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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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rauchten ihre Pfeifen. Der schlaksige alte Gaukler schien mehr daran interessiert, den Brief zu betrachten, den Rand ihm gesandt hatte. Jetzt steckte er ihn mit dem noch ungebrochenen Baum-und-Krone-Siegel in die Manteltasche. Das Raunen von Stimmen und das Quietschen von Achsen von der Straße am Ende der Gasse schienen weit entfernt. Schweiß tropfte von ihren Gesichtern. Zumindest um eines musste er sich im Moment nicht kümmern. Mat hatte, als er die Kleine Burg verließ, festgestellt, dass eine Gruppe Aes Sedai Aviendha irgendwohin verschleppt hatten. Sie würde nicht so bald jemanden mit dem Messer durchbohren.
    Thom nahm die Pfeife aus dem Mund. Es war eine langstielige Pfeife, die über und über mit Eichenblättern und Eicheln beschnitzt war. »Ich habe einmal versucht, eine Frau zu retten, Mat. Laritha war eine knospende Rose und in einem Dorf, in dem ich meine Reise für einige Tage unterbrach, mit einem finsteren Rohling von Stiefelmacher verheiratet. Ein Rohling. Er schrie sie an, wenn das Essen nicht dann fertig war, wenn er sich zu Tisch setzen wollte, und schlug sie, wenn er sah, dass sie mehr als zwei Worte mit einem anderen Mann wechselte.«
    »Thom, was, um alles in der Welt, hat das damit zu tun, dass wir diesen törichten Frauen Verstand eintrichtern müssen?«
    »Hör einfach zu, Junge. Es war in dem Dorf allgemein bekannt, wie er sie behandelte, aber Laritha hat es mir auch selbst erzählt, während sie unentwegt jammerte, wie sehr sie wünschte, dass jemand sie retten würde. Ich hatte Gold und eine vornehme Kutsche, einen Kutscher und einen Diener bei mir. Ich war jung und sah gut aus.« Thom rieb mit den Knöcheln über seinen weißen Schnurrbart und seufzte. Es war schwer zu glauben, dass dieses ledrige Gesicht jemals gut ausgesehen hatte. Mat blinzelte. Eine Kutsche? Wann hatte ein Gaukler jemals eine Kutsche besessen? »Mat, die Lage der Frau zerriss mir das Herz. Und ich will nicht leugnen, dass ich sie auch mochte. Wie ich bereits sagte – ich war jung. Ich dachte, ich sei verliebt und ein Held aus den Geschichten. Also bot ich ihr eines Tages, als wir unter einem blühenden Apfelbaum – weit außer Reichweite des Hauses des Stiefelmachers – saßen, an, sie fortzubringen. Ich würde ihr ein Dienstmädchen und ein eigenes Haus geben und sie mit Liedern und Versen umwerben. Als sie schließlich verstand, trat sie mir so fest vors Knie, dass ich einen Monat lang hinkte, und schlug mich außerdem noch.«
    »Anscheinend treten sie alle gern«, murrte Mat, während er sein Gewicht auf dem Fass verlagerte. »Sie hat dir vermutlich nicht geglaubt, und wer könnte es ihr vorwerfen?«
    »Oh, sie hat mir geglaubt. Aber sie war wütend, dass ich dachte, sie würde ihren geliebten Ehemann jemals verlassen. Ihr Wort: geliebt. Sie lief zu dem Mann zurück, so schnell ihre Füße sie trugen, und ich hatte die Wahl, ihn entweder zu töten oder in meine Kutsche zu springen. Ich musste fast alles zurücklassen, was mir gehörte. Vermutlich lebt sie immer noch mit ihm zusammen. Sie wird die Geldbörse fest verschlossen halten und ihm den Kopf mit was auch immer bereitliegt einschlagen, wann immer er auf ein Bier in einem Gasthaus haltmacht. Wie sie es schon immer getan hat, wie ich später, nach einigen heimlichen Erkundigungen, erfuhr.« Er steckte sich die Pfeife wieder zwischen die Zähne, als hätte er seinen Standpunkt ausreichend verdeutlicht.
    Mat kratzte sich am Kopf. »Ich verstehe nicht, was das hiermit zu tun hat.«
    »Es bedeutet einfach, dass man nicht glauben soll, die ganze Geschichte zu kennen, wenn man erst einen Teil davon gehört hat. Weißt du, dass Elayne und Nynaeve in ungefähr einem Tag nach Ebou Dar aufbrechen werden? Juilin und ich sollen sie begleiten.«
    »Ebou …« Mat konnte seine Pfeife gerade noch auffangen, bevor sie in das tote Laub fiel, das die Gasse bedeckte. Nalesean hatte irgendetwas über einen Besuch Ebou Dars erzählt, und selbst wenn man berücksichtigte, wie häufig er übertrieb, wenn es um Frauen ging, die er gekannt, und um Kämpfe, an denen er teilgenommen hatte, klang es nach einem rauen Ort. Also glaubten sie, sie könnten Elayne von ihm fortbringen. »Thom, du musst mir helfen …«
    »Wie?«, wandte Thom ein. »Sie dem Stiefelmacher stehlen?« Er stieß eine blaue Rauchwolke aus. »Das werde ich nicht tun, Junge. Du kennst noch immer nicht die ganze Geschichte. Was empfindest du Egwene und Nynaeve gegenüber? Oder, wenn ich es mir recht überlege,

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