Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
sitzen und das ihn umgebende Nichts war ausgedehnter und leerer als je zuvor. Saidin durchtobte ihn. Es war ihm gleich, ob er von dem geballten Energiestrom weggerissen wurde. Der Makel von Saidin durchdrang alles, beschmutzte alles. Es war ihm egal.
Drei Trollocs durchbrachen die Reihe der Töchter. Mit großen Dornenäxten und seltsam mit Widerhaken bewehrten Speeren in den haarigen Pranken, die nur zu menschlichen Augen auf ihn gerichtet, näherten sie sich ihm, der anscheinend unbewaffnet vor ihnen stand. Derjenige mit der Keilerschnauze und den mächtigen Hauern fiel, als Enailas Speer sein Rückgrat durchschlug. Adlerschnabel und Bärenschnauze rannten auf ihn zu, der eine auf gestiefelten Füßen, der andere auf großen Tatzen.
Rand ertappte sich bei einem Lächeln.
Feuer barst aus den beiden Trollocs, aus jeder Pore ihrer Körper eine Stichflamme, barst auch durch ihre schwarzen Rüstungen und sprengte sie. In dem Moment, als sie ihre Mäuler zu einem lauten Brüllen aufreißen wollten, öffnete sich genau in ihrem Weg ein Tor. Die bluttriefenden Hälften der glatt durchgeschnittenen Trollocs fielen zu Boden, aber Rand blickte bereits angespannt durch die Öffnung. Nicht in Schwärze hinein, sondern in einen mächtigen, von Säulen umgebenen Saal, in dessen Steinfliesen Löwen gehauen waren, wo ein hochgewachsener Mann mit weißen Strähnen im dunklen Haar überrascht von seinem vergoldeten Thron aufblickte. Ein Dutzend Männer, einige wie Lords gekleidet, andere im Brustharnisch, wandten sich um, weil sie sehen wollten, was ihr Herr anblickte.
Rand bemerkte sie kaum. »Rahvin«, sagte er. Oder irgendjemand sagte es. Er war sich nicht sicher, wer.
Er schickte Blitze und Feuer vor sich her, trat hindurch und schloss das Tor hinter sich. Er war der Tod.
Nynaeve bereitete es keine Mühe, sich die schlechte Laune zu erhalten, damit sie einen Strang von Geist durch die im Bernstein schlafende Frau in ihrer Tasche leiten konnte. Heute morgen konnte nicht einmal das Gefühl, von unsichtbaren Augen beobachtet zu werden, sie in ihrem Zorn berühren. Siuan stand vor ihr auf einer Straße im Salidar Tel’aran’rhiods , einer bis auf sie menschenleeren Straße, über der nur ein paar Fliegen zu sehen waren und ein Fuchs, der aufblickte und sie neugierig ansah, bevor er weitertrabte.
»Ihr müsst Euch konzentrieren«, fuhr Nynaeve die andere an. »Ihr habt beim ersten Mal Eure Umgebung besser kontrolliert als jetzt. Konzentriert Euch gefälligst!«
»Ich konzentriere mich ja, Ihr närrisches Weib!« Siuans einfaches blaues Wollkleid bestand plötzlich aus Seide. Um ihren Hals hing die Stola mit den sieben Streifen, das Zeichen der Amyrlin, und an ihrem Finger biss eine goldene Schlange in ihren eigenen Schwanz. Sie blickte Nynaeve finster an und war sich der Veränderung wohl gar nicht bewusst, obwohl sie dasselbe Kleid heute schon fünfmal getragen hatte. »Wenn es Schwierigkeiten gibt, dann liegt das an diesem schrecklichen Gebräu, das Ihr mir eingeflößt habt. Pfaaah! Ich habe den Geschmack immer noch auf der Zunge. Wie Flundergalle!« Stola und Ring verschwanden und der Stehkragen des Seidenkleids machte einem Ausschnitt Platz, der tief genug war, um den verdrehten Steinring sichtbar werden zu lassen, der an einem dünnen Goldkettchen zwischen ihren Brüsten baumelte.
»Hättet Ihr nicht darauf bestanden, dass ich Euch unterrichte, obwohl Ihr Hilfe zum Einschlafen brauchtet, dann wäre das nicht notwendig gewesen.« Also hatte sie ein wenig Schafszungenwurzel und ein paar andere Zutaten beigemischt, die nicht unbedingt nötig gewesen waren. Diese Frau hatte es wahrlich verdient, sich von solchem Gebräu den Geschmack verderben zu lassen.
»Ihr könnt mich ja kaum zur selben Zeit unterrichten, da Ihr Sheriam und die anderen unterweist.« Die Seide verblasste, das Kleid war wieder hochgeschlossen, mit einem weißen Spitzenbesatz am Kragen, und eine mit Perlen bestickte Kappe umschloss Siuans Haar. »Oder wäre es Euch lieber, wenn ich gleich danach drankäme? Ihr behauptet doch, Ihr hättet ein wenig ungestörten Schlafs nötig.«
Nynaeve bebte vor Wut, die Fäuste an den Seiten geballt. Es waren nicht Sheriam und die anderen, die ihren Zorn am meisten schürten. Sie und Elayne wechselten sich dabei ab, immer zwei auf einmal nach Tel’aran’rhiod mitzunehmen, manchmal auch alle sechs innerhalb nur einer Nacht, und obwohl sie in diesem Fall die Lehrerin war, ließen die anderen nie einen Zweifel daran
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