Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
halten, oder als erwarte er jeden Moment, sie auffangen zu müssen. Sulin wechselte ein paar Worte mit Adelin und Enaila – zu leise, als dass Rand sie verstehen konnte –, und die jüngeren Frauen rannten los und sprachen mit der Aes Sedai.
Trotz der großen Anzahl der Verwundeten kümmerten sich nicht alle Weisen Frauen um sie. In einer Hütte an der einen Seite des Lagers saßen vielleicht zwanzig von ihnen im Kreis und lauschten einer, die im Mittelpunkt stand. Als sie sich hinsetzte, nahm eine andere ihren Platz ein. Gai’shain knieten außen um die Hütte herum auf dem Boden, doch keine der Weisen Frauen schien sich jetzt für den Wein oder irgendetwas anderes zu interessieren, so gespannt lauschten sie. Rand glaubte, in der augenblicklichen Sprecherin Amys zu erkennen.
Zu seiner Überraschung half auch Asmodean bei der Versorgung der Verwundeten. Der Wasserschlauch, den er sich über jede Schulter gehängt hatte, passte allerdings gar nicht zu seiner dunklen Samtjacke mit Spitzenbesätzen. Als er sich von einem Mann aufrichtete, dessen nackter Oberkörper stark bandagiert war, entdeckte er Rand und zögerte. Einen Augenblick später reichte er die Wasserschläuche einem Gai’shain und wand sich zwischen den Töchtern hindurch zu Rand. Die Töchter ignorierten Asmodean, denn sie schienen entweder Adelin und Enaila zu beobachten, wie sie mit Moiraine sprachen, oder Rand anzustarren, und so machte er eine beleidigte Miene, als er vor dem letzten Ring der Far Dareis Mai um Jeade’en angelangt war. Sie traten nur sehr zögernd beiseite, und die Lücke zwischen ihnen ließ ihn schließlich nur bis an Rands Steigbügel heran.
»Ich war sicher, dass Ihr unversehrt wärt. Ganz sicher.« Seinem Tonfall nach log er. Als Rand nicht antwortete, zuckte Asmodean nervös die Achseln. »Moiraine bestand darauf, dass ich Wasser schleppe. Eine Frau mit einem zwingenden Wesen, die nicht einmal dem Barden des Lord Drachen gestattet …« Er ließ die Worte verklingen und leckte sich hastig die Lippen. »Was ist geschehen?«
»Sammael«, sagte Rand, aber es war nicht als Antwort gedacht. Er sprach einfach die Gedanken aus, die gerade durch das Nichts in ihm trieben. »Ich erinnere mich daran, als man ihn zum ersten Mal als den Zerstörer aller Hoffnung bezeichnete. Als er die Tore von Hevan verräterisch geöffnet hatte und den Schatten hinunter ins Rorn M’doi und ins Herz von Satelle trug. An diesem Tag schien wirklich alle Hoffnung zu sterben. Culan Cuhan weinte. Was ist los?« Asmodeans Gesicht hatte sich so weiß wie Sulins Haar verfärbt, doch er schüttelte nur stumm den Kopf. Rand spähte zu der Hütte hinüber. Er kannte diejenige nicht, die nun das Wort ergriffen hatte. »Warten sie dort auf mich? Dann sollte ich hinübergehen.«
»Sie werden dich jetzt noch nicht willkommen heißen«, sagte Lan. Er war so plötzlich neben Asmodean erschienen, dass der zusammenfuhr. »So wenig wie jeden anderen Mann.« Auch Rand hatte den Behüter weder gehört noch herankommen sehen, doch er wandte ihm lediglich das Gesicht zu. Selbst das kostete ihn Anstrengung. Der Kopf schien jemand anderem zu gehören. »Sie verhandeln mit den Weisen Frauen der Miagoma, der Codarra, der Schiande und der Daryne.«
»Die Clans schließen sich mir an«, sagte Rand mit tonloser Stimme. Aber ihr Warten hatte dazu geführt, dass an diesem Tag allzu viel Blut geflossen war. In den Legenden geschah so etwas niemals.
»Wie es scheint. Doch die vier Häuptlinge werden sich nicht mit dir treffen, bevor nicht die Weisen Frauen ihre Abmachungen getroffen haben«, fügte Lan trocken hinzu. »Komm. Moiraine kann dir mehr darüber sagen als ich.«
Rand schüttelte den Kopf. »Was geschehen ist, ist geschehen. Ich kann mir die Einzelheiten später anhören. Wenn Han sie uns nun nicht mehr aus dem Rücken halten muss, brauche ich ihn. Sulin, schickt einen Läufer. Han …«
»Das ist schon geschehen, Rand«, sagte der Behüter eindringlich. »Alles ist beendet. Südlich der Stadt sind nur noch wenige Shaido übrig. Tausende wurden gefangengenommen, und die meisten anderen sind dabei, den Gaelin zu überqueren. Man hätte dir davon schon vor einer Stunde berichtet, nur wusste niemand, wo du bist. Du bist ständig in Bewegung gewesen. Komm und lass dir von Moiraine alles berichten.«
»Alles beendet? Wir haben gewonnen?«
»Du hast gewonnen. Vollständig.«
Rand spähte zu den Männern hinüber, die verbunden wurden, zu den geduldig wartenden
Weitere Kostenlose Bücher