Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
Immer Siegreiche Heer eine Niederlage erlitten hat.«
»Sucht Ihr nun nach der Wahrheit hinter Gerüchten, Jalindin?«, fragte Morsa in beißendem Tonfall. »Gerade eine Sucherin sollte wissen, wann es besser ist, den Mund zu halten. Die Kaiserin selbst hat verboten, von der Corenne zu sprechen, bis sie sie erneut ausruft. Wenn Ihr – oder ich – auch nur den Namen der Stadt aussprecht, bei der diese Expedition an Land ging, wird man uns die Zungen herausschneiden. Vielleicht würde es Euch gefallen, im Turm der Raben ohne Zunge festzusitzen? Noch nicht einmal die Lauscher würden hören, wenn Ihr schreit, um Gnade winselt oder alles gesteht.«
Rand verstand nicht mehr als zwei Worte von dreien, und das lag nicht an dem eigenartigen Dialekt. Er hätte gern mehr Zeit zum Zuhören gehabt. Corenne. Die Wiederkehr. So hatten die Seanchaner in Falme ihren Versuch bezeichnet, die Länder jenseits des Aryth-Meeres zu erobern, die Länder, in denen er lebte und die sie als ihren rechtmäßigen Besitz, ihr Erbe, betrachteten. Der Rest – Sucher, Lauscher, Turm der Raben – war ihm ein Rätsel. Doch offensichtlich war Die Wiederkehr zunächst abgeblasen worden. Es war gut, dies zu wissen.
Das Tor war tatsächlich schmaler. Vielleicht einen Fingerbreit schmaler als noch Augenblicke zuvor. Nur sein Block hielt es offen. Es hatte versucht, sich zu schließen, sobald Aviendha ihr Gewebe losgelassen hatte, und es bemühte sich immer noch darum.
»Beeil dich«, sagte er zu Aviendha, und sie warf ihm einen so betont geduldigen Blick zu, dass er ihn wie ein Stein zwischen die Augen traf.
»Ich gebe mein Bestes, Rand al’Thor«, sagte sie und zerrte weiter an dem Halsband herum. Tränen rollten Seri über die Wangen, und sie stöhnte dabei, als wolle ihr die Aielfrau die Kehle durchschneiden. »Du hättest die anderen beiden beinahe umgebracht und dich selbst vielleicht gleich mit. Ich habe die Macht gespürt, wie sie wild und unkontrolliert in die beiden einströmte, als du das andere Halsband berührt hast. Also überlass das mir, und wenn ich es fertigbringen kann, werde ich das auch.« Dann fluchte sie wieder leise und probierte es an der Seite.
Rand dachte daran, die Halsbänder durch die Sul’dam entfernen zu lassen, denn wenn irgendjemand wusste, wie man sie abnahm, dann natürlich diese beiden, aber deren finsteren Mienen nach zu schließen, müsste er sie dazu zwingen. Und eine Frau zu foltern war ihm noch unmöglicher, als sie zu töten.
Seufzend sah er sich wieder die graue Leere an, die das Wegetor ausfüllte. Die Stränge schienen in seine eigenen hineinverwoben, und er konnte den einen nicht zertrennen, ohne den anderen gleichzeitig zu kappen. Hindurchgehen mochte die Falle auslösen, doch diese graue Leere herauszutrennen würde, falls das nicht sowieso denselben Effekt hatte, dem Tor gestatten, sich so schnell zu schließen, dass sie keine Gelegenheit mehr hätten, noch hindurchzuspringen. Und das wäre auch ein Sprung, der sie blindlings in das Licht wusste was hineinführte.
Morsa hatte jedem Wort gelauscht, das zwischen ihm und Aviendha gefallen war, und nun sah sie nachdenklich die beiden Sul’dam an. Jalindin aber hatte den Blick nicht vom Gesicht der Adligen genommen. »Es ist viel geheimgehalten worden, das für die Sucher kein Geheimnis darstellen dürfte, Lady Morsa«, sagte die streng dreinblickende Frau. »Die Sucher müssen alles erfahren.«
»Ihr vergesst Euch, Jalindin«, fauchte Morsa. Ihre Hände in den Reithandschuhen zuckten. Wären ihre Arme nicht gefesselt gewesen, hätte sie wohl an den Zügeln gerissen. So aber hielt sie nur den Kopf schräg und blickte auf die andere hinab: »Ihr seid mir zugeteilt worden, weil Sarek die Nase zu hoch zu tragen scheint und er ein Auge auf Serengada Dai und Tuel geworfen hat, ganz zu schweigen von der Absicht der Kaiserin …«
Jalindin unterbrach sie grob: »Ihr seid es, die sich vergisst, Lady Morsa, falls Ihr glaubt, einen Beweis gegen die Wahrheitssucher zu haben. Ich habe selbst sowohl eine Tochter wie auch einen Sohn der Kaiserin, möge das Licht sie segnen, verhört, und aus Dankbarkeit für die Geständnisse, die ich ihnen abrang, gestattete sie mir, ihr Gesicht zu sehen. Glaubt Ihr, dass Euer niederes Haus über den eigenen Kindern der Kaiserin steht?«
Morsa blieb steif sitzen – sie hatte ja auch keine andere Wahl –, doch ihr Gesicht verfärbte sich grau, und sie leckte sich über die Lippen. »Die Kaiserin, möge das Licht sie
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