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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wusste es und würde es sagen, aber sie sollte nicht.
    Uno ritt um eine Ecke außer Sicht, und Nynaeve seufzte. Sie versuchte gerade, sich ihr Vorhaben aus dem Kopf zu schlagen. Vielleicht war Myrelle dort. Sie errötete erneut, betrachtete stirnrunzelnd ihre faltige Hand – heute wäre der elfte Tag des Töpfeschrubbens, und neunundzwanzig würden noch folgen. Neunundzwanzig! Sie ging hinein.
    In dem Raum, der zu der Zeit, als die Kleine Burg noch eine Gaststätte war, ein Aufenthaltsraum gewesen war, war es ein wenig kühler, was ihrem schmerzenden Kopf etwas Erleichterung verschaffte. Jedermann nannte den Raum jetzt ›den Aufenthaltsraum‹. Hier war keine Zeit für Ausbesserungen verschwendet worden. An der Feuerstelle fehlten Steine, und durch Löcher im Verputz war Lattenwerk zu sehen. Areina und Nicola fegten den Raum, zusammen mit einer weiteren Novizin, gerade aus, was den vom Alter aufgerauten Boden aber kaum beeindruckte. Areina runzelte die Stirn, aber andererseits war sie niemals erfreut, wenn sie mit den Novizinnen zusammen Hausarbeiten erledigen musste. Niemand konnte sich dem in Salidar entziehen. Am anderen Ende des Raumes sprach Romanda mit zwei schlanken, betagten Aes Sedai – ihre Gesichter waren vielleicht alterslos, aber ihr Haar war weiß –, eindeutig Neuankömmlinge, da sie noch ihre dünnen Staubmäntel trugen. Kein Zeichen von Myrelle. Nynaeve seufzte erleichtert auf. Die Frau traktierte Nynaeve bei jeder Gelegenheit. Aes Sedai saßen an Tischen, die schlecht zusammengestellt, aber sorgfältig in Reihen angeordnet waren, und gingen mit Behütern und Dienern Papiere durch oder erteilten ihnen Befehle, aber es waren weniger, als sie bei ihrem ersten Aufenthalt in diesem Raum gesehen hatte. Nur die Sitzenden und ihre Diener wohnten jetzt noch in den oberen Stockwerken. Alle anderen waren daraus vertrieben worden, um Platz für die Aes Sedai zu machen. Die Kleine Burg hatte Eigenschaften der Weißen Burg angenommen, vor allem die peinlich genaue Förmlichkeit. Als Nynaeve diesen Raum zum ersten Mal gesehen hatte, war er von Geschäftigkeit geprägt gewesen, von dem Anschein, dass etwas getan wurde. Also ein falscher Anschein. Jetzt schien alles verlangsamt, aber es war das Gefühl der Weißen Burg.
    Sie näherte sich einem der Tische – nicht dem nächststehenden – und vollführte einen Hofknicks. »Verzeiht, Aes Sedai, aber mir wurde gesagt, Siuan und Leane wären hier. Könnt Ihr mir sagen, wo ich sie finden kann?«
    Brendas’ Stift hielt mitten in der Luft inne, und sie schaute mit kühlen dunklen Augen auf. Nynaeve hatte sie erwählt, weil Brendas eine der wenigen Aes Sedai war, die sie niemals wegen Rand ins Verhör genommen hatte. Außerdem hatte Siuan Brendas einst, als sie die Amyrlin war, als jemanden erwählt, dem man vertrauen konnte. Das hatte nichts hiermit zu tun, aber Nynaeve suchte sich ihren Trost, wo sie konnte.
    »Sie sind bei einigen der Sitzenden, Kind.« Brendas’ Stimme war volltönend und genauso gefühllos wie ihr blasses Gesicht. Weiße zeigten selten Empfindungen, aber Brendas zeigte sie niemals.
    Nynaeve unterdrückte ein verärgertes Seufzen. Wenn Sitzende sie über ihre Augen-und-Ohren berichten ließen, waren sie vielleicht noch stundenlang beschäftigt. Aber vielleicht nicht den Rest des Tages. Bis dahin wäre sie mit den Töpfen beschäftigt. »Danke, Aes Sedai.«
    Brendas unterbrach ihren Hofknicks mit einer Geste. »Hat Theodrin mit Euch gestern irgendwelche Fortschritte gemacht?«
    »Nein, Aes Sedai.« Wenn ihre Stimme ein wenig angespannt klang, dann hatte sie Grund dazu. Theodrin hatte gesagt, sie wolle alles versuchen, und offensichtlich meinte sie das auch. Die gestrige Bemühung hatte Wein zum Entspannen beinhaltet, aber aus irgendeinem Grund hatte Nynaeve letztendlich mehr als nur wenige Schlucke getrunken. Sie glaubte nicht, dass sie jemals vergessen würde, wie man sie singend – singend! – zu ihrem Raum zurückgebracht hatte, oder sich daran jemals erinnern könnte, ohne rot zu werden. Brendas musste es wissen. Jedermann musste es wissen. Nynaeve hätte sich am liebsten verkrochen.
    »Ich frage nur, weil Eure Studien zu leiden scheinen. Ich habe mehrere Schwestern bemerken hören, dass Ihr am Ende Eurer bemerkenswerten Heilung angelangt zu sein scheint. Vielleicht sind Eure zusätzlichen Hausarbeiten hinderlich – aber Elayne offenbart jeden Tag etwas Neues, sogar wenn sie ihre Klassen unterrichtet oder an den Töpfen arbeitet. Viele

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