Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
Er knurrte dabei in sich hinein, als sei er mit sich selbst uneins. In der Alten Sprache. Sulin beanspruchte die Ehre für sich, von allen anderen die Erste zu sein, doch bald folgte ihr ein breiter Strom von Menschen, nicht nur Töchter des Speers, sondern eben auch Tain Shari , Blutabkömmlinge, und Far Aldazar Din , Brüder des Adlers, Rote Schilde und Läufer der Dämmerung, Steinhunde und Messerhände, Vertreter aller Kriegergemeinschaften. Alle drängten sich nun hinein.
Als die Anzahl immer größer wurde, ging Rand selbst weiter bis zu der dem Tor gegenüberliegenden Kante der Plattform. Eigentlich war es völlig überflüssig, in die Richtung blicken zu wollen, in der er sich bewegte, aber er wollte das einfach so. In Wirklichkeit hätte er auch an der anderen Seite bleiben oder an jeden beliebigen Punkt der Plattform gehen können. Die Richtung spielte keinerlei Rolle. Jede beliebige Richtung nämlich würde ihn nach Caemlyn bringen, wenn er richtig vorging. Wenn er einen Fehler beging, landeten sie in der endlosen Schwärze des Nirgendwo.
Abgesehen von Bael und Sulin und natürlich von Aviendha ließen die Aiel ein wenig Platz um ihn, Mat, Asmodean und Pevin. »Bleibt von der Kante weg«, sagte Rand. Die Aiel in seiner Nähe traten tatsächlich etwa einen Fuß weit zurück! Er konnte nicht über den Wald von in Shoufas gehüllten Köpfen hinwegblicken. »Ist es voll?«, rief er. Das Ding mochte gerade Platz für die Hälfte aller haben, die mitkommen wollten, aber viel mehr bestimmt nicht. »Alles voll?«
»Ja«, rief schließlich zögernd eine Frauenstimme. Er glaubte, Lamelle zu erkennen. Doch am Tor herrschte immer noch ein Gedränge, da die draußen stehenden Aiel wohl der Meinung waren, es müsse innen sicher noch Platz für einen mehr sein.
»Genug!«, schrie Rand. »Keiner mehr! Macht das Tor frei! Alles weit genug zurücktreten!« Er wollte nicht, dass mit lebendigem Fleisch dasselbe geschah wie mit dem Seanchan-Speer.
Eine Pause, und dann: »Alles bereit!« Es war Lamelle. Er hätte seinen letzten Kupferpfennig darauf verwettet, dass sich auch Enaila und Somara irgendwo dort hinten befanden.
Das Tor schien sich zur Seite wegzudrehen und wurde zu einem immer dünneren Strich, bis es schließlich mit einem Lichtblitz ganz verschwand.
»Blut und Asche!«, knurrte Mat und stützte sich angewidert auf seinen Speer. »Das ist ja noch schlimmer als die verdammten Kurzen Wege!« Das brachte ihm einen überraschten Blick Asmodeans ein und einen nachdenklichen von Bael. Mat bemerkte es nicht; er war zu sehr damit beschäftigt wütend in die Schwärze zu starren.
Es gab überhaupt kein Gefühl der Bewegung und auch keinen Lufthauch, der die Fahne zum Flattern gebracht hätte, die Pevin hielt. Sie hätten genauso gut stillstehen können, ohne es zu merken. Aber Rand wusste es besser. Er spürte fast, wie sich der Ort näherte, den er ansteuerte.
»Wenn Ihr zu nahe bei ihm ankommt, wird er es spüren.« Asmodean leckte seine Lippen und vermied es, irgendjemanden direkt anzublicken. »Das habe ich zumindest gehört.«
»Ich weiß schon, wohin in gehe«, sagte Rand. Nicht zu nahe. Aber auch nicht zu weit weg. Er erinnerte sich gut an den Ort.
Keine Bewegung. Endlose Schwärze, und sie hingen mittendrin. Bewegungslos. Vielleicht eine halbe Stunde vorüber.
Eine leichte Unruhe machte sich unter den Aiel bemerkbar.
»Was ist los?«, fragte Rand.
Das Gemurmel kam vom Rand der Plattform her. Schließlich sagte ein kräftiger Mann in seiner Nähe: »Jemand ist runtergefallen.« Rand erkannte ihn. Meciar. Er gehörte zu den Cor Darei , den Nachtspeeren. Er trug das rote Stirnband.
»Keine der …«, fing Rand an, doch dann bemerkte er Sulins warnenden Blick und schwieg.
Er wandte sich um und blickte in die Dunkelheit hinaus. Sein Zorn war wie ein Fleck, der auf dem gefühllosen Nichts klebte. Also durfte es für ihn auch keine Rolle spielen, ob gerade eine der Töchter heruntergefallen war, oder? Und doch berührte es ihn. Für immer durch die endlose Schwärze fallen. Würde der Verstand aussetzen, bevor der Tod durch Verhungern oder Verdursten oder Angst eintrat? Bei diesem Fall musste selbst ein Aiel den Punkt erreichen, an dem ihm vor Angst das Herz aussetzte. Er hoffte es fast, denn das musste noch gnädiger sein als die andere Möglichkeit.
Verdammt, was ist mit all dieser Härte, auf die ich so stolz war? Eine Tochter oder ein Steinhund – Speer ist doch Speer. Nur, der Gedanke half nicht
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