Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
sein kann.«
Rand schon. Damane waren diejenigen, von denen man annahm, sie könnten als einzige die Macht lenken. Falls zwei Frauen den Seanchanern durch das Netz ihrer Überprüfungen geschlüpft waren und stattdessen zu Sul’dam wurden, würden sie bestimmt nicht wagen, sich zu verraten. Den Seanchanern auf diese Weise ein Schnippchen zu schlagen war sicher ziemlich schwierig, da sie schließlich jede junge Frau in dem Jahr überprüften, da sich die ersten Anzeichen zeigen konnten. »Kannst du alle vier abschirmen?«
Sie warf ihm einen selbstbewussten Blick zu. »Natürlich. Egwene hat mir beigebracht, mehrere Stränge auf einmal zu weben. Ich kann sie von der Quelle abschirmen, die Stränge verknoten und sie in Stränge aus Luft einbinden, bevor sie überhaupt merken, was los ist.« Das Lächeln verflog. »Ich bin schnell genug, um mit ihnen und ihren Pferden fertig zu werden, aber den Rest muss ich dir überlassen, bis ich Hilfe bringen kann. Falls von denen dort welche davonkommen … Sie können bestimmt gut mit diesen Speeren umgehen, und falls dich jemand am Boden festnagelt …« Einen Augenblick lang knurrte sie in sich hinein, als ärgere sie sich darüber, dass sie keinen vollständigen Satz mehr zustande bringe. Schließlich sah sie ihn wieder an, und ihr Blick war so zornig wie in besten Zeiten. »Egwene hat mir davon erzählt, wie man mithilfe der Macht Wunden heilen kann, aber sie weiß zu wenig darüber und ich noch weniger.«
Worüber hatte sie sich denn jetzt wieder aufgeregt? Besser, du versuchst, die Sonne zu verstehen als eine Frau, dachte er trocken. Das hatte ihm Thom Merrilin gesagt, und es entsprach der Wahrheit. »Kümmere du dich nur darum, diese Frauen abzuschirmen«, sagte er zu ihr. »Ich erledige den Rest. Aber erst, wenn ich deinen Arm berühre.«
Ihm war klar, dass sie ihn nun für einen Angeber hielt, aber er musste ja gar keine Stränge aufspleißen, sondern lediglich einen einzigen etwas komplizierteren Strang aus Luft weben, der ihnen die Arme und Beine fesselte und auch die Beine der Pferde. So atmete er noch einmal tief durch, griff nach Saidin , berührte ihren Arm und ließ die Macht wirken.
Entsetzte Schreie ertönten. Er hätte auch an Knebel denken sollen, aber sie sollten eigentlich schon jenseits des Tores sein, ehe irgendjemand die Rufe hören konnte. Er hielt an der Wahren Quelle fest, packte Aviendha am Arm und musste sie beinahe durch den Schnee zerren. Er überhörte ihr wütendes Fauchen, sie könne allein gehen. Auf diese Weise bahnte er wenigstens einen Weg für sie, und schließlich mussten sie sich beeilen.
Die Seanchaner verstummten und blickten ihnen nach, als er mit Aviendha im Schlepptau vor ihrer Nase zum Tor stapfte. Die beiden Frauen, die keine Sul’dam waren, hatten die Kapuzen zurückgestreift und kämpften gegen sein Gewebe an. Er hielt es aufrecht, verknotete es aber nicht, sonst hätte er den Knoten nur wieder lösen müssen, wenn er durch das Tor schritt. Schließlich hätte er nicht einmal Seanchaner gefesselt im Schnee zurückgelassen. Falls sie dort nicht erfroren, gab es da ja noch die große Raubkatze, deren Spur er gesehen hatte. Und wo es eine davon gab, hielten sich wohl auch noch mehr auf.
Das Tor befand sich noch an der richtigen Stelle, doch anstatt in das Zimmer in Eianrod blicken zu können, war dahinter nur einheitliches Grau zu sehen. Es schien jetzt auch enger, als es in seiner Erinnerung gewesen war. Und schlimmer noch: Er konnte das Gewebe dieser grauen Wand erkennen. Sie war aus Saidin gewebt. Zornige Gedanken glitten über das Nichts. Er wusste nicht, was das sollte, doch es konnte durchaus eine von einem der männlichen Verlorenen gewebte Falle für denjenigen sein, der hindurchtrat. Höchstwahrscheinlich von Asmodean. Falls der Mann ihn den anderen übergab, gewann er damit möglicherweise seinen Platz unter ihnen zurück. Aber hierbleiben kam auch nicht infrage. Wenn sich Aviendha nur daran erinnern könnte, wie sie das Tor ursprünglich geöffnet hatte! Dann könnte sie ein weiteres öffnen. Aber so, wie die Dinge standen, würden sie dieses benützen müssen, ob Falle oder nicht.
Eine der berittenen Frauen trug auf der grauen Brust ihres Umhangs als Abzeichen einen schwarzen Raben vor einem einzelnen Turm. Sie hatte ein strenges Gesicht und dunkle Augen, die sich förmlich in seinen Schädel zu bohren versuchten. Die andere, jünger, hellhäutiger und kleiner, doch edler in ihrer Haltung, trug einen silbernen
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