Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
in einen beigen Rock gezwängt. Er blickte auf, als Rand mit seinem Banner und der dahineilenden Eskorte an ihm vorbeizog, wobei er sich mit dem üblichen großen Taschenruch den Schweiß vom Gesicht wischte. Auch Moiraine befand sich dort und inspizierte gerade den Wagen, auf dem der türähnliche Ter’angreal unter einer Segeltuchplane hinter dem Kutschbock festgemacht war. Sie sah sich noch nicht einmal um, bis Kadere sie ansprach. Seinen Gesten nach schlug er ihr offensichtlich vor, Rand zu begleiten. Er schien sogar begierig darauf zu sein, dass sie sich trollte. Kein Wunder. Er konnte sich durchaus dazu gratulieren, dass er als Schattenfreund so lange unerkannt geblieben war, doch in Gesellschaft einer Aes Sedai lief er auf die Dauer eben doch Gefahr, entdeckt zu werden.
Es war nun wirklich eine Überraschung für Rand, den Mann immer noch hier vorzufinden. Mindestens die Hälfte der Kutscher, die mit ihm in die Wüste gekommen waren, hatten sich seit der Überquerung der Drachenmauer heimlich abgesetzt und waren durch Flüchtlinge aus Cairhien ersetzt worden, die Rand persönlich ausgewählt hatte, um sicherzugehen, dass es sich nicht wieder um die gleiche Sorte wie Kadere handelte. Er erwartete eigentlich jeden Morgen, zu erfahren, dass der Kerl sich ebenfalls abgesetzt habe, besonders seit dem Zeitpunkt, da Isendre geflohen war. Die Töchter hatten beinahe die gesamten Wagen auseinandergenommen, als sie nach der Frau suchten, während Kadere gleich drei Taschentücher durchschwitzte. Er würde es nicht bedauern, wenn Kadere es fertigbrachte, sich eines Nachts fortzustehlen. Die Aielwachen hatten den Auftrag, ihn durchzulassen, solange er nicht versuchte, Moiraines kostbare Fracht mitzunehmen. Es wurde jeden Tag deutlicher, dass diese Ladungen für sie einen Schatz darstellten, und Rand würde nicht zusehen, wie sie ihn verlor.
Er blickte sich nach hinten um, doch Asmodean sah stur geradeaus und ignorierte die Wagen vollständig. Er behauptete, keinen Kontakt mehr mit Kadere gehabt zu haben, seit Rand ihn gefangengenommen hatte, und Rand hielt es für recht wahrscheinlich. Ganz bestimmt hatte der Händler nie seine Wagen verlassen und sich auch nie außer Sicht der Aielwachen begeben, außer, wenn er sich in seinem eigenen Wohnwagen befand.
Den Wagen gegenüber ließ Rand, ohne weiter nachzudenken, Jeade’en anhalten. Sicher würde Moiraine ihn doch nach Cairhien begleiten wollen. Wohl hatte sie ihm den Kopf mit Wissen vollgestopft, aber es schien immer noch eine Einzelheit zu geben, die sie hinzufügen wollte, und diesmal konnte er in ganz besonderem Maße ihre Gegenwart und ihren Rat gebrauchen. Aber sie blickte ihn lediglich eine Weile nachdenklich an und wandte sich dann wieder den Wagen zu.
Mit gerunzelter Stirn trieb er den Apfelschimmel weiter. Er würde sich daran erinnern müssen, dass sie noch andere Schafe zu scheren hatte, von denen er nichts wusste. Er war zu vertrauensselig geworden. Am besten sollte er ihr gegenüber genauso misstrauisch sein wie bei Asmodean.
Traue niemandem, dachte er düster. Einen Moment lang wusste er nicht, ob das sein Gedanke gewesen war oder der Lews Therins, doch dann entschied er, dass es keine Rolle spiele. Jeder hatte eigene Ziele und Wünsche. Am besten vertraute er niemandem vollständig außer sich selbst. Und doch fragte er sich, wenn schon ein anderer Mann immer wieder in seinen Verstand hineinredete, wie weit er sich dann selbst trauen konnte?
Geier verdunkelten den Himmel in der Umgebung Cairhiens. Eine Schicht schwarzer Federn über der anderen kreiste dort. Auf dem Boden hüpften sie zwischen ganzen Schwärmen summender Fliegen herum und krächzten heiser die schimmernden Raben an, die versuchten, ihnen die Rechte an den Leichen streitig zu machen. Wo Aiel über die baumlosen Hügel wanderten und die Leichen ihrer Gefallenen suchten, flogen sie schwerfällig auf und kreischten empört, und sobald die lebenden Menschen ein paar Schritte weitergegangen waren, landeten sie wieder auf ihrer reich gedeckten Tafel. Geier und Raben und Fliegen konnten doch nicht wirklich die Sonne trüber scheinen lassen, aber Rand kam es so vor.
Rand verdrehte es den Magen. Er bemühte sich, nicht hinzuschauen, und trieb Jeade’en zu einer schnelleren Gangart an, bis Aviendha sich wieder eng an ihn klammerte und die Töchter laufen mussten. Niemand protestierte, und er glaubte nicht, dass das nur daran liege, dass Aiel stundenlang so schnell laufen konnten. Sogar
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