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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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unbewusst, seine Entscheidung gewesen. Bei anderen Gelegenheiten war es eine Treppenstufe gewesen oder ein Stück des Fußbodens. Die Schattenhunde waren vor diesem Zeichen zerflossen, bevor sie sich neu bildeten. Unter diesem Zeichen wird er erobern.
    Er stand in seinem pechschwarzen Schlafgemach und benützte die Macht, um die Lampen zu entzünden. Saidin ließ er nicht fahren. Stattdessen benützte er die Macht weiter, wenn auch vorsichtig, um keine der eigenen Fallen auszulösen, und ein Teil der einen Wand verschwand. Dahinter befand sich eine Nische, die er selbst dort geschaffen hatte.
    In der kleinen Nische standen zwei jeweils einen Fuß hohe Figuren, ein Mann und eine Frau, jede mit fließenden Gewändern angetan und mit ernstem Gesichtsausdruck, und jede hielt eine Kristallkugel mit einer Hand empor. Er hatte Asmodean in Bezug auf die beiden angelogen.
    Angreale wie der rundliche kleine Mann in Rands Manteltasche und Sa’angreale wie Callandor steigerten die Menge der gehaltenen Macht auf eine für den Machtlenker sichere Weise . Mit einem Sa’angreal beherrschte man so unfassbar mehr der Einen Macht als nur mit einem Angreal – und das Letzere verschaffte dem Träger bereits eine deutliche Überlegenheit gegenüber jedem Machtlenker, dem nur seine natürlichen Fähigkeiten zur Verfügung standen. Beides war sehr selten zu finden und äußerst begehrt bei den Aes Sedai, obwohl sie nur diejenigen identifizieren konnten, die mit Frauen und damit Saidar verbunden waren. Diese beiden kleinen Standbilder waren allerdings etwas anderes, nicht ganz so selten, aber genauso wertvoll. Man hatte Ter’angreale angefertigt, um mit ihrer Hilfe die Macht zu benützen und nicht zu verstärken, und zwar auf ganz bestimmte Weise zu benützen. Die Aes Sedai kannten die richtige Anwendung der meisten in der weißen Burg gesammelten Ter’angreal nicht. Ein paar benützten sie, aber sie wussten dabei noch nicht einmal, ob der Zweck, den sie damit verfolgten, auf irgendeine Weise dem ursprünglich vorgesehenen glich. Rand jedenfalls kannte die Funktion dieser beiden.
    Die männliche Figur konnte ihn mit ihrer riesenhaften Nachbildung verbinden, dem mächtigsten jemals geschaffenen Sa’angreal , das sich auf der anderen Seite des Aryth-Meeres befand. Es war erst fertiggestellt worden, nachdem man das Gefängnis des Dunklen Königs wieder versiegelt hatte – Woher weiß ich das?  –, und dann verborgen worden, bevor einer der männlichen Aes Sedai es von seinem Wahn umnachtet finden konnte. Die weibliche Figur tat dasselbe für eine Frau und verband sie mit dem weiblichen Äquivalent der großen Statue, von der er hoffte, dass sie immer noch in Cairhien fast ganz unter der Erde verborgen sei. Mit so viel Macht … Moiraine hatte behauptet, vom Tod könne man niemanden heilen.
    Ungebeten und unerwünscht tauchte wieder die Erinnerung an das vorletzte Mal in ihm auf, als er gewagt hatte, Callandor zu benützen. Die Bilder schwebten jenseits des Nichts.
    Der Körper des dunkelhaarigen Mädchens, wenig mehr als ein Kind, lag ausgestreckt und mit weit aufgerissenen, starren, zur Decke gerichteten Augen vor ihm. Über der Brust war ihr Kleid schwarz von Blut, wo sie der Trolloc durchbohrt hatte. Die Macht erfüllte ihn. Callandor gleißte und er war die Macht. Er lenkte sie, ließ Stränge in den Körper des Kindes gleiten, suchte, probierte, unbeholfen … Sie zuckte hoch, kam auf die Beine. Arme und Beine waren unnatürlich steif und bewegten sich nur ruckartig.
    »Rand, das könnt Ihr nicht tun!«, schrie Moiraine. »Nicht!«
    Atmen. Sie musste atmen. Die Brust des Mädchens hob und senkte sich. Herz. Musste schlagen. Blut, bereits zähflüssig und dunkel, quoll aus der Wunde in ihrer Brust. Lebe, verdammt noch mal!, heulte sein Verstand auf. Ich wollte nicht zu spät kommen! Ihre Augen starrten ihn an, glasig, die in ihm tobende Macht missachtend. Leblos. Tränen rannen ihm unbeachtet über die Wangen.
    Er schob die Erinnerungen grob beiseite. Selbst in das Nichts eingehüllt schmerzten sie. Mit so viel Macht … Mit so viel Macht konnte man ihm nicht mehr trauen. »Ihr seid nicht der Schöpfer«, hatte ihm Moiraine gesagt, als er sich über dieses Kind beugte. Doch mithilfe dieser männlichen Figur, mit lediglich der Hälfte deren Macht, hatte er einmal sogar die Berge bewegt. Mit viel weniger, nur mit Callandor allein, war er sicher gewesen, das Rad zurückdrehen zu können und ein totes Kind wieder zum Leben zu erwecken.

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