Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
irgendwie über ihre Schulter geworfen. Ich bin aufgestanden und habe sie geohrfeigt, und dann hat sie mich mit der Faust niedergeschlagen. Daher habe ich das blaue Auge.« Sie konnte genauso gut nun auch den Rest erzählen, denn Elayne würde alles früh genug erfahren. Besser, sie erfuhr es von ihr. Und doch hätte sie sich lieber die Zunge abgebissen. »Das habe ich natürlich nicht hinnehmen können. Wir haben noch ein wenig gerauft.« Was sie betraf, hatte sie nicht viel ausgerichtet, obwohl sie nicht aufgegeben hatte. Das Bitterste an der ganzen Sache war die Tatsache, dass Cerandin nur aufgehört hatte, sie herumzuwirbeln und auf ganz hinterhältige Art zu Fall zu bringen, weil es so leicht gewesen war, als misshandle sie ein Kind. Nynaeve hatte nicht mehr Chancen gegen sie gehabt wie eben ein Kind. Wenn wenigstens niemand zugesehen hätte, dann hätte sie ein bisschen die Macht benützt … Wütend genug war sie allemal gewesen. Wenn nur niemand zugesehen hätte, Punkt. Ihr wäre lieber gewesen, Cerandin hätte sie mit den Fäusten bearbeitet, bis sie blutete. »Dann hat ihr Latelle einen Stock gegeben. Du weißt ja, dass sich diese Frau an mir rächen will.« Sie musste sicher nicht mehr erwähnen, dass Cerandin sie über die Deichsel eines Wagens gelegt hatte. So hatte niemand sie mehr verprügelt, seit sie Neysa Ayellin einen Krug Wasser an den Kopf geworfen hatte, als sie gerade sechzehn war. »Jedenfalls hat Petra die Auseinandersetzung beendet.« Und gerade noch rechtzeitig. Der riesenhafte Mann hatte sie beide am Nacken gepackt wie die Kätzchen. »Cerandin hat sich entschuldigt, und das war’s auch schon.« Sicher, Petra hatte dafür gesorgt, dass sich die Seanchanerin bei ihr entschuldigte, aber Nynaeve hatte sich ebenfalls entschuldigen müssen. Er hatte sich geweigert, seinen leichten, aber doch eisenharten Griff in ihrem Nacken zu lockern, wenn sie seinem Wunsch nicht nachkäme. Sie hatte ihn wohl geschlagen, mit der Faust in den Magen, so hart sie nur konnte, doch er hatte nicht mit der Wimper gezuckt. In ihrer Hand hatte sie nun ein Gefühl, als schwelle auch die langsam an. »Es war wirklich nichts Schlimmes. Ich schätze, Latelle wird eine eigene Version überall herumerzählen. Das ist die Frau, die ich mal kräftig durchschütteln sollte. Ich habe bei ihr bei Weitem nicht hart genug zugeschlagen.«
Sie fühlte sich besser, nun, da sie die Wahrheit gebeichtet hatte, doch Elayne machte ein so zweifelndes Gesicht, dass sie lieber das Thema wechseln wollte. »Was hast du da versteckt?« Sie fasste hinüber und zog die Decke ein Stück weg. Das silbrige Glitzern des A’dams , den sie von Cerandin bekommen hatten, wurde sichtbar. »Wieso beim Licht willst du das Ding anschauen? Und wenn, warum versteckst du es dann? Es ist ein schmutziges Ding und ich verstehe nicht, wie du es überhaupt berühren kannst, aber, wenn du das willst, ist es doch deine Angelegenheit.«
»Rede doch nicht so gekünstelt daher«, erwiderte Elayne. Langsam breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus, und sie wurde vor Aufregung ganz rot. »Ich glaube, ich könnte selbst einen machen.«
»Einen machen? Du meinst, einen anfertigen?« Nynaeve senkte die Stimme in der Hoffnung, niemand werde herbeilaufen, um nachzusehen, wer hier wen umbrachte, aber sanfter sprach sie deshalb nicht: »Beim Licht, warum denn? Leg doch lieber erst mal eine Jauchegrube an. Oder einen Misthaufen. Die sind wenigstens für etwas gut.«
»Ich meine auch nicht unbedingt einen A’dam .« Elayne saß hoch aufgerichtet da, das Kinn in ihrer typischen kühlen Haltung. Sie klang beleidigt und sprach mit eisiger Beherrschung: »Aber es ist ein Ter’angreal , und ich habe herausgefunden, wie es funktioniert. Ich weiß, dass du mindestens einmal auch Unterricht in der Verknüpfung mehrerer Aes Sedai hattest. Der A’dam verbindet die beiden Frauen miteinander, und deshalb muss die Sul’dam ebenfalls eine Frau sein, die mit der Macht umgehen kann.« Sie runzelte leicht die Stirn. »Es ist allerdings eine eigenartige Verbindung. Anders. Es ist keine echte Verknüpfung von zweien oder mehreren, wo eine die Führung übernimmt, denn hier hat nur eine einzige die volle Kontrolle über die andere. Ich glaube, das ist der Grund, warum eine Damane nichts tun kann, was ihre Sul’dam nicht will. Ich glaube auch nicht, dass die Leine überhaupt benötigt wird. Halsband und Armreif funktionieren genauso ohne sie und auch auf genau dieselbe
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