Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
haben, den sie wollte, und ihn dazu bringen, dass er auch noch machte, was sie wollte. Sie hatte ihm sogar bewiesen, wie sehr diese Prahlerei der Wahrheit entsprach. Sie hätte es überhaupt nicht nötig gehabt, Schmuck zu stehlen, denn er hätte ihr alles gekauft, was sie sich wünschte. Er hatte ihr bereits mehr gekauft, als er sich leisten konnte. »Die verdammten Töchter können ihn nicht jede Sekunde bewachen, und wenn du einmal in seinem Bett liegst, lässt er es nicht mehr zu, dass sie dir etwas tun.« Einmal mit ihr im Bett würde ausreichen. »Ich habe volles Vertrauen in deine Fähigkeiten.«
»Nein.« Das klang noch entschlossener als zuvor.
Er rollte nervös das Tuch auf und zwirbelte es anschließend wieder. »›Nein‹ ist ein Wort, das unsere Herren gar nicht gern hören, Isendre.« Damit meinte er die Lords unter den Schattenfreunden, die keineswegs alle auch in der normalen Gesellschaft Lords oder Ladies waren. Bei ihnen konnte durchaus ein Diener einer Lady Befehle erteilen oder ein Bettler einem Ratsherren. Doch diese Befehle wurden mindestens genauso streng durchgesetzt wie die jedes Adligen, gewöhnlich sogar noch strenger. »Und kein Wort, das unsere Herrin gern hören wird.«
Isendre schauderte. Sie hatte ihm seine Geschichte nicht abgenommen, bis er ihr die Brandmale auf seiner Brust zeigte, aber seither hatte eine Erwähnung Lanfears gereicht, um jeden Widerstand ihrerseits zu ersticken. Diesmal begann sie zu weinen. »Ich kann nicht, Hadnan. Als wir heute Abend anhielten, glaubte ich, in einer Stadt hätte ich eine bessere Chance als in einem Zeltlager, doch sie fingen mich, bevor ich mich ihm auf weniger als zehn Schritt nähern konnte.« Sie schob ihre Kapuze zurück und er schnappte nach Luft, als sich der Mondschein auf einer Glatze spiegelte. Sogar ihre Augenbrauen waren verschwunden. »Sie haben mich rasiert, Hadnan. Adelin und Enaila und Jolien haben mich festgehalten und mir jedes einzelne Haar abrasiert. Und sie haben mich mit Brennnesseln ausgepeitscht, Hadnan.« Sie wankte wie ein Schößling im rauen Wind und schluchzte. Ihr Flüstern war kaum noch hörbar: »Es brennt von Kopf bis Fuß und es tut so weh, dass ich mich nicht zu kratzen traue. Sie sagten, wenn sie mich erwischten, wie ich ihn auch nur anschaue, würden sie dafür sorgen, dass ich ein Gewand aus Brennnesseln bekäme! Das haben sie ernst gemeint, Hadnan. Wirklich! Sie sagten, sie würden mich Aviendha übergeben und was die dann mit mir anstellen werde. Ich kann nicht, Hadnan. Nicht noch einmal. Ich kann nicht.«
Wie betäubt starrte er sie an. Sie hatte solch schönes, dunkles Haar gehabt. Und doch war sie so schön, dass ihr Kopf, kahl wie ein Ei, sie selbst jetzt eher exotisch wirken ließ, trotz ihres Weinens und des tränennassen Gesichts. Wenn sie doch nur eine einzige Nacht in al’Thors Bett schlüpfen könnte … Aber das würde nun nicht geschehen. Die Töchter des Speers hatten sie gebrochen. Er selbst hatte Menschen gebrochen und erkannte die Anzeichen. Eifer, um weitere Bestrafung zu vermeiden, wurde zum unbedingten Gehorsam. Der Verstand wollte nie zugeben, dass er sich vor etwas drückte, also würde sie sich bald einreden, sie wolle tatsächlich gehorchen und habe nur noch im Sinn, den Töchtern zu gefallen.
»Was hat denn Aviendha damit zu tun?«, knurrte er. Wann würde Isendre anfangen, auch noch all ihre Sünden zu gestehen?
»Al’Thor ist seit Rhuidean mit ihr ins Bett gegangen, du Narr! Sie verbringt jede Nacht mit ihm. Die Töchter glauben, sie werde ihn heiraten.« Selbst durch ihr Schluchzen hindurch hörte er ihren aufgestauten Zorn. Es gefiel ihr bestimmt nicht, dass eine andere geschafft hatte, was ihr versagt geblieben war. Zweifellos hatte sie ihm deshalb nicht früher Bescheid gesagt.
Aviendha war trotz ihres wilden Blicks eine schöne Frau mit volleren Brüsten, als bei den Töchtern üblich, und doch würde er Isendre ihr vorziehen, wenn nur … Isendre stand mit hängenden Schultern im Mondschein, der durch die Fenster drang, zitterte von Kopf bis Fuß, schluchzte mit offenem Mund und machte sich nicht einmal mehr die Mühe, die Tränen abzuwischen, die ihr über die Wangen liefen. Sie würde auf dem Bauch kriechen, wenn Aviendha sie nur einmal böse anschaute.
»Also gut«, sagte er sanft. »Wenn du nicht kannst, dann eben nicht. Dann holst du eben aus Natael heraus, was du nur kannst. Ich weiß, dass du dazu in der Lage bist.« Er erhob sich und nahm sie bei den
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