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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zurückgeschlagen, und Amys, Bair und Sorilea traten ein. Sie stellten sich in eine Reihe und schauten auf sie herab. Drei vor Missbilligung starre Gesichter. Es fiel ihr sehr schwer, ihr Gewand nicht krampfhaft über der Brust festzuhalten. Sie fühlte sich in ihrem Nachthemd entschieden im Nachteil. Sie wäre sogar in einer Rüstung im Nachteil gewesen. Es ging nur darum, dass sie im Unrecht war. Es überraschte sie, dass sie so lange gebraucht hatten, um herzukommen.
    Sie atmete tief ein. »Wenn Ihr gekommen seid, um mich zu bestrafen – ich habe keine Zeit, um Wasser zu tragen oder Löcher zu graben. Es tut mir leid, aber ich sagte, ich würde so bald wie möglich kommen, und ich denke, sie beabsichtigen die Minuten zu zählen.«
    Amys hob überrascht die hellen Augenbrauen, und Bair und Sorilea wechselten verwirrte Blicke. »Wie sollten wir Euch bestrafen?«, fragte Amys. »Ihr habt in dem Moment aufgehört, eine Schülerin zu sein, als Eure Schwestern Euch berufen haben. Ihr müsst als Aes Sedai zu ihnen gehen.«
    Egwene verbarg ihr Erschrecken, indem sie erneut ihr Reitgewand begutachtete. Es war bemerkenswert wenig zerknittert, obwohl es all diese Monate zusammengelegt in der Kiste gelegen hatte. Sie zwang sich, die Weisen Frauen erneut anzusehen. »Ich weiß, dass Ihr zornig auf mich seid, und Ihr habt Grund …«
    »Zornig?«, erwiderte Sorilea. »Wir sind nicht zornig. Ich dachte, Ihr würdet uns besser kennen.« Sie klang wirklich nicht zornig, obwohl ihr Gesicht und die der beiden anderen noch immer von Missbilligung zeugten.
    Egwene schaute von einer zur anderen, besonders zu Amys und Bair. »Aber Ihr habt mir gesagt, dass Ihr es für falsch haltet, was ich zu tun beabsichtige. Ihr habt gesagt, ich sollte nicht einmal darüber nachdenken. Ich sagte, das würde ich auch nicht tun, und dann ging ich los und fand heraus, wie ich es doch tun kann.«
    Überraschenderweise überzog ein Lächeln Sorileas lederartiges Gesicht. Ihre vielen Armreifen klimperten, als sie ihr Schultertuch richtete. »Seht Ihr? Ich habe Euch gesagt, dass sie verstehen würde. Sie könnte eine Aiel sein.«
    Ein Teil der Angespanntheit wich von Amys, ein wenig mehr von Bair, und Egwene verstand wirklich. Sie waren nicht zornig darüber, dass sie Tel’aran’rhiod körperlich betreten wollte. Es war in ihren Augen falsch, aber man musste tun, was man tun zu müssen glaubte, und sie war nur sich selbst gegenüber verpflichtet. Sie war überhaupt nicht zornig, noch nicht. Ihre Lüge machte ihr zu schaffen. Ihr Magen flatterte. Die Lüge, die sie eingestanden hatte. Vielleicht ihre kleinste Lüge.
    Ein weiterer tiefer Atemzug war nötig, um ihre Kehle für die Worte vorzubereiten. »Ich habe auch bei anderen Dingen gelogen. Ich bin allein nach Tel’aran’rhiod gegangen, obwohl ich versprochen hatte, es nicht zu tun.« Amys’ Gesicht verdüsterte sich erneut. Sorilea, die keine Traumgängerin war, schüttelte nur traurig den Kopf. »Ich habe als Schülerin versprochen zu gehorchen, aber als Ihr sagtet, die Welt der Träume sei zu gefährlich, nachdem ich verletzt wurde, ging ich dennoch wieder hin.« Bair verschränkte mit ausdruckslosem Gesicht die Arme. Sorilea murmelte etwas über törichte Mädchen, aber es klang nicht zornig. Ein dritter langer Atemzug. Dies würde am schwersten auszusprechen sein. Ihr Magen flatterte nicht mehr, sondern er tanzte so stark, dass es sie überraschte, nicht zu zittern. »Das Schlimmste von allem ist, dass ich keine Aes Sedai bin. Ich bin nur eine Aufgenommene. Ihr könntet mich einen Lehrling nennen. Ich werde noch jahrelang nicht zur Aes Sedai erhoben werden, wenn ich es jetzt überhaupt noch irgendwann werden kann.«
    Bei diesen Worten hob Sorilea den Kopf, die dünnen Lippen fest zusammengepresst, aber noch immer schwiegen sie. Es blieb Egwene überlassen, die Dinge geradezurücken. Sie würden niemals mehr sein wie zuvor, aber …
    Du hast alles eingestanden, flüsterte eine leise Stimme. Jetzt solltest du besser herausfinden, wie schnell du Salidar erreichen kannst. Du kannst noch immer eines Tages zur Aes Sedai erhoben werden, aber nicht, wenn du sie noch wütender machst, als sie es bereits sind.
    Egwene senkte den Blick und betrachtete die farbenprächtigen Teppiche, während sie verächtlich den Mund verzog. Verachtung für diese leise Stimme. Und Scham, weil sie in ihrem Kopf sprechen konnte, weil sie sie denken konnte. Sie würde fortgehen, aber bevor sie das tat, musste sie alles

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