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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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der Verschleierten Berge, und es bereitete doch erhebliche Mühe, den ganzen Aufruhr von ihr fernzuhalten. Sie musste Fragen nach dem Verbleib der vorherigen Besitzer mitsamt ihrer Familie und Dienerschaft aus dem Weg gehen. Sammael wäre nicht überrascht gewesen, hätte jeder Domani, der zu Besuch hier verweilt hatte, hinterher geglaubt, dieses Land habe sich seit der Zerstörung der Welt im Besitz ihrer Familie befunden. Sie gebrauchte die Technik der Erzeugung eines Zwangs so oft wie einen Schmiedehammer, dass man fast darüber vergaß, mit welchem Feingefühl sie auch dessen schwächere Formen beherrschte, wie sie einen Verstand so subtil beeinflusste, dass selbst bei der eingehendsten Befragung keine Spur von ihrem Wirken zu entdecken war. Darin war sie möglicherweise die größte Künstlerin, die es je gegeben hatte.
    Er ließ das Tor verschwinden, hielt aber an Saidin fest. Solche Gewebe wirkten nicht bei jemand, der in die Ausstrahlung der Wahren Quelle gehüllt war. Und in Wirklichkeit genoss er ja sogar diesen ständigen Überlebenskampf, auch wenn er mittlerweile ganz unbewusst stattfand. Nur die stärksten verdienten es, am Leben zu bleiben, und er bewies sich jeden Tag in dieser Auseinandersetzung aufs Neue, dass er es wert war. Es gab keine Möglichkeit, dass sie spüren konnte, wie er immer noch an Saidin festhielt, aber sie lächelte kurz in ihren Kelch hinein, als wisse sie Bescheid. Es passte ihm beinahe genauso wenig, wenn Leute vorgaben, etwas zu wissen, wie wenn Leute Dinge wussten, die er nicht kannte. »Was habt Ihr mir zu berichten?«, fragte er etwas grober, als er beabsichtigt hatte.
    »Von Lews Therin? Ihr scheint Euch auch nie für etwas anderes zu interessieren. Also, das wäre ein tolles Schätzchen für mich. Ich würde ihn in den Mittelpunkt jeder Vorführung stellen. Normalerweise sieht er dafür ja nicht gut genug aus, aber das würde seine Person und ihre Bedeutung wiedergutmachen.« Wieder lächelte sie in ihren Kelch hinein und fügte so leise hinzu, dass es ohne die Hilfe Saidins auch für ihn nicht hörbar gewesen wäre: »Und ich mag hochgewachsene Männer.«
    Es kostete ihn Mühe, sich daraufhin nicht kerzengerade aufzurichten. Er war wohl nicht klein, aber es ärgerte ihn doch, dass seine Körpergröße keineswegs seinen Fähigkeiten entsprach. Lews Therin war einen Kopf größer gewesen als er, und al’Thor ebenfalls. Man nahm einfach immer an, der größere Mann sei auch der bessere. Es kostete ihn nochmals Mühe, die Narbe nicht zu berühren, die sich schräg über sein Gesicht vom Haaransatz bis zum kantig gestutzten Bart hinunterzog. Die verdankte er Lews Therin, und er behielt sie bei, damit er immer daran erinnert wurde. Er vermutete, sie habe seine Frage absichtlich missverstanden, um ihn zu ködern. »Lews Therin ist schon lange tot«, sagte er grob. »Rand al’Thor ist ein Emporkömmling von einem Bauernjungen, ein Opportunist, der einfach Glück hatte.«
    Graendal riss die Augen auf, als sei sie überrascht. »Glaubt Ihr das wirklich? Er hat wohl etwas mehr als nur Glück gehabt. Glück allein hätte ihn niemals in so kurzer Zeit so weit gebracht.«
    Sammael war nicht gekommen, um über al’Thor zu diskutieren, aber er spürte nun doch, wie sich an seinem Rückgrat ein Eisklumpen bildete. Gedanken, die er mit Gewalt aus seinem Kopf verbannt hatte, drängten nun wieder in seinen Verstand hinein. Al’Thor war nicht Lews Therin, aber in al’Thor war Lews Therins Seele wiedergeboren worden, so wie einst auch Lews Therin selbst die Wiedergeburt dieser Seele gewesen war. Sammael war weder ein Philosoph noch ein Theologe, aber Ishamael war beides gewesen, und der hatte behauptet, in dieser Tatsache verborgene Bedeutungen enträtselt zu haben. Ishamael war im Wahnsinn verstorben, sicher, aber selbst zu der Zeit, als er noch geistig gesund gewesen war, damals, als es so sicher erschienen war, dass sie Lews Therin Telamon besiegen würden, hatte er behauptet, diese Auseinandersetzung habe sich seit der Schöpfung abgespielt, ein endloser Krieg, in dem der Große Herr und der Schöpfer Menschen als ihre Vertreter benutzten. Darüber hinaus hatte er geschworen, dass der Große Herr beinahe Lews Therin für den Schatten gewonnen hätte. Er sei daran genauso knapp gescheitert wie an seinem eigenen Ausbruch. Vielleicht war Ishamael auch damals bereits ein wenig verrückt gewesen, aber es hatte tatsächlich Bemühungen gegeben, Lews Therin zum Überlaufen zu veranlassen.

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