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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sie genauso wütend wie Siuan.

KAPITEL 29

    Erinnerungen an Saldaea
    K adere lag in Hemdsärmeln im Dunkel auf seinem Bett und zwirbelte gelangweilt an einem seiner großen Taschentücher. Die offenen Wagenfenster ließen wohl den Mondschein herein, aber kaum ein Lufthauch drang bis zu ihm. Wenigstens war es in Cairhien kühler als in der Wüste. Eines Tages, so hoffte er, würde er nach Saldaea zurückkehren und wieder in dem Garten spazierengehen, in dem ihm seine Schwester Teodora einst die Grundzüge des Schreibens und Rechnens beigebracht hatte. Er vermisste sie genauso wie Saldaea mit seinen strengen Wintern, wo die Bäume im harten Frost aufplatzten und man sich nur mit Skiern oder Schneeschuhen vorwärtsbewegen konnte. In diesen südlichen Gefilden hatte er das Gefühl, schon der Frühling sei wie ein Sommer und der Sommer heiß wie der Krater des Verderbens. Der Schweiß strömte ihm ständig über das Gesicht und den Körper.
    Mit einem tiefen Seufzer schob er die Finger in einen kleinen Spalt hinter dem Bett, wo es an der Wand des Wagens befestigt war. Das zusammengefaltete Stück Pergament raschelte. Er ließ es dort stecken. Den Inhalt kannte er auswendig.
    ›Ihr seid nicht allein unter Fremden.
    Ein Weg wurde auserwählt.‹
    Nicht mehr als das, und natürlich ohne Unterschrift. Er hatte es gefunden, als er sich für die Nacht zurückzog. Jemand hatte es unter der Tür durchgeschoben. Eine kleine Stadt lag weniger als eine Viertelmeile entfernt – Eianrod –, doch selbst wenn dort noch ein weiches Bett frei gewesen wäre, hätten ihm die Aiel wohl kaum gestattet, eine Nacht außerhalb seines Wagens zu verbringen. Auch diese Aes Sedai würde es ihm untersagen. Im Augenblick stimmten seine Pläne ja auch durchaus mit denen Moiraines überein. Vielleicht würde er sogar Tar Valon wiedersehen, für einen wie ihn wohl ein gefährlicher Ort, aber die Arbeit dort war immer wichtig und wirkte irgendwie auch belebend auf ihn.
    Er konzentrierte sich wieder auf die zugespielte Nachricht, die er allerdings viel lieber ignoriert hätte. An dem Wort ›auserwählt‹ erkannte er, dass sie mit Sicherheit von einem anderen Schattenfreund stammte. Das Überraschende daran war, dass er sie jetzt erhielt, nachdem sie schon durch halb Cairhien gekommen waren. Vor beinahe zwei Monaten hatte er einen ersten Fingerzeig erhalten, gleich, nachdem sich Jasin Natael, aus welchen Gründen auch immer, Rand al’Thor angeschlossen hatte. Dazu war seine neue Partnerin Keille Shaogi verschwunden. Er vermutete, sie liege, nach einem Messerstich Nataels, irgendwo in der Wüste begraben, und er war froh, sie los zu sein. Bald darauf war er von einer der Auserwählten besucht worden, und zwar von keiner Geringeren als Lanfear selbst. Sie hatte ihm Anweisungen erteilt.
    Automatisch griff er sich an die Brust und tastete durch den Stoff des Hemdes hindurch nach den Brandnarben. Er wischte sich mit dem Tuch über das Gesicht. Ein Teil seines Verstands bestätigte ihm mit kalter Logik, dass diese Narben ihm eindeutig bewiesen, dass es sich nicht um einen normalen Traum gehandelt habe. Einen normalen Albtraum. Ein anderer Teil seiner Selbst wimmerte innerlich fast vor Erleichterung, dass sie seither nicht zurückgekehrt war.
    Die zweite Überraschung an der Nachricht war die Handschrift gewesen. Es war eine Frauenschrift, wenn er sich nicht vollkommen irrte, und einige der Buchstaben entsprachen der typischen Schrift der Aiel. Natael hatte ihm gesagt, es müsse unter den Aiel auch Schattenfreunde geben, denn die gab es in jedem Land und bei jedem Volk, doch er hatte nie den Wunsch verspürt, in der Wüste Brüder zu suchen. Aiel töteten schnell, ohne mit der Wimper zu zucken, und man konnte sie schon in Rage bringen, wenn man nur zu laut atmete.
    Alles in allem roch die Nachricht nach Verhängnis. Wahrscheinlich hatte Natael einem Schattenfreund unter den Aiel gesagt, wer er sei. Er zwirbelte ärgerlich das Tuch zu einem langen, dünnen Strick und zerriss es dann. Hätten der Gaukler und Keille nicht unwiderlegbar beweisen können, dass sie hochstehende Mitglieder in den Ratsversammlungen der Schattenfreunde waren, dann hätte er sie beide getötet, bevor sie sich der Wüste auch nur näherten. Die andere Möglichkeit lag ihm allerdings noch schwerer im Magen. ›Ein Weg wurde auserwählt.‹ Vielleicht hatte man ihm auf diese Art nur das Wort ›auserwählt‹ zuspielen wollen, und das könnte bedeuten, dass einer der Auserwählten

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