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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hatten ihre Schleier angehoben, da jetzt festzustehen schien, dass Taims Erscheinen keinem Angriff gleichkam. Es gelang ihnen, mit einem Auge Taim und mit dem anderen den restlichen Raum zu beobachten und einander dennoch aus irgendeinem Grund verlegene Blicke zuzuwerfen.
    Rand zog einen Stuhl an den Tisch, auf dem sein Schwert auf dem Drachenszepter lag. Der Kampf hatte nur wenige Augenblicke gedauert, aber seine Knie fühlten sich schwach an. Lews Therin hatte fast die Kontrolle übernommen, hatte schließlich beinahe Saidin übernommen. Vorher, in der Schule, hatte er sich belügen können, aber dieses Mal nicht mehr.
    Wenn Taim etwas bemerkte, zeigte er es nicht. Er beugte sich herab, um den Brief aufzuheben, und betrachtete ihn, bevor er ihn Rand mit einer kaum wahrnehmbaren Verbeugung übergab.
    Rand steckte das Pergament in die Tasche. Nichts konnte Taim erschüttern, nichts konnte sein Gleichgewicht zum Schwanken bringen. Warum wollte Lews Therin ihn töten? »Da Ihr alle dafür wart, den Aes Sedai zu folgen, überrascht es mich, dass Ihr nicht vorschlagt, Sammael anzugreifen – Ihr und ich und vielleicht einige wenige der kräftigeren Schüler –, indem wir ihm durch ein Tor in Illian genau auf den Kopf steigen. Dieser Mann muss von Sammael gekommen sein.«
    »Vielleicht«, sagte Taim kurz angebunden und sah den Grauen Mann erneut an. »Ich würde viel darum geben, sicher sein zu können.« Das klang aufrichtig. »Und was Illian betrifft, so bezweifle ich, dass es genauso einfach wäre, wie sich zweier Aes Sedai zu entledigen. Ich denke gerade darüber nach, was ich an Sammaels Stelle tun würde. Ich würde Illian bewachen lassen, sodass ich, wenn ein Mann auch nur daran dächte, die Macht zu lenken, sofort wüsste, wo er wäre, und ich würde die Erde zu Asche verbrennen, bevor er auch nur die Zeit gehabt hätte einzuatmen.«
    So sah Rand es auch. Niemand wusste besser als Sammael, wie man einen Ort verteidigte. Vielleicht war Lews Therin schlicht verrückt. Vielleicht auch eifersüchtig. Rand versuchte, sich einzureden, dass er die Schule nicht gemieden hatte, weil er eifersüchtig war, sondern weil er in Taims Nähe stets ein Kribbeln verspürte. »Ihr habt Eure Neuigkeiten überbracht. Also schlage ich vor, dass Ihr Euch darum kümmert, diesen Jahar Narishma ausbilden zu lassen. Trainiert ihn gut. Er wird sein Talent vielleicht nur zu bald nutzen müssen.«
    Taims dunkle Augen glitzerten einen Moment, aber dann verbeugte er sich leicht. Er nahm schweigend Zugriff auf Saidin und eröffnete an Ort und Stelle ein Tor. Rand zwang sich sitzen zu bleiben, bis der Mann fort war und das Tor zu einer glühenden Lichtlinie wurde. Er durfte keinen weiteren Streit mit Lews Therin wagen, nicht wenn er vielleicht unterliegen könnte und dann Taim im Kampf gegenübertreten müsste. Warum wollte Lews Therin den Mann tot sehen? Licht, Lews Therin schien alle Menschen, einschließlich ihm selbst, tot sehen zu wollen.
    Es war ein äußerst ereignisreicher Vormittag gewesen, besonders wenn man bedachte, dass der Himmel noch immer dämmerig war. Die guten Neuigkeiten hatten die schlechten überwogen. Er betrachtete den auf dem Teppich ausgestreckten Grauen Mann. Die Wunde war vermutlich genauso schnell ausgebrannt, wie sie entstanden war, aber Frau Harfor würde es ihn sicherlich schweigend wissen lassen, wenn auch nur ein Blutfleck vorhanden wäre. Was diese Herrin der Wogen des Meervolks betraf, so konnte sie seinetwegen in ihrer Verdrießlichkeit schmoren. Er hatte schon genug am Hals, ohne dass noch eine gereizte Frau hinzukam.
    Nandera und Jalani traten in der Nähe der Tür noch immer von einem Fuß auf den anderen. Sie hätten, sobald Taim gegangen war, draußen ihre Plätze einnehmen sollen.
    »Wenn Ihr beide wegen des Grauen Mannes durcheinander seid, dann vergesst es jetzt wieder. Nur ein Narr erwartet, einen der Seelenlosen anders als durch Zufall zu bemerken, und Ihr seid beide keine Närrinnen.«
    »Das ist es nicht«, sagte Nandera steif. Jalani biss die Zähne fest zusammen und kämpfte offensichtlich darum, den Mund zu halten.
    Er verstand sehr schnell. Sie dachten nicht, dass sie den Grauen Mann hätten bemerken müssen, aber sie schämten sich dennoch, dass sie es nicht getan hatten. Sie schämten sich und fürchteten, dass sich die Nachricht ihres ›Versagens‹ verbreiten würde. »Ich möchte nicht, dass jemand von Taims Hiersein oder von dem, was er gesagt hat, erfährt. Die Menschen sind ängstlich

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