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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sprangen, zischte Sulin. Er sah sie fragend an, doch sie schaute auf seine Hand. Seinen Handrücken, auf dem er mit den Fingernägeln einen tiefen Riss hinterlassen hatte, aus dem Blut quoll. Er war so sicher in das Nichts gehüllt, dass genauso gut jemand anders die Schmerzen hätte empfinden können. Die äußerliche Verletzung spielte keine Rolle; sie würde heilen. Er hatte sich tief in seinem Inneren schlimmere zugefügt, die niemand sehen konnte. Eine für jede Tochter des Speers, die für ihn gestorben war, und er sorgte dafür, dass sie nicht heilten.
    »Wir sind hier fertig«, sagte er und trat durch das Tor direkt in das Gebiet der Zwei Flüsse. Das Pochen verschwand mit dem Wegetor.
    Mit gerunzelter Stirn versuchte Rand sich zu orientieren. Es war nicht leicht, ein Tor genau an den richtigen Ort zu bringen, wenn man noch nie dort gewesen war, aber er hatte sich einen Platz ausgesucht, den er kannte, eine mit Unkraut durchwachsene Wiese, die niemand je benützt hatte, etwa einen guten Zwei-Stunden-Marsch südlich von Emondsfelde. Im fahlen Zwielicht konnte er Schafe erkennen, eine ordentliche Herde, und einen Jungen mit einem Schäferstab in Händen und einen Bogen über dem Rücken, der sie aus hundert Schritt Entfernung anstarrte. Rand benötigte die Macht nicht, um zu erkennen, dass dem Jungen die Augen beinahe herausfielen, und das war auch verständlich. Dann ließ der Junge den Stab fallen und rannte los, auf ein Bauernhaus zu, das sich noch nicht dort befunden hatte, als Rand das letzte Mal hier war. Ein Bauernhaus mit Ziegeldach.
    Einen Augenblick lang fragte sich Rand, ob er sich überhaupt in den Zwei Flüssen befinde. Nein, die Stimmung dieses Orts sagte ihm, dass er das Tor richtig ausgelegt hatte. Der Duft, der in der Luft lag, roch nach zu Hause. All diese Veränderungen, von denen Bode und der Rest der Mädchen ihm erzählt hatten, hatte er noch gar nicht richtig verarbeitet. Für ihn konnte sich immer noch nichts an den Zwei Flüssen jemals verändern. Sollte er die Mädchen hierher zurückschicken, nach Hause? Was du tun solltest, ist, dich von ihnen fernzuhalten. Der bloße Gedanke ärgerte ihn schon.
    »Emondsfelde liegt in dieser Richtung«, sagte er. Emondsfelde. Perrin. Tam könnte sich ebenfalls dort aufhalten, in der Weinquellenschenke bei Egwenes Eltern. »Dort sollte Loial zu finden sein. Ich weiß nicht, ob Ihr es vor Anbruch der Dunkelheit schafft. Ihr könntet auch in dem Bauernhaus um ein Quartier bitten. Ich bin sicher, sie haben einen Schlafplatz für Euch. Sagt ihnen nichts von mir. Erzählt niemandem, wie Ihr hierhergekommen seid.« Der Junge hatte zugesehen, aber wenn plötzlich Ogier auftauchten, würde man die Geschichte eines solchen Jungen wohl für übertrieben halten.
    Haman und Covril rückten die Bündel auf ihren Rücken zurecht, tauschten einen Blick, und sie sagte: »Wir werden nichts darüber sagen, wie wir hierherkamen. Sollen die Leute erzählen, was sie wollen.«
    Haman strich sich über den Bart und räusperte sich. »Ihr dürft Euch nicht umbringen.«
    Selbst im Nichts empfand Rand Überraschung. »Was?«
    »Der Weg vor Euch«, polterte Haman, »ist lang, dunkel, und, wie ich sehr fürchte, blutgetränkt. Ich fürchte ebenfalls sehr stark, dass Ihr uns alle auf diesen Weg führt. Aber Ihr müsst überleben, um sein Ende zu erreichen.«
    »Das werde ich«, erwiderte Rand kurz angebunden. »Lebt wohl.« Er bemühte sich, ein wenig Wärme in die Worte zu legen, war sich aber des Erfolgs nicht sicher.
    »Lebt ebenfalls wohl«, sagte Haman, und die Frauen wiederholten die Worte, bevor sich die drei dem Bauernhaus zuwandten. Aber nicht einmal bei Erith klang es, als glaube sie an die Erfüllung dieses guten Wunsches.
    Rand stand noch einen Augenblick lang da. Menschen waren aus dem Haus gelaufen und beobachteten die Annäherung der Ogier, aber Rand blickte nach Nordwesten; nicht in Richtung Emondsfelde, sondern in Richtung des Hofes, auf dem er aufgewachsen war. Als er sich abwandte und ein Tor nach Caemlyn öffnete, war es, als reiße er sich den eigenen Arm ab. Der Schmerz war ein viel passenderes Andenken an Liah als der Kratzer.

KAPITEL 22

    In Richtung Süden
    D ie fünf Steine beschrieben einen elegant wirbelnden Kreis über Mats Händen, einer rot, einer blau, einer von klarem Grün, die anderen bemerkenswert gestreift. Er ritt dabei weiter, lenkte Pips durch Schenkeldruck und hatte den Speer mit dem schwarzen Schaft gegenüber dem unbespannten Bogen

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