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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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– äußerten, nur zu deutlich. Andere dachten vielleicht, dass man jeder Bedrohung des Car’a’carn , auch der durch die Aes Sedai, am besten mit dem Speer begegnen sollte. Auch einige der Weisen Frauen schienen sich dieser Lösung anzunähern. Sorilea erwiderte auf mehr als einen fragwürdigen Vorschlag eilig, diese Sorge würde aus der Welt geschafft, wenn die Aes Sedai einfach nicht mehr da wären. Letztendlich stimmten Rhuarc und Mandelain von den Daryne dem als Einzige zu.
    »Versichert Euch, dass sie keine Siswai’aman erwählen«, sagte Egwene, denn sie würden sicherlich beim kleinsten Hinweis auf eine Bedrohung zum Speer greifen. Diese Bemerkung brachte ihr viele erstaunte Blicke aller Schattierungen ein. Die Weisen Frauen waren keine Närrinnen. Eines beunruhigte Egwene. Keine der Weisen Frauen erwähnte, was sie fast immer zu hören bekam, wenn über Aes Sedai gesprochen wurde: dass die Aiel die Aes Sedai einst im Stich gelassen hatten und vernichtet würden, wenn sie es erneut wagten.
    Bis auf diese eine Bemerkung hielt sich Egwene aus der Debatte heraus und beschäftigte sich stattdessen mit einer zweiten Schale Getreideflocken mit Dörrobst, was ihr ein anerkennendes Nicken von Sorilea einbrachte. Aber es ging ihr nicht um Sorileas Anerkennung. Sie hatte wirklich Hunger, aber hauptsächlich hoffte sie auch, dass sie ihre Anwesenheit vergessen würden. Es schien zu funktionieren.
    Als das Frühstück und die Beratung vorüber waren, schlenderte sie zu ihrem Zelt, hockte sich dann unmittelbar hinter dem Zelteingang hin und beobachtete, wie eine kleine Gruppe Weise Frauen, angeführt von Amys, auf die Stadt zustrebte. Als sie durch das nächstgelegene Tor verschwanden, verließ sie ihr Zelt wieder. Überall waren Aiel und Gai’shain , aber die anderen Weisen Frauen befanden sich alle in ihren Zelten, und niemand beachtete sie, als sie gemessenen Schritts auf die Stadtmauer zuging. Wenn jemand sie bemerkte, würde er wohl denken, sie sei auf dem Weg zu ihren morgendlichen Übungen. Der Wind frischte auf und blies Staub und Asche vom Vortor heran, aber sie behielt ihren stetigen Schritt bei.
    In der Stadt wusste die schlanke Frau, die von einem Wagen herab zu Wucherpreisen verschrumpelte Äpfel verkaufte und die sie als Erste fragte, nicht, wo sich der Palast der Lady Arilyn befand, und auch eine rundliche Näherin nicht, die mit großen Augen auf eine Aielfrau zuging, die ihren Laden betreten hatte, noch eine magere Scherenschleiferin, die geglaubt hatte, Egwene sei an ihren Messern interessiert. Schließlich gab ihr eine schmaläugige Silberschmiedin, die sie die ganze Zeit über, die Egwene in ihrem Laden verbrachte, genau beobachtet hatte, die gewünschte Auskunft. Egwene bahnte sich kopfschüttelnd ihren Weg durch die Menge. Manchmal vergaß sie, wie groß eine Stadt wie Cairhien wirklich war, sodass nicht jedermann wusste, wo sich der Palast befand.
    Egwene verlief sich dreimal und musste noch zweimal nach dem Weg fragen, bevor sie sich an die Seitenwand eines Mietstalls drängte und um die Ecke auf der anderen Straßenseite eine gedrungene Anhäufung dunkler Steinquader mit sehr schmalen Fenstern, winkelförmigen Balkonen und Stufentürmen erspähte. Das Gebäude war klein für einen Palast, wenn auch groß für ein Haus. Arilyn war irgendwo unmittelbar oberhalb des mittleren Adels Cairhiens anzusiedeln, wenn sich Egwene recht erinnerte. Soldaten in grünen Mänteln und mit Brustharnischen und Helmen standen auf der breiten Vordertreppe, an jedem für sie einsehbaren Tor und sogar auf den Balkonen Wache. Seltsamerweise schienen sie alle noch jung zu sein. Aber das war für sie weniger interessant. In diesem Gebäude lenkten Frauen die Macht, und da sie es sogar hier unten auf der Straße so massiv spüren konnte, handelte es sich nicht nur um geringe Mengen Saidar . Plötzlich wurde es weniger, aber es war noch immer erheblich.
    Sie kaute auf den Lippen. Sie wusste nicht, was sie taten. Sie musste erst die Stränge sehen, aber aus dem gleichen Grund mussten auch sie die Stränge sehen, um sie zu verweben. Selbst wenn sie an einem Fenster standen, mussten alle Stränge, die aus dem Palast gelenkt wurden und die sie nicht sehen konnte, nach Süden gerichtet sein, weit vom Sonnenpalast entfernt, weit von allem entfernt. Was taten sie?
    Ein Toreingang schwang ausreichend lange auf, um einen Sechsspänner durchzulassen, eine geschlossene schwarze Kutsche mit einem auf die Tür gemalten Siegel –

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