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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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und er hätte nicht einmal einen Kupferpfennig darauf verwettet, dass die Verlorenen dort keine hatten. Der Wiedergeborene Drache hatte kein Interesse an diesem winzigen Fleckchen Erde, auf dem Rand al’Thor aufgewachsen war. Er war dem völlig entwachsen. Wenn nicht, könnte man Emondsfelde wie eine Geisel gegen ihn einsetzen. Na ja, diese Haarspaltereien waren sinnlos. Verlassen war verlassen.
    Falls ich eine Möglichkeit hätte, meinem Schicksal zu entrinnen, hätte ich das auch verdient? Das war sein Gedanke und nicht der Lews Therins.
    Er rollte die Schultern, in denen sich plötzlich ein dumpfer Schmerz breitmachte, und bemühte sich um einen heiteren Ton: »Vergebt mir, Bashere. Mir ist gerade etwas Seltsames eingefallen, aber ich habe trotzdem zugehört. Ihr habt gesagt, dass Caemlyn allmählich überfüllt sei. Für jeden Mann, der aus Angst vor dem falschen Drachen weggelaufen ist, sind zwei andere gekommen, weil ich eben keiner bin. Klar?«
    Bashere knurrte, was alles bedeuten konnte.
    »Wie viele sind aus anderen Gründen gekommen, Rand al’Thor?« Bael war der größte Mann, den Rand je gesehen hatte, noch eine gute Handbreit größer als er selbst. Das ergab einen eigenartigen Kontrast zu Bashere, der kleiner als selbst alle anwesenden Töchter des Speers bis auf Enaila war. Starke graue Strähnen waren in Baels dunkelroten Haaren zu sehen, doch sein Gesicht war hager und hart, und die blauen Augen blickten scharf drein. »Ihr habt genug Feinde für hundert Männer. Merkt Euch, was ich sage: Sie werden erneut versuchen. Euch zu töten. Es könnten sogar Schattenläufer darunter sein.«
    »Selbst wenn es nicht die Schattenfreunde sind«, warf Bashere ein, »kocht die Stadt doch vor Unruhe über wie ein auf dem Feuer vergessener Teekessel. Eine Menge Leute wurden brutal zusammengeschlagen, offensichtlich, weil sie daran zweifelten, dass Ihr der Wiedergeborene Drache seid; einen armen Burschen zerrten sie aus einer Taverne in eine Scheune und hängten ihn an einem Balken auf, weil er über Eure Wunder lachte.«
    »Meine Wunder?«, staunte Rand ungläubig.
    Ein runzliger, weißhaariger Diener in einer viel zu großen Livree und mit einer großen Vase in den Händen versuchte gleichzeitig, sich zu verbeugen und aus dem Weg zu treten. Prompt stolperte er über seine eigenen Füße und fiel nach hinten. Die blassgrüne Vase aus papierdünnem Meervolk-Porzellan flog über seinen Kopf und überschlug sich auf den dunkelroten Fußbodenfliesen ein paarmal, bis sie wieder stand, und zwar aufrecht, dreißig Schritt weiter den Gang hinunter. Der alte Mann sprang überraschend behände auf die Beine und rannte hin, um die Vase aufzuheben. Er streichelte mit beiden Händen darüber und untersuchte sie sowohl ungläubig wie auch erleichtert, als er keine angeschlagene Stelle und keinen Sprung finden konnte. Andere Diener starrten genauso entgeistert hinüber, besannen sich aber und eilten weg, um ihre Aufträge zu erfüllen. Sie bemühten sich derart verkrampft, jeden Blick auf Rand zu vermeiden, dass ein paar sogar vergaßen, sich zu verbeugen oder zu knicksen.
    Bashere und Bael tauschten einen Blick, und dann pustete Bashere seine strammen Schnurrbartenden weg.
    »Bezeichnen wir sie eben als eigenartige Vorkommnisse«, sagte er. »Jeden Tag gibt es neue Geschichten, beispielsweise über ein weiteres Kind, das kopfüber aus dem Fenster in vierzig Fuß Höhe auf die Pflastersteine stürzt und ohne jede Schramme wieder aufsteht. Oder wie eine Großmutter zwei Dutzend durchgehender Pferde in den Weg läuft, ohne von ihnen auch nur gestreift zu werden, und natürlich wird sie erst recht nicht niedergetrampelt. Irgendein Bursche hat neulich beim Würfeln zweiundzwanzig Mal hintereinander einen Fünfer gehabt, und auch das schreiben sie Euch zu. Glück muss man haben.«
    »Man sagt auch«, fügte Bael hinzu, »dass gestern ein Korb mit Dachziegeln heruntergefallen und völlig unbeschädigt auf der Straße gelandet sei, wobei die herausgefallenen Ziegel genau die Form des alten Abzeichens der Aes Sedai gebildet haben sollen.« Er sah den weißhaarigen Diener an, der mit staunend geöffnetem Mund und der an die Brust gepressten Vase dastand, während sie an ihm vorbeigingen. »Ich bezweifle die Geschichte keineswegs.«
    Rand atmete langsam aus. Natürlich erwähnten sie nicht die Vorkommnisse der anderen Art. Den Mann, der auf einer Stufe ins Stolpern kam und sich selbst erhängte, als sein Halstuch sich am Türriegel

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