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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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er sich zum dritten Mal geschnitten und über das kalte Wasser geflucht hatte. Um bei der Wahrheit zu bleiben, machte ihn das diesmal vor allem deshalb so nervös, weil er fürchtete, sie könne bemerken, wie unsicher er noch auf den Beinen war. Man kann sich ansonsten an alles gewöhnen, wenn es lange genug andauert, dachte er trocken.
    Sie missverstand sein Kopfschütteln. »Elayne hat bestimmt nichts dagegen, wenn ich zusehe, Rand al’Thor.«
    Er war gerade beim Zubinden seines Hemds, unterbrach die Bewegung und blickte sie an. »Glaubst du das wirklich?«
    »Sicher. Du gehörst wohl ihr, aber deinen Anblick kann sie nicht für sich allein beanspruchen.«
    Er lachte stumm und wandte sich wieder den Schnüren zu. Es tat gut, daran erinnert zu werden, dass hinter ihrem neuerdings so geheimnisvollen Getue Unwissen steckte, abgesehen von einigem anderen. Er konnte ein befriedigtes Grinsen nicht unterdrücken, als er sich fertig ankleidete, das Schwert gürtete und den abgeschnittenen Seanchan-Speer mit den Troddeln in die Hand nahm. Dabei färbte sich das Lächeln allerdings etwas grimmig. Er hatte das Ding zur Erinnerung daran mitführen wollen, dass es die Seanchaner immer noch auf dieser Welt gebe, doch nun diente es dazu, ihn grundsätzlich an alles zu erinnern, womit er gleichzeitig jonglieren musste. Cairhien und die Tairener, Sammael und die anderen Verlorenen, die Shaido und ganze Länder, die noch gar nichts von ihm wussten, die er aber für sich gewinnen musste, bevor Tarmon Gai’don begann. Mit Aviendha klarzukommen war dagegen noch das reine Honigschlecken.
    Die Töchter sprangen auf, als er geduckt aus dem Zelt trat und zwar so schnell, dass man die Unsicherheit seiner Beine möglichst nicht bemerkte. Er war sich allerdings nicht sicher, mit welchem Erfolg. Aviendha hielt sich an seiner Seite, als sei sie nicht nur bereit, ihn aufzufangen, sollte er straucheln, sondern als erwarte sie dies ganz eindeutig. Seine Laune wurde auch nicht besser, als Sulin, die noch immer ihren Kopfverband trug, Aviendha fragend anblickte – nicht ihn; sie! – und auf ihr Nicken wartete, bis sie den Töchtern befahl, sich zum Abmarsch fertigzumachen.
    Asmodean kam auf seinem Maulesel den Hang heraufgeritten, wobei er Jeade’en am Zügel hinter sich herführte. Irgendwie hatte er noch Zeit gefunden, sich frisch anzukleiden – ganz in dunkelgrüner Seide. Natürlich mit weißem Spitzenkragen und Spitzenmanschetten. Die vergoldete Laute hing auf seinem Rücken, aber er hatte es wohl aufgegeben, den Gauklerumhang anzulegen, und außerdem schleppte er auch das rote Banner mit dem uralten Symbol der Aes Sedai nicht mehr mit sich herum. Dieses Amt hatte er an einen Flüchtling aus Cairhien namens Pevin abgetreten, einen verschlossenen Kerl in einem geflickten Bauernrock aus dunkelgrauer Wolle, der auf einem braunen Muli saß. Das Tier wirkte so alt, dass es eigentlich schon vor Jahren vom Karren weg auf die Weide hätte geschickt werden sollen. Eine lange, immer noch gerötete Narbe zog sich vom Unterkiefer bis zu seinem dünnen Haar über eine Wange entlang.
    Pevin hatte durch die Hungersnot Frau und Schwester verloren, und durch den Bürgerkrieg seinen Bruder und einen Sohn. Er hatte keine Ahnung, aus welchem Adelshaus die Soldaten stammten, die sie getötet hatten, oder wen sie im Streit um den Sonnenthron unterstützten. Die Flucht in Richtung Andor hatte ihn das Leben eines zweiten Sohns gekostet, der andoranischen Soldaten zum Opfer gefallen war, und das eines zweiten Bruders, den Banditen umgebracht hatten. Die Rückkehr schließlich hatte das Leben des letzten Sohnes gekostet, der von einem Shaido-Speer durchbohrt worden war, während seine Tochter von den Shaido verschleppt wurde, als man ihn selbst für tot hielt und liegenließ. Der Mann sprach nur selten, doch soweit Rand feststellen konnte, war sein ganzer Glaube zerstört worden bis auf drei Leitsätze: Der Drache war wiedergeboren worden. Die Letzte Schlacht nahte. Und wenn er sich nahe bei Rand al’Thor aufhielt, würde er erleben, wie seine Familie gerächt wurde, bevor die Welt der Zerstörung anheim fiel. Die Welt würde bestimmt untergehen, aber das spielte keine Rolle. Nichts spielte eine Rolle, bis eben auf diese Rache. Er verbeugte sich schweigend vor Rand im Sattel, als die Stute die Anhöhe erreicht hatte. Seine Miene sagte nicht das Geringste aus, aber er hielt die Flagge gerade und fest in der Hand.
    Rand stieg auf Jeade’en und zog Aviendha hinter

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