Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
Rand sich gerade erst wieder daran erinnert, dass Mat da war. Das machte Mat unruhig. Was auch immer Daerid und die restliche Bande dachten – er bemühte sich sehr, sich aus Kämpfen herauszuhalten. Manchmal jedoch stand ta’veren seinem Glück entgegen. So sah er es. Er glaubte, dass Rand etwas damit zu tun hatte. Er war ein stärkerer Ta’veren , manchmal ausreichend stark, dass Mat fast ein Ziehen verspürte. Wenn Rand die Finger im Spiel hatte, wäre Mat nicht überrascht, sich plötzlich inmitten eines Kampfes wiederzufinden, wenn er in einer Scheune schliefe. »Noch ein paar Tage, dann werde ich in Tear sein. Die Fähren werden die Bande über den Fluss bringen, sodass wir in einigen Tagen bei Weiramon sein werden. Es ist, verdammt noch mal, zu spät, noch etwas zu ändern …«
»Ich möchte, dass du Elayne nach … Caemlyn bringst«, unterbrach ihn Rand. »Ich möchte, dass du sie sicher in Caemlyn unterbringst, ganz gleich was geschieht. Weiche ihr nicht von der Seite, bis sie den Löwenthron bestiegen hat.« Aviendha räusperte sich. »Ja«, sagte Rand. Aus irgendeinem Grund wurde seine Stimme ebenso kalt und hart wie sein Gesicht. Aber brauchte er andererseits Gründe, wenn er wahnsinnig wurde? »Aviendha begleitet dich. Das halte ich für das Beste.«
»Das hältst du für das Beste?«, fragte sie aufgebracht. »Wenn ich nicht rechtzeitig aufgewacht wäre, hätte ich niemals erfahren, dass du sie gefunden hast. Du schickst mich nirgendwohin, Rand al’Thor. Ich muss aus … persönlichen Gründen mit Elayne sprechen.«
»Ich bin sehr froh, dass du Elayne gefunden hast«, sagte Mat vorsichtig. Wenn er Rand wäre, würde er die Frau belassen, wo immer sie war. Licht, Aviendha wäre besser! Zumindest gingen Aielfrauen nicht mit in die Luft gereckten Nasen umher oder erwarteten, dass man sprang, nur weil sie es sagten. Natürlich spielten sie teilweise raue Spiele, und sie hatten die Angewohnheit, einen hin und wieder töten zu wollen. »Ich verstehe einfach nicht, warum du mich brauchst. Spring durch eines deiner Tore, küsse sie, nimm sie auf den Arm und spring zurück.« Aviendha bedachte ihn mit einem zornigen Blick. Man hätte denken können, er hätte vorgeschlagen, sie zu küssen.
Rand entrollte das Pergament auf dem Tisch und benutzte die Lampen, um die Ecken zu beschweren. »Sie befindet sich hier.« Es war eine Landkarte, ein Teil des Flusslaufes des Eldar und ungefähr fünfzig Meilen Land zu jeder Seite. Ein Pfeil war in blauer Tinte eingezeichnet, der in einen Wald zeigte. Salidar stand neben dem Pfeil. Rand tippte auf den östlichen Rand der Karte. Auch hier befand sich überwiegend Wald. »Hier gibt es eine große Lichtung. Du kannst sehen, dass das nächstgelegene Dorf fast zwanzig Meilen nördlich liegt. Ich werde für dich und die Bande ein Tor zu der Lichtung eröffnen.«
Mat gelang es, seinen erschreckten Gesichtsausdruck in ein Grinsen zu verwandeln. »Schau, wenn ich es unbedingt sein muss – warum dann nicht nur ich? Eröffne dein Tor zu diesem Salidar, ich werde sie auf ein Pferd hieven und dann …« Und dann was? Würde Rand auch ein Tor von Salidar nach Caemlyn eröffnen? Es war ein langer Ritt von Eldar nach Caemlyn. Ein sehr langer Ritt, wenn man nur eine hochnäsige Adlige und eine Aiel als Begleitung hatte.
»Die Bande, Mat«, fauchte Rand. »Du und die ganze Bande!« Er atmete tief und zitternd ein, und seine Stimme wurde sanfter. Sein Gesicht blieb jedoch genauso starr wie zuvor, und seine Augen glänzten noch immer fiebrig. Mat musste fast annehmen, dass er krank sei oder Schmerzen habe. »Es sind Aes Sedai in Salidar, Mat. Ich weiß nicht, wie viele. Hunderte, habe ich gehört, aber ich wäre nicht überrascht, wenn es eher fünfzig wären. So wie sie in der Burg umherwandeln, heil und rein, bezweifle ich, dass man mehr sehen würde. Ich beabsichtige dich in zwei oder drei Tagen Entfernung zu platzieren, sodass sie von deiner Ankunft erfahren können. Wir wollen sie nicht überraschen – sonst könnten sie einen Angriff der Weißmäntel vermuten. Sie lehnen sich gegen Elaida auf und sind wahrscheinlich ausreichend verängstigt, dass du nur ein wenig auftrumpfen und sagen musst, dass Elayne in Caemlyn gekrönt werden soll, damit sie sie gehen lassen. Wenn du glaubst, dass man ihnen vertrauen kann, biete ihnen deinen Schutz an. Und auch meinen. Sie sollten auf meiner Seite stehen, und sie wären inzwischen vielleicht sogar über meinen Schutz froh. Dann
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