Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
zerstört hat, kotzt mich an!
Rand kam ins Stolpern. Das war das erste Mal heute, dass Lews Therins Stimme sich in seinem Kopf bemerkbar gemacht hatte, und es klang zu sehr nach seinen eigenen Gedanken in Bezug auf die Aes Sedai, um sich dabei wohlzufühlen, doch das war es nicht, was ihn seine geplanten Worte herunterschlucken und stocksteif stehen bleiben ließ.
Der Hitze wegen standen die Türflügel offen und gaben den Blick in einen der Palastgärten frei. Von den Blumen war nichts mehr zu sehen, und einige der Rosensträucher und Weißdornhecken wirkten verwelkt, aber die Schatten spendenden Bäume standen noch immer, wenn auch nur wenige Blätter an den Zweigen hingen, rund um den weißen Marmorbrunnen verteilt, aus dem im Herz des Gartens das Wasser sprudelte. Eine Frau im bauschigen braunen Wollrock und einer lose hängenden weißen Algodebluse stand neben dem Brunnen, ein graues Schultertuch um die Arme geschlungen, und blickte mit staunenden Augen, wie so oft schon, das Wasser an, das keinem anderen Zweck diente als eben dem, angeschaut zu werden. Rands Augen saugten den Anblick der weichen Linien von Aviendhas Gesicht in sich auf, der dichte Locken rötlich schimmernden Haares, die ihr von dem um die Stirn geschlungenen, zusammengefalteten grauen Tuch bis auf die Schultern hingen. Licht, war sie schön! Sie betrachtete den Wasserstrahl des Springbrunnens so gebannt, dass sie ihn noch nicht bemerkt hatte.
Liebte er sie? Er wusste es nicht. In seinem Kopf und seinen Träumen war sie untrennbar mit Elayne und sogar Min verwickelt. Was er jedoch wusste, war, dass er gefährlich war und einer Frau nichts anderes als Schmerz schenken konnte.
Ilyena. Lews Therin weinte. Ich habe sie getötet! Das Licht soll mich für alle Ewigkeit bestrafen!
»Die Aes Sedai, die auf diese Art auftauchen, könnten immerhin wichtig sein«, sagte Rand leise. »Ich glaube, wir sollten diese Schenke aufsuchen und feststellen, warum sie hier sind.« Fast alle blieben gemeinsam mit ihm stehen, nur Enaila und Jalani tauschten einen kurzen Blick und gingen weiter an ihm vorbei in den Garten. Er erhob die Stimme ein wenig, und sein Tonfall wurde um einiges härter: »Die Töchter hier werden mich begleiten. Jede, die allerdings ein Kleid anziehen und die Kupplerin spielen möchte, bleibt zurück.«
Enaila und Jalani wurden plötzlich steif und wirbelten dann zu ihm herum. Empörung blitzte aus ihren Augen. Nur gut, dass Somara heute keinen Dienst hatte; sie wäre möglicherweise trotzdem weitermarschiert. Sulins Finger zuckten und gaben den anderen Zeichen in der Fingersprache der Töchter. Was sie ihnen mitteilte, beruhigte wohl ihre Empörung und ließ stattdessen die Schamröte auf die Wangen der beiden Töchter treten. Die Aiel hatten alle Arten von Handsignalen entwickelt, weil es gelegentlich besser war zu schweigen. Jeder Clan hatte eine eigene Fingersprache, genau wie jede Kriegergemeinschaft, und daneben gab es noch Zeichen, die alle Aiel kannten. Doch nur die Töchter hatten daraus eine regelrechte Sprache entwickelt.
Rand wartete nicht, bis Sulin fertig war, sondern wandte sich vom Garten ab. Diese Aes Sedai würden möglicherweise Caemlyn genauso schnell verlassen, wie sie angekommen waren. Er blickte sich um. Aviendha betrachtete noch immer das Wasser und hatte ihn wohl offensichtlich nicht bemerkt. Er beschleunigte seine Schritte. »Bashere, würdet Ihr bitte einen Eurer Männer schicken, um Pferde zu satteln? Am Südtor bei den Stallungen.« Das Haupttor des Palastes führte auf den Platz der Königin, der gewiss wieder voll von Menschen war, die hofften, einen Blick auf ihn zu erhaschen. Er hätte eine halbe Stunde gebraucht, um ihnen zu entkommen – mit etwas Glück jedenfalls. Bashere gestikulierte kurz, und einer der jüngeren Soldaten aus Saldaea eilte mit dem leicht rollenden Gang eines Mannes voran, der daran gewöhnt ist, im Sattel zu sitzen. »Ein Mann muss wissen, wann er sich vor einer Frau zurückziehen sollte«, sagte Bashere ins Leere hinein, »aber einem weisen Mann ist bewusst, dass er sich ihr manchmal eben doch stellen muss.«
»Junge Männer«, bemerkte Bael ungnädig. »Ein junger Mann jagt nach Schatten und rennt vor dem Mondschein davon, und am Ende sticht er sich mit dem eigenen Speer in den Fuß.« Ein paar der anderen Aiel schmunzelten, sowohl Töchter als auch Mitglieder der Messerhände. Jedenfalls die älteren.
Gereizt blickte sich Rand noch einmal um. »Keiner von Euch würde ein Kleid
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