Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
sie auf die Arme nahm. Ihre grünen Augen funkelten. »Wir müssen schneller vorwärtskommen, als es dir möglich ist, wenn du diese Röcke durch den Schnee schleifst«, erklärte er ihr. Das erzürnte Funkeln verflog, aber sie legte trotzdem ihre Arme nicht um seinen Hals, wie er so halb gehofft hatte. Stattdessen faltete sie die Hände und machte eine duldsame Miene. Ein bisschen mürrisch vielleicht auch. Welche Veränderungen sich auch in ihrem Innern abgespielt haben mochten, ganz anders als vorher war sie deshalb keineswegs. Er verstand selbst nicht, wieso ihn das erleichterte.
Er hätte wie zuvor im Sturm einen Weg in den Schnee schmelzen können, aber falls ein weiteres dieser fliegenden Dinger kam, würde der Weg es genau zu ihnen führen. Ein Fuchs trabte ein ganzes Stück entfernt zu ihrer Rechten über den Schnee. Er war ganz weiß, bis auf einen schwarzen Fleck am Ende seines buschigen Schwanzes. Er äugte das eine oder andere Mal misstrauisch zu Aviendha und ihm herüber. An manchen Stellen verliefen Kaninchenspuren über die Schneedecke, ein wenig verwischt, wo sie gesprungen waren. Einmal sah er auch die Spuren einer Katze, die so groß wie ein Leopard sein musste. Vielleicht gab es hier auch noch größere Tiere; möglicherweise flügellose Verwandte dieser ledrigen Kreatur von vorher. Er verspürte wenig Lust auf ein Zusammentreffen, aber es war ja durchaus möglich, dass diese … Flieger … die Furche, die er im Schnee hinterließ, als die Spur eines Tieres betrachten würden.
Er bahnte ihnen trotzdem den Weg von Baum zu Baum. Mehr Bäume wären ihm lieber gewesen, und dichter hätten sie auch stehen können. Andererseits hätte er dann vielleicht Aviendha nicht gefunden. Sie ächzte und blickte mit vorwurfsvoller Miene zu ihm auf, worauf er seinen Griff wieder etwas lockerte. Jetzt jedenfalls wären mehr Bäume hilfreich gewesen. Aber gerade seine vorsichtige Vorgehensweise führte dazu, dass er die anderen zuerst sah.
Weniger als fünfzig Schritt entfernt und zwischen ihnen und dem Tor – sogar genau vor dem Tor, denn er spürte deutlich sein blockierendes Gewebe – befanden sich vier Reiter auf Pferden und mehr als zwanzig Personen zu Fuß. Die Reiter waren allesamt in lange, dicke, pelzbesetzte Umhänge gehüllte Frauen. Zwei von ihnen trugen jeweils am linken Handgelenk ein silbrig schimmerndes Armband, das durch eine lange Leine aus demselben glänzenden Material mit einem silbernen Halsband verbunden war; und diese Halsbänder trugen zwei grau gekleidete Frauen, die im tiefen Schnee standen. Die anderen neben ihnen waren Männer mit dunklen Lederhemden und grün und golden bemalten Schuppenpanzern. Die sich überlappenden Schuppen bedeckten ihre Brust, die Außenseiten der Arme und die Vorderseiten der Schenkel. An ihren Speeren hingen grüne und goldene Troddeln. Ihre Schilde waren in den gleichen Farben bemalt, und die Helme glichen den Köpfen riesiger Insekten, zwischen deren Beißwerkzeugen Gesichter hervorblickten. Einer davon war offensichtlich ein Offizier, der wohl weder Speer noch Schild trug, dafür aber ein gekrümmtes Zweihandschwert auf dem Rücken. Die Schuppenplatten seines lackierten Panzers waren mit Silber gerändert, und dünne, grüne Federn, die wie Fühler aussahen, verstärkten den insektenhaften Eindruck seines bunten Helms. Nun wusste Rand, wo Aviendha und er sich befanden. Er hatte solche Rüstungen schon einmal gesehen. Und Frauen, die man so an die Leine genommen hatte.
Er setzte sie hinter einem Baum ab, der aussah wie eine vom Wind verkrümmte Kiefer mit glattem, grauem, schwarz geädertem Stamm, deutete hinüber, und sie nickte schweigend.
»Die beiden Frauen an den Leinen können die Macht benützen«, flüsterte er. »Kannst du sie abschirmen?« Schnell fügte er noch hinzu: »Nimm noch keinen Kontakt zur Wahren Quelle auf. Sie sind Gefangene, aber trotzdem könnte es sein, dass sie die anderen warnen, und selbst wenn nicht, spüren die Frauen mit den Armreifen vielleicht durch sie, dass jemand in der Nähe die Macht gebraucht.«
Sie sah ihn mit einem eigenartigen Blick an, verschwendete aber keine Zeit mit törichten Fragen, wie beispielsweise, woher er das wisse. Die Fragen würden später kommen, so viel war ihm klar. »Die Frauen mit den Armreifen können ebenfalls die Macht lenken«, erwiderte sie genauso leise. »Ich spüre sie aber nur ganz eigenartig schwach, als hätten sie den Gebrauch der Macht niemals geübt. Ich verstehe nicht, wie das
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