Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
eingesetzt hatte, schwächer als alle, die er bei diesem Kampf benutzt hatte, aber er konnte nicht riskieren, dass einer bis zu jenen durchdrang, die von dieser Trolloc-Horde eingeschlossen waren. Es schien aber ihrer Wirkung kaum Abbruch zu tun. Der erste getroffene Myrddraal wechselte die Farbe, wurde zu einer weiß gekleideten Gestalt und dann waren da nur noch durch die Luft fliegende Staubteilchen, die vom Luftzug des wild fliehenden Pferdes davongewirbelt wurden. Dasselbe geschah mit allen Trollocs oder Myrddraal, die sich ihm zuwandten. Dann begann er in die Rücken jener hineinzufeuern, die noch immer kämpften. Ein nicht enden wollender Schleier funkelnder Staubkörnchen schien die Luft zu erfüllen und erhielt ständig Nachschub, noch während er sich verflüchtigte.
Dem konnten sie nicht widerstehen. Aus bestialischen Wutschreien wurde angsterfülltes Heulen, und sie flohen in alle Richtungen. Er beobachtete, wie ein Myrddraal versuchte, sie zum Umkehren zu bringen, doch er wurde mitsamt seinem Pferd niedergetrampelt. Die anderen Myrddraal gaben ihren Pferden die Sporen und galoppierten davon.
Rand ließ sie ziehen. Er war damit beschäftigt, die verschleierten Aiel zu mustern, die mit Speeren und langen Messern bewaffnet aus dem Ring ihrer Belagerer ausbrachen. Einer von ihnen trug die Fahne. Normalerweise hatten die Aiel nichts mit Fahnen im Sinn, aber dieser, bei dem unter der Shoufa ein Stückchen des roten Stirnbands hervorlugte, trug sie trotzdem. Auch in den Straßen, die von diesem Platz wegführten, gab es einige Kämpfe. Aiel gegen Trollocs. Stadtbewohner gegen Trollocs. Sogar Gerüstete in der Uniform der Königlichen Garde gegen Trollocs. Offensichtlich konnten einige von denen, die durchaus gewillt waren, eine Königin zu töten, Trollocs denn doch nicht ertragen. Rand bemerkte auch dies alles aber nur am Rande. Er suchte die Reihen der ausbrechenden Aiel ab.
Da. Eine Frau in einer weißen Bluse, die mit einer Hand ihren bauschigen Rock raffte und mit der anderen, in der sie ein kurzes Messer trug, nach einem fliehenden Trolloc stach. Einen Moment später hüllten Flammen die mächtige Gestalt mit der Bärenschnauze ein.
»Aviendha!« Rand wurde erst bewusst, dass er auf sie zustürzte, als er ihren Namen schrie. »Aviendha!«
Und da war auch Mat mit zerrissenem Mantel und Blut an der Schwertklinge seines Speers. Er stützte sich auf den schwarzen Schaft und blickte den fliehenden Trollocs nach, offensichtlich zufrieden, nun, da es möglich war, wieder anderen das Kämpfen zu überlassen. Und Asmodean, der ungeschickt sein Schwert hielt und versuchte, nach allen Seiten zugleich Ausschau zu halten, ob es irgendeinem Trolloc einfiel, noch einmal zurückzukommen. Rand spürte Saidin in ihm, wenn auch nur schwach, und er glaubte nicht, dass Asmodean viel mit diesem Schwert ausgerichtet habe.
Baalsfeuer. Baalsfeuer, das einen Faden mitten aus dem Muster herausbrennen konnte. Je stärker das Baalsfeuer war, desto weiter zurück verbrannte der Faden. Und was immer die betreffende Person getan hatte, war dann nicht mehr geschehen. Es war ihm gleich, ob sein Angriff auf Rahvin das halbe Muster zerstört hatte. Hauptsache, dies war das Ergebnis.
Ihm wurde bewusst, dass Tränen über seine Wangen rannen. Er ließ Saidin und das Nichts fahren. Das wollte er voll auskosten. »Aviendha!« Er schloss sie in seine Arme und wirbelte sie herum. Sie blickte mit großen Augen auf ihn herab, als sei er verrückt geworden. Am liebsten hätte er sie gar nicht mehr losgelassen, tat es dann aber doch. Damit er Mat umarmen konnte. Es wenigstens versuchen konnte.
Mat wehrte ihn ab. »Was ist denn mit dir los? Man könnte denken, du hättest uns für tot gehalten. Na ja, waren wir beinahe auch. Ein Generalsposten sollte eigentlich ein wenig sicherer sein!«
»Du lebst ja«, lachte Rand. Er strich Aviendhas Haar zurück. Sie hatte das Stirntuch verloren, und das Haar hing ihr zerzaust im Nacken. »Ich bin so froh darüber, dass ihr am Leben seid. Das ist alles.«
Er nahm den Zustand des großen Platzes nun wieder wahr, und seine Freude verflog. Nichts konnte ihm diese Freude ganz nehmen, aber die Leichenhaufen, dort, wo die Aiel sich zum letzten Gefecht gesammelt hatten, minderten sie doch erheblich. Zu viele davon waren zu klein und zierlich, um Männerleichen zu sein. Da lag Lamelle. Ihr Schleier fehlte, genau wie ihr halber Kehlkopf. Sie würde ihm niemals mehr Suppe kochen. Pevin hatte im Tod noch beide
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