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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Verteidiger des Steins verschwitzt in Hemdsärmeln zum rhythmischen Klatschen von zehnmal so vielen Zuschauern. In einer Reihe, die Arme um die Schultern der Nebenmänner gelegt, vollführten sie so schnelle Tanzschritte, dass es ein Wunder schien, dass keiner von ihnen seinen Nebenmann trat oder zu Fall brachte. In der Nähe einer zehn Fuß hohen Stange, die man in den Boden gesteckt hatte und die Mats Blick krampfhaft mied, tanzten in einem weiteren Zuschauerkreis einige Aiel. Jedenfalls nahm Mat an, es handle sich um einen Tanz. Ein weiterer Aiel spielte für sie auf dem Dudelsack auf. Sie sprangen, so hoch sie konnten, schwangen dabei einen Fuß noch höher hinauf, landeten wieder auf genau diesem Fuß und sprangen sofort wieder hoch, schneller und schneller. Manchmal drehten sie sich im Sprung auch noch um die eigene Körperachse, oder sie vollführten Überschläge vorwärts oder rückwärts. Sieben oder acht Tairener und Männer aus Cairhien saßen daneben und rieben sich die schmerzenden Knochen, nachdem sie bei ähnlichen Versuchen gestürzt waren. Trotzdem lachten und jubelten sie wie die Verrückten und ließen einen Steinkrug mit irgendeinem Getränk herumgehen. An anderen Orten sangen und tanzten weitere Männer. Man konnte bei dem allgemeinen Lärm allerdings den Gesang kaum hören, falls er diese Bezeichnung überhaupt verdiente. Ohne sich zu rühren, konnte er zehn Flöten unterscheiden, ganz zu schweigen von mindestens doppelt so vielen Blechpfeifen. Ein magerer Bursche aus Cairhien in einer zerfledderten Jacke blies etwas, das wie eine Kreuzung von einer Flöte mit einem Horn aussah, mit ein paar noch eigenartigeren Zusatzteilen. Und dann gab es unzählige Trommeln – die meisten allerdings waren Töpfe, die mit Kochlöffeln geschlagen wurden.
    Kurz gesagt, das Lager war ein Irrenhaus und ein Ball in einem. Er erkannte dieses Syndrom wieder, und zwar zur Hauptsache aus den Erinnerungen anderer Männer, die er noch als solche erkannte, wenn er sich Mühe gab. Man feierte, immer noch am Leben zu sein. Ein weiteres Mal waren sie dem Dunklen König auf der Nase herumgetanzt und hatten es überlebt, konnten die Geschichte erzählen. Ein weiterer Tanz auf des Messers Schneide beendet. Gestern fast tot, morgen vielleicht wirklich tot, aber heute am Leben, auf wunderbare Weise am Leben. Ihm war nicht nach Feiern zumute. Wozu lebte man denn, wenn man doch nicht aus seinem Käfig entkommen konnte?
    Er schüttelte den Kopf, als Daerid, Estean und ein kräftig gebauter Aielmann mit rotem Haar, den er nicht kannte, vorbeitaumelten, wobei sie sich gegenseitig aufrecht hielten. Im allgemeinen Lärm kaum hörbar, versuchten Daerid und Estean, dem größeren Mann in der Mitte den Text von ›Tanz mit dem Schwarzen Mann‹ beizubringen.
    Singen und tanzen und für unsren Sold
    sind uns die schönsten Mädchen hold.
    Wir ziehen weiter, wenn verbraucht das Gold,
    und dann tanzen wir wieder mit dem Schwarzen Mann.
    Der sonnenverbrannte Bursche zeigte verständlicherweise kein Interesse am Lernen. Das würde er höchstens, wenn sie ihm bewiesen, dass es sich um eine offizielle Schlachthymne handle. Doch er hörte wenigstens zu, und er war keineswegs der Einzige. Als die drei schließlich in der sich drängenden Menge außer Sicht kamen, hatten sie immerhin schon einen Rattenschwanz von zwanzig anderen hinter sich, die zerbeulte Zinntassen und zerkratzte Lederbecher schwangen und alle aus vollem Hals die Melodie mitgrölten.
    Ob Bier oder Wein in meinem Glas,
    ob ich mit Mädchen teile das Naß,
    mir macht etwas andres stets noch mehr Spaß:
    der Tanz mit dem Schwarzen Mann!
    Mat verwünschte sich selbst, weil er ihnen das Lied beigebracht hatte. Das hatte ihn einfach abgelenkt, während Daerid sich um seine Wunden kümmerte, damit er nicht verblutete. Diese Tinktur brannte genauso schlimm wie die Schnitte selbst, und Daerid würde keiner Näherin Konkurrenz machen bei seinen Künsten mit Nadel und Faden. Nur hatte sich das Lied von jenem ersten Dutzend aus wie ein Lauffeuer durch die Truppe verbreitet. Tairener und Männer aus Cairhien, Reiter und Pikeure, sie alle hatten es gesungen, als sie in der Morgendämmerung zurückkehrten.
    Zurückkehrten. Genau in dieses Tal zwischen den Hügeln, aus dem sie aufgebrochen waren, unterhalb der Ruine des Balkenturms, und ohne jede Chance für ihn, zu entkommen. Er hatte ihnen angeboten, vorauszureiten, und Talmanes und Nalesean hatten sich beinahe darum geprügelt, wer von ihnen

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