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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Morvrin beugte sich auf ihrem Stuhl mit den dicken Armlehnen vor und sprach den Namen betont aus, wohl um ihr klarzumachen, dass sie sie nicht mehr als ›Mutter‹ anredete. Jetzt wirkte ihr rundes Gesicht eher halsstarrig als gelassen, und ihr kräftiger Körper machte einen drohenden Eindruck. Als Siuan noch Novizin gewesen war, hatte Morvrin anscheinend die Streiche der Mädchen in ihrer Umgebung nicht bemerkt, doch wenn sie sie zur Kenntnis nahm, hatte sie die Dinge in die eigene Hand genommen, und zwar so, dass keine sich in den nächsten Tagen mehr zu rühren wagte. »Warum sollten wir Euch gestatten, zu tun, was Ihr wollt? Man hat Euch einer Dämpfung unterzogen, Frau. Was Ihr vorher auch wart, jetzt seid Ihr keine Aes Sedai mehr. Wenn wir die Namen dieser Agentinnen wissen wollen, werdet Ihr beiden sie uns nennen.« Das klang klar und deutlich; sie würden sie ihnen nennen – so oder so. Wenn diese Frauen es wünschten, hatten sie keine andere Möglichkeit.
    Leane schauderte sichtlich, doch Siuans Stuhl knarrte, als sie sich steif aufsetzte. »Ich weiß, dass ich nicht mehr die Amyrlin bin. Glaubt Ihr etwa, mir sei nicht bewusst, dass ich einer Dämpfung unterzogen wurde? Mein Gesicht ist verändert, aber nicht mein Inneres. Alles, was ich je wusste, habe ich immer noch im Kopf. Benützt es! Aus Liebe zum Licht – benützt mich!« Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen – Ich will verflucht sein, wenn ich mich von ihnen beiseiteschieben lasse, bis ich verrotte!  –, und Myrelle sprach in das Schweigen hinein: »Das Temperament einer jungen Frau, wie es zum Gesicht einer jungen Frau passt.« Lächelnd saß sie auf der Kante eines Sessels mit Holzlehne, wie er vor den Kamin eines Bauernhauses gepasst hätte, falls es dem Bauern egal gewesen wäre, dass die Farbe abblätterte. Doch das Lächeln war nicht ihr übliches, träge und wissend zugleich. Ihre dunklen Augen, beinahe so groß wie die Beonins, waren jetzt voller Mitgefühl. »Ich bin sicher, niemand will, dass Ihr Euch nutzlos fühlt, Siuan. Und ich bin sicher, wir alle wollen Euer Wissen voll und ganz ausnützen. Was Ihr wisst, wird uns außerordentlich hilfreich sein.«
    Siuan legte keinen Wert auf ihre Sympathie. »Ihr scheint Logain vergessen zu haben und den Grund, warum ich ihn den ganzen Weg von Tar Valon hierher mitgeschleppt habe.« Sie hatte dieses Thema eigentlich gar nicht selbst ansprechen wollen, aber wenn sie es überhaupt nicht beachteten … »Meine ›idiotische‹ Idee?«
    »Also gut, Siuan«, sagte Sheriam. »Warum?«
    »Der erste Schritt zur Entmachtung Elaidas wird sein, wenn Logain der Burg und nötig der ganzen Welt enthüllt, dass ihn die Roten Ajah als falschen Drachen eingeführt haben, damit man ihn dann stürzen konnte.« Jetzt hatte sie wirklich ihre ganze Aufmerksamkeit gewonnen. »Er wurde in Ghealdan von den Roten aufgespürt, mindestens ein Jahr, bevor er sich zum Drachen ausrief. Doch anstatt ihn zur Dämpfung nach Tar Valon zu bringen, haben sie ihm die Idee in den Kopf gesetzt, sich zum Wiedergeborenen Drachen auszurufen.«
    »Seid Ihr da ganz sicher?«, fragte Beonin ruhig in ihrem Taraboner Dialekt. Sie saß bewegungslos auf ihrem hohen Flechtstuhl und beobachtete alles gründlich.
    »Er weiß nicht, wer Leane und ich sind. Er hat auf der Reise manchmal mit uns gesprochen, spät in der Nacht, als Min schlief und er noch keine Ruhe fand. Er hat vorher nie etwas darüber gesagt, weil er glaubte, die gesamte Burg stünde hinter dem Plan, aber er wusste, dass es Rote Schwestern waren, die ihn abschirmten und ihm vom Wiedergeborenen Drachen erzählten.«
    »Warum?«, wollte Morvrin wissen, und Sheriam nickte.
    »Ja, warum? Jede von uns würde alles unternehmen, um einen Mann wie ihn einer Dämpfung zu unterziehen, aber die Roten Ajah leben ja nur dafür. Warum sollten sie einen falschen Drachen in die Welt setzen?«
    »Logain wusste es nicht«, antwortete sie ihnen. »Vielleicht glaubten sie, sie hätten mehr davon, wenn sie einen falschen Drachen fingen, anstatt einen armen Burschen der Dämpfung zu unterziehen, der vielleicht gerade ein Dorf terrorisiert hatte. Möglicherweise hatten sie einen Grund dafür, noch mehr Aufruhr anzustiften.«
    »Wir wollen damit nicht sagen, sie hätten etwas mit Mazrim Taim oder einem der anderen zu tun gehabt«, fügte Leane schnell hinzu. »Zweifellos wird Elaida in der Lage sein, Euch alle Fragen zu beantworten.«
    Siuan beobachtete, wie sie alle schweigend daran zu kauen

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