Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
durch.«
»Warum?«, fragte Daerid trocken. »Ihr werdet allmählich ein wunderbarer Vater. Er ähnelt Euch auf bemerkenswerte Weise.« Er schien mühsam ein Grinsen zu unterdrücken, aber kurz darauf wurde er wieder ernst. »Der Lord Drache kommt ins Lager«, sagte er.
Der Drang, Daerid auf die Nase zu boxen, verging. Mat schob den Zelteingang beiseite und trat in Hemdsärmeln geduckt in die Nacht hinaus. Sechs von Daerids Männern, die im Kreis um das Zelt herumstanden, erstarrten, als er erschien. Armbrustschützen. Speere würden Wachen sicherlich nicht viel nützen. Es war Nacht, aber das Lager lag nicht im Dunkeln. Der helle Schein eines zunehmenden Dreiviertelmondes an einem wolkenlosen Himmel verblasste im Schein der Feuer zwischen den Zeltreihen. Männer schliefen auf dem Boden. Wächter standen alle zwanzig Schritt die ganze Holzpalisade entlang. Mat hätte es anders gemacht, aber wenn ein plötzlicher Angriff aus der Luft möglich war …
Die Landschaft war hier fast vollkommen eben, sodass er den auf ihn zuschreitenden Rand gut sehen konnte. Er war nicht allein. Zwei verschleierte Aiel gingen auf Zehenspitzen neben ihm und verdrehten jedes Mal die Köpfe, wenn einer der Bande sich im Schlaf umwandte oder ein Wächter seine Lage veränderte, um sie zu beobachten. Auch diese Aielfrau Aviendha war bei ihm, ein Bündel über den Rücken geschnürt und einherstolzierend, als würde sie jedermann an die Kehle gehen, der ihr in den Weg kam. Mat verstand nicht, warum Rand sie in seiner Nähe duldete. Aielfrauen bedeuten nur Ärger, dachte er trübe, und ich habe noch niemals eine Frau erlebt, die mehr auf Ärger aus wäre als sie.
»Ist das wirklich der Wiedergeborene Drache?«, fragte Olver atemlos. Er presste das zusammengerollte Spiel an seine Brust und wäre vor Aufregung fast auf und ab gehüpft.
»Er ist es«, belehrte Mat ihn. »Aber jetzt ab ins Bett. Dies ist kein Ort für Jungen.«
Olver ging murrend davon, aber nur bis zum nächststehenden Zelt. Mat sah aus den Augenwinkeln, wie der Junge außer Sicht eilte. Dann erschien sein Gesicht erneut, als er um die Ecke spähte.
Mat ließ ihn gewähren, obwohl er sich nach einem prüfenden Blick auf Rands Gesicht fragte, ob dies überhaupt ein Ort für erwachsene Männer war, geschweige denn für einen Jungen. Mit Rands Gesicht hätte man eine Mauer einschlagen können, aber dennoch sollte sich eine Empfindung zeigen, Aufregung oder vielleicht Ungeduld. Rands Augen glänzten aufgeregt. Er hielt ein großes, zusammengerolltes Stück Pergament in einer Hand, während er mit der anderen unbewusst über das Schwertheft strich. Die Gürtelschnalle in Drachenform schimmerte im Feuerschein. Manchmal schimmerte auch der Kopf eines der Drachen auf, die aus seinen Mantelärmeln hervorsahen.
Als er Mat erreichte, verschwendete er keine Zeit mit Begrüßungen. »Ich muss mit dir sprechen. Allein. Du musst etwas für mich tun.« Die Nacht war rabenschwarz, und Rand trug einen goldbestickten grünen Mantel mit hohem Kragen, aber er schwitzte nicht.
Daerid, Talmanes und Nalesean standen wenige Schritte entfernt und beobachteten sie. Mat bedeutete ihnen zu warten und nickte dann in Richtung seines Zeltes. Er folgte Rand hinein und betastete den silbernen Fuchskopf unter seinem Hemd. Er brauchte sich um nichts Sorgen zu machen. Zumindest hoffte er das.
Rand hatte gesagt, allein, aber Aviendha dachte offensichtlich, dass dies für sie nicht galt. Sie blieb beharrlich zwei Schritte von ihm entfernt stehen, nicht mehr und nicht weniger. Die meiste Zeit beobachtete sie Rand mit undurchdringlichem Blick, aber hin und wieder schaute sie auch stirnrunzelnd und ihn von Kopf bis Fuß messend zu Mat. Rand beachtete sie nicht, und obwohl er vorher sehr in Eile gewesen zu sein schien, galt dies jetzt nicht mehr. Er sah sich in dem Zelt um, obwohl Mat sich unbehaglich fragte, ob er es überhaupt zur Kenntnis nahm. Es gab nicht viel zu sehen. Olver hatte die Lampen wieder auf den kleinen, zusammenlegbaren Tisch gestellt. Auch der Stuhl war zusammenlegbar, wie auch das Waschgestell und das Bett. Alles war schwarz lackiert und goldverziert. Wenn ein Mann Geld besaß, konnte er es genauso gut ausgeben. Die Risse, die die Aiel der Zeltwand zugefügt hatten, waren ordentlich geflickt worden, aber immer noch zu sehen.
Das Schweigen zehrte an Mat. »Was ist los, Rand? Du hast doch hoffentlich nicht beschlossen, den Plan jetzt noch zu ändern?« Keine Antwort, nur ein Blick, als hätte
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