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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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entsprach«, sagte Sheriam mit sanfter Stimme, »waren wir immer der Meinung, dass es bösartig und ungerecht sei und den Sinn der Gesetze vollkommen verdrehte.« Die Stuhllehne hinter ihrem feuerroten Kopf war wenig überzeugend in Form einer kämpfenden und sich windenden Masse von Schlangen geschnitzt. »Was auch die Gerüchte besagen mochten, die meisten Anklagepunkte gegen Euch waren so dünn und durchsichtig, dass man nur darüber lachen konnte.«
    »Aber nicht die Anschuldigung, sie habe von Rand al’Thor gewusst und sich mit anderen verschworen, seine Existenz vor der Burg geheimzuhalten«, unterbrach Carlinya in scharfem Ton.
    Sheriam nickte. »Wie dem auch sei, selbst das reichte nicht aus für einen solchen Schuldspruch. Außerdem hätte man Euch nicht im Geheimen verurteilen dürfen, ohne jede Möglichkeit, Euch zu verteidigen. Fürchtet nicht, dass wir Euch den Rücken zuwenden werden. Wir werden dafür sorgen, dass es Euch beiden gutgeht.«
    »Ich danke Euch«, sagte Leane mit sanfter und fast bebender Stimme.
    Siuan verzog das Gesicht. »Ihr habt mich noch nicht einmal zu den Augen-und-Ohren befragt, die mir immer noch zur Verfügung stehen.« Sie hatte Sheriam gern gehabt, als sie noch gemeinsam studierten, doch die Jahre hatten eine Kluft zwischen ihnen geöffnet. ›Gutgeht‹, ha! »Ist Aeldene hier?« Anaiya setzte schon an, den Kopf zu schütteln, als sie sich doch beherrschte. »Ich habe es vermutet, sonst wüsstet Ihr mehr von den Vorgängen dort draußen. Ihr habt sie einfach zurückgelassen, und nun schicken sie ihre Berichte immer noch zur Burg.« Langsam dämmerten ihnen diese Erkenntnisse. Sie hatten von Aeldenes Aufgaben nichts gewusst. »Ich habe das Netz der Augen-und-Ohren der Blauen Ajah geleitet, bevor ich zur Amyrlin erhoben wurde.« Weitere Überraschung. »Mit ein bisschen Mühe werden alle Spioninnen der Blauen und auch diejenigen, die mir als Amyrlin direkt dienten, künftig ihre Berichte an Euch senden, und zwar auf Wegen, die ihnen gar nicht bewusst machen, wo ihre Berichte tatsächlich landen.« Das würde erheblich mehr als nur ein bisschen Mühe machen, aber das meiste hatte sie sich schon im Kopf zurechtgelegt, und mehr mussten sie im Moment sowieso nicht erfahren. »Und sie können weiterhin Berichte an die Burg senden, die das enthalten, was … Ihr Elaida glauben machen möchtet.« Beinahe hätte sie das Wort ›wir‹ gebraucht. Sie musste ihr Mundwerk im Zaum halten.
    Es gefiel ihnen natürlich überhaupt nicht. Die Frauen, die in diesem Netz arbeiteten, mochten wohl nur wenigen bekannt sein, aber sie waren allesamt Aes Sedai. Es waren immer Aes Sedai gewesen. Doch das war ihr einziger Hebel, den sie ansetzen konnte, um in die Kreise hineinzukommen, in denen die Entscheidungen fielen. Ansonsten würden sie wahrscheinlich Leane und sie auf irgendeinen abgelegenen Bauernhof stecken, ihnen eine Dienerin mitgeben, um sie zu versorgen, nun, und vielleicht käme von Zeit zu Zeit eine Aes Sedai zu Besuch, die Frauen nach einer Dämpfung untersuchen wollte. Und so weiter, bis sie starben. Unter diesen Umständen würden sie recht früh sterben.
    Licht, vielleicht verheiraten sie uns auch einfach! Manche glaubten, ein Ehemann und Kinder würden eine Frau in genügendem Maße beschäftigen, um die Eine Macht in ihrem Leben zu ersetzen. Mehr als eine Frau, die sich selbst einer Dämpfung unterzogen hatte, weil sie zu viel Macht an sich gerissen hatte und ihre Fähigkeiten ausbrannte, oder durch einen Unfall beim Erproben eines Ter’angreals , hatte sich plötzlich potenziellen Ehemännern gegenübergefunden. Da aber diejenigen, die tatsächlich heirateten, meist so weit wie überhaupt möglich von der Burg fortzogen, blieb die Theorie unbewiesen.
    »Es sollte keine großen Schwierigkeiten machen«, sagte Leane in nebensächlichem Tonfall, »mich in Verbindung mit denjenigen zu setzen, die meine eigenen Augen-und-Ohren waren, bevor ich Bewahrerin der Chroniken wurde. Und was noch wichtiger ist: als Bewahrerin hatte ich selbst in Tar Valon Spione.« Ein paar rissen die Augen überrascht auf, nur die Carlinyas zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. Leane rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her und lächelte schwach. »Ich hatte es immer für töricht gehalten, mehr Aufmerksamkeit der politischen Stimmung in Ebou Dar oder Bandar Eban zu widmen als der Stimmung in unserer eigenen Stadt.« Sie mussten den Wert von Augen-und-Ohren in Tar Valon doch wohl erkennen.
    »Siuan.«

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