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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zufloss, desto schwerer wäre er zu durchtrennen. Seine Hand verkrampfte sich um die Manteltasche, um den fetten kleinen Mann mit dem Schwert, das sich durch den Stoff hindurch in seine Handfläche bohrte, wo sich der eingebrannte Reiher befand. Er sog so viel Saidin auf, wie er nur konnte, bis das Verderben wie ein Regenschleier neben ihm durch die Leere schwebte.
    »Schmerz, Lews Therin.«
    Und dann war da ein Schmerz wie eine in Agonie versunkene Welt. Diesmal traf er nicht Herz oder Kopf, sondern war überall, in jedem Teil seines Körpers. Heiße Nadeln stachen in die Blase des Nichts. Er bildete sich fast ein, bei jedem Stich ein Zischen wie beim Ausströmen von Luft zu hören, und jeder Stoß ließ die Nadeln tiefer eindringen als zuvor. Ihre Versuche, ihn abzuschirmen, wurden keineswegs schwächer, im Gegenteil, sie wurden schneller und stärker. Er konnte kaum glauben, dass sie so stark war. Er klammerte sich an das Nichts, an das sengende, eiskalte Saidin , und er verteidigte sich wild. Er konnte ja alles beenden und sie töten. Er könnte Blitze herabrufen oder sie in das gleiche Feuer einhüllen, das sie selbst zum Töten verwandt hatte.
    Bilder tauchten inmitten des Schmerzes auf. Eine Frau im dunklen Kleid einer Händlerin, die vom Pferd stürzte. Das feuerrote Schwert, das leicht in seiner Hand lag. Sie war zusammen mit einer Handvoll von Schattenfreunden gekommen, um ihn zu töten. Mats schmerzerfüllter Blick. Ich habe sie getötet. Eine Frau mit goldenen Haaren, die in einem zerstörten Korridor lag, dessen Wände geschmolzen und zerflossen waren. Ilyena, vergib mir! In dem Schrei lag pure Verzweiflung.
    Er könnte es beenden. Nur brachte er das nicht fertig. Er würde sterben, vielleicht würde sogar die ganze Welt sterben, doch er konnte sich nicht dazu überwinden, noch einmal eine Frau zu töten. Irgendwie erschien ihm das der beste Witz, den die Welt je gehört hatte.
    Moiraine wischte sich Blut vom Mund und kroch unter dem hinteren Ende des Wagens hervor. Sie erhob sich unsicher, das Gelächter eines Mannes im Ohr. Unwillkürlich huschte ihr Blick hinüber und suchte nach Lan. Sie fand ihn, wo er beinahe an der milchigen grauen Wand der Kuppel lag, die sich über ihnen wölbte. Er zuckte, vielleicht bei dem Versuch, die Kräfte zum Aufstehen zu sammeln, vielleicht auch im Todeskampf. Sie verdrängte ihn aus ihrem Verstand. Er hatte ihr Leben so oft gerettet, dass es längst ihm gehören sollte, aber sie hatte schon lange alle Maßnahmen getroffen, um dafür zu sorgen, dass er seinen einsamen Krieg gegen den Schatten überlebte. Nun musste er ohne sie weiterleben oder sterben.
    Es war Rand, der so lachte. Er lag auf den Knien auf den Pflastersteinen des Kais. Er lachte, und dabei strömten ihm die Tränen über ein Gesicht, das verzerrt war, als habe man ihn gefoltert. Moiraine lief es kalt den Rücken hinab. Falls der Wahnsinn ihn gepackt hatte, konnte sie ihm nicht mehr helfen. Sie konnte nur das vollbringen, was in ihrer Macht lag. Was sie tun musste.
    Der Anblick Lanfears traf sie wie ein Schlag. Es war nicht die Überraschung, sondern der lähmende Schock, das wirklich vor sich zu sehen, was sie seit Rhuidean so oft im Traum gesehen hatte. Lanfear, wie sie auf dem Wagen stand, vom sonnenhellen Strahlen Saidars erfüllt, so stand sie vor dem verdrehten Sandstein- Ter’angreal und blickte auf Rand hinab, ein erbarmungsloses Lächeln um die Lippen. Sie spielte mit einem Armreif, den sie in der Hand hielt. Ein Angreal . Sollte Rand sein eigenes Angreal nicht dabeihaben, dürfte sie mithilfe dieses Armreifs in der Lage sein, ihn zu zerquetschen. Entweder hatte er es dabei, oder Lanfear spielte mit ihm. Es spielte keine Rolle. Moiraine gefiel dieser altersdunkle, aus Elfenbein geschnitzte Reif überhaupt nicht. Auf den ersten Blick schien er einen Akrobaten darzustellen, der sich rückwärts beugte und seine eigenen Fußknöchel umfasste. Nur ein genauerer Blick enthüllte, dass seine Arme und Beine aneinander gefesselt waren. Er gefiel ihr nicht, aber sie hatte ihn aus Rhuidean mitgebracht. Gestern erst hatte sie den Armreif aus einem Sack mit vielen anderen Kleinigkeiten geholt und ihn dann am Fuß des Türrahmens deponiert.
    Moiraine war eine zierliche, kleine Frau. Ihr Gewicht ließ den Wagen überhaupt nicht schwanken, als sie sich emporzog. Sie verzog das Gesicht als ihr Kleid an einem Splitter hängenblieb und der Stoff riss, aber Lanfear blickte sich nicht um. Die Frau war mit jeder

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