Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
der der Myrddraal auf sein Vergnügen wartete. Er versuchte nicht, seinem Blick zu begegnen. Das hatte er schon vor langer Zeit aufgegeben.
Er versuchte, zu seiner Betrachtung der Klinge zurückzukehren, zu der vollkommenen Schönheit des vollkommenen Todes, der Schönheit dessen, was Aridhol gewesen war und wieder sein würde, aber der Myrddraal hatte seine Konzentration gebrochen, hatte sie verdorben. Beinahe wäre er hinübergegangen und hätte das Wesen getötet. Halbmenschen brauchten lange zum Sterben. Wie lange würde es dauern, wenn er den Dolch benützte? Als spüre das Wesen seine Gedanken, regte es sich erneut. Nein, es konnte noch nützlich sein.
Es war ohnehin schwer für ihn, sich lange auf eine Sache zu besinnen. Außer natürlich bei Rand al’Thor. Er konnte al’Thor spüren, konnte auf ihn deuten, so nahe. Al’Thor zerrte an ihm, zerrte, bis es schmerzte. In letzter Zeit war es anders, eine Andersartigkeit, die plötzlich eingetreten war, fast als hätte jemand anderer plötzlich teilweise Besitz von al’Thor ergriffen und dabei einen Teil von Fains Zugriff verdrängt. Es war unwichtig. Al’Thor gehörte ihm.
Er wünschte, er könnte al’Thors Schmerz spüren. Sicherlich hatte er ihm bereits Schmerzen verursacht. Bisher nur Nadelstiche, aber ausreichend viele Nadelstiche würden ihn zermürben. Die Weißmäntel gingen hart gegen den Wiedergeborenen Drachen vor. Fain grinste höhnisch. Es war zwar unwahrscheinlich, dass Niall al’Thor jemals stärker unterstützt hätte als Elaida, aber es war besser, bei dem verdammten al’Thor nicht zu viel als selbstverständlich zu betrachten. Nun, er hatte sie beide mit seinem Anteil von Aridhol gestreift. Sie vertrauten vielleicht ihrer eigenen Mutter, aber niemals mehr al’Thor.
Die Tür schwang auf, und der junge Perwyn Belman platzte, gefolgt von seiner Mutter, in den Raum. Nan Belman war eine hübsche Frau, obwohl Fain Schönheit jetzt nur noch selten bemerkte, eine Schattenfreundin, die glaubte, ihre Schwüre wären vom Bösen geprägt, bis Padan Fain auf ihrer Türschwelle erschien. Sie hielt auch ihn für einen Schattenfeind, der einen hohen Rang in den Konzilen einnahm. Fain war natürlich weit darüber hinausgelangt. Er würde in dem Moment sterben, wenn eine der Auserwählten Hand an ihn legte. Der Gedanke ließ ihn kichern.
Perwyn und seine Mutter keuchten natürlich beide beim Anblick des Myrddraal, aber der Junge fasste sich zuerst wieder und erreichte Fain, während die Frau noch immer nach Atem rang.
»Meister Mordeth, Meister Mordeth«, piepste der Junge und tanzte in seinem rot-weißen Mantel von einem Fuß auf den anderen. »Ich habe die von Euch verlangten Neuigkeiten.«
Mordeth. Hatte er diesen Namen benutzt? Manchmal konnte er sich nicht mehr erinnern, welchen Namen er benutzt hatte, welcher Name sein Name war. Er versenkte den Dolch in den Falten seines Mantels und setzte ein freundliches Lächeln auf. »Und welche Neuigkeiten wären das, Bursche?«
»Jemand hat heute Morgen den Wiedergeborenen Drachen zu töten versucht. Ein Mann. Er ist jetzt tot. Er ist ungehindert an den Aiel und allen vorbei und in die Räume des Lord Drache gelangt.«
Fain spürte, wie sein Lächeln zu einem höhnischen Grinsen geriet. Versucht, al’Thor zu töten? Al’Thor gehörte ihm! Al’Thor würde durch seine und durch niemand anderes Hand sterben! Warte. Der Mörder war an den Aiel vorbei in al’Thors Räume gelangt? »Ein Grauer Mann!« Er erkannte seine Stimme in dem krächzenden Klang nicht wieder. Graue Männer bedeuteten die Auserwählten. Würde er niemals von ihrer Einmischung verschont bleiben?
All diese Wut musste irgendwohin gelenkt werden, bevor er platzte. Fast beiläufig zog er seine Hand über das Gesicht des Jungen. Perwyns Augen traten hervor. Er begann so stark zu zittern, dass seine Zähne klapperten.
Fain verstand die Tricks, die er handhaben konnte, nicht wirklich. Ein wenig stammte vielleicht von den Schattenmenschen und ein wenig von Aridhol. Nachdem er aufgehört hatte, nur Padan Fain zu sein, hatte sich das Talent allmählich zu zeigen begonnen. Er wusste nur, dass er jetzt gewisse Dinge tun konnte, solange er berühren konnte, woran er arbeitete.
Nan warf sich neben seinem Sessel auf die Knie und umklammerte seinen Umhang. »Gnade, Meister Mordeth«, stieß sie hervor. »Bitte, zeigt Gnade. Er ist noch ein Kind. Nur ein Kind!«
Er betrachtete sie einen Moment neugierig mit geneigtem Kopf. Sie war wirklich eine
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