfte herunterreichte, zu der Aufgenommenen mit dem runden Gesicht. Min glaubte, die Frau in ihrem dunkelgoldenem Reitkleid zu erkennen. Edesina. Eine Gelbe, wie sie vermutete. »Geht wieder an Eure Arbeit«, sagte Edesina. »Und wenn Ihr vorhabt, das Essen zu bringen, Tabiya, dann tut es gefälligst.« Edesina beachtete Faolains mürrischen Knicks nicht. Die Novizin machte es besser und huschte dann davon. Doch Edesina legte Logain eine Hand auf den Kopf. Sein Blick ruhte auf dem Tisch, und er schien es nicht zu bemerken.
In Mins Blickfeld erschien plötzlich ein silbernes Halsband, das genau um den Hals der Frau passte, und genauso plötzlich schien es dann zu zerspringen. Min schauderte. Sie mochte Visionen nicht, die mit den Seanchanern zusammenhingen. Wenigstens würde Edesina auf irgendeine Art davonkommen. Doch selbst wenn Min gewillt gewesen wäre, sich zu offenbaren, hätte eine Warnung der Frau nichts genützt, denn sie würde gar nichts ändern.
»Es liegt an der Dämpfung«, sagte die Aes Sedai nach einem Augenblick. »Ich denke, er hat einfach aufgegeben, leben zu wollen. Ich kann nichts für ihn tun. Ich bin auch nicht sicher, dass ich etwas für ihn tun sollte, falls er es wollte.« Der Blick, den sie Min im Weggehen zuwarf, war alles andere als freundlich.
Eine elegante, kräftig gebaute Frau in rostbrauner Seide blieb ein paar Schritte entfernt kurz stehen und musterte Min und Logain mit kühlen und ausdruckslosen Augen. Kiruna war eine Grüne und für ihr edles Benehmen bekannt. Wie Min gehört hatte, war sie die Schwester des Königs von Arafel, aber sie hatte sich in der Burg Min gegenüber sehr freundlich verhalten. Min lächelte, doch diese großen, dunklen Augen blickten, ohne sie zu erkennen, über sie hinweg. Dann glitt Kiruna aus der Schenke, vier Behüter, ganz unterschiedliche Männer, aber alle mit dieser tödlichen Grazie in der Bewegung, im Gefolge.
Min wartete auf ihr Essen und hoffte, dass Siuan und Leane einen freundlicheren Empfang erlebten.
KAPITEL 27
Zurückhaltung kann man üben
I hr seid führungslos«, sagte Siuan zu den sechs Frauen, die ihr auf sechs verschiedenen Arten von Stühlen gegenübersaßen. Der Raum war ein einziges Durcheinander. Auf zwei großen Küchentischen, die man an die Wand geschoben hatte, lagen Schreibfedern, Tintenfässer und Sandflaschen sauber angeordnet. Lampen, die gar nicht zueinander passten, manche aus glasierter Keramik und andere wiederum vergoldet, und dazu Kerzen jeder Dicke und Länge standen und lagen bereit, um beim Einbruch der Dunkelheit für das notwendige Licht zu sorgen. Ein kleiner Illianer Läufer aus Seide, in kräftigem Blau, Rot und Gold gehalten, lag auf den rauen, verwitterten Bodenbrettern. Sie und Leane hatte man jenseits des Läufers den anderen gegenüber platziert, und zwar so, dass sie im Brennpunkt aller Augen saßen. Offenstehende Fensterflügel, deren Scheiben teilweise gesprungen oder durch Ölseide ersetzt worden waren, ließen einen leichten Luftzug ein, aber nicht genug, um die Hitze ernsthaft zu mildern. Siuan redete sich ein, sie beneide diese Frauen nicht um ihre Fähigkeit, die Macht zu benutzen, denn darüber war sie doch wohl hinweg, aber sie beneidete sie, weil sie überhaupt nicht schwitzten. Ihr eigenes Gesicht war reichlich feucht. »All diese Geschäftigkeit dort draußen ist lediglich Beschäftigungstherapie und Schau. Ihr täuscht Euch vielleicht gegenseitig und möglicherweise sogar die Gaidin, obwohl ich an Eurer Stelle darauf nicht zählen würde, aber mich könnt Ihr nicht täuschen.«
Sie wünschte, Morvrin und Beonin wären nicht zu dieser Gruppe gestoßen. Morvrin zweifelte grundsätzlich an allem, trotz ihres gelassenen, manchmal auch leicht abwesenden Aussehens. Sie war ein kräftige, untersetzte Braune mit grauen Strähnen im Haar, die mindestens sechs Beweisstücke verlangte, bevor sie endlich glaubte, dass ein Fisch
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