Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
Und was Elayne betraf, so hatte die Adlige noch nie genug Verstand besessen, um aus dem Regen herauszutreten, und dann war sie empört, wenn sie nass wurde.
Er klopfte seine Pfeife aus, trat die Glut mit dem Stiefelabsatz aus, bevor das trockene Laub Feuer fangen konnte, hob seinen Hut vom Boden auf und hinkte auf die Straße hinaus. Er brauchte Informationen aus einer besseren Quelle als von einem Gaukler, der dadurch, dass er mit diesem anmaßenden jungen Ding von Tochter-Erbin herumlief, unter Größenwahn litt. Zu seiner Linken sah er Nynaeve aus der Kleinen Burg kommen und beobachtete sie, während sie sich ihren Weg zwischen von Ochsen oder Pferden gezogenen Karren hindurchbahnte. Sie konnte ihm sagen, was er wissen musste. Wenn sie es wollte. Ein Schmerz durchzuckte seine Hüfte. Verdammt, sie schuldet mir einige Antworten.
In diesem Augenblick sah Nynaeve ihn und erstarrte sichtbar. Sie beobachtete einen Moment, wie er herankam, und eilte dann in entgegengesetzter Richtung davon. Sie versuchte ihm offensichtlich aus dem Weg zu gehen. Sie schaute zweimal über die Schulter, bevor Menschen und Karren sie verbargen.
Mat blieb stirnrunzelnd stehen und zog sich den Hut tief in die Stirn. Zuerst trat die Frau ihn ohne Grund, und jetzt wollte sie nicht mit ihm sprechen. Sie und Egwene wollten ihn schmoren lassen, bis er sanftmütig davontrottete, wenn sie ihn verwiesen. Nun, sie haben sich, verdammt noch mal, den Falschen für ihr Spiel ausgesucht!
Vanin und die anderen standen vor einem Stall neben einem Steingebäude, das sicherlich einmal ein Gasthaus gewesen war. Jetzt strömten Aes Sedai dort hinein und hinaus. Pips und die anderen Pferde waren festgebunden, und Vanin und die beiden Kundschafter, die gefangen genommen worden waren, kauerten an der Wand. Mar und Ladwin waren so verschieden, wie Männer nur sein konnten. Der eine war groß und schlaksig und hatte ein raues Gesicht, der andere war klein, stämmig und sanftmütig, aber beide wirkten sehr verwirrt, als Mat herankam. Sie waren noch nicht darüber hinweggekommen, wie leicht sie gefangen genommen worden waren. Die beiden Unterführer standen steif auf, während sie noch immer die Banner fest an die Stäbe drückten, als wäre das jetzt wichtig. Sie wirkten äußerst wachsam. Eine Schlacht war eine Sache, aber alle diese Aes Sedai waren eine ganz andere Sache. Im Kampf hatte ein Mann eine Chance. Zwei Behüter beobachteten sie. Nicht offensichtlich, sondern über den Stallhof hinweg. Sie hatten sich diesen Standort in der prallen Sonne nicht nur ausgesucht, um sich zu unterhalten.
Mat streichelte Pips’ Nase und kontrollierte dann die Augen des Pferdes. Ein Bursche in einer Lederweste trat aus dem Stall und schob eine Mistkarre die Straße hinauf. Vanin trat herüber, um Pips ebenfalls in die Augen zu sehen. Ohne ihn anzuschauen, fragte Mat: »Könntet Ihr die Bande erreichen?«
»Vielleicht.« Vanin runzelte die Stirn und hob eines von Pips Augenlidern an. »Mit ein wenig Glück vielleicht. Aber ich hasse es, mein Pferd zurückzulassen.«
Mat nickte und betrachtete Pips’ Auge noch genauer. »Sagt Talmanes, dass ich Stillhalten befehle. Ich bleibe vielleicht noch einige Tage hier und will keinerlei blutigen Rettungsversuch erleben. Kommt danach möglichst wieder hierher. Ohne gesehen zu werden, wenn es Euch gelingt.«
Vanin spie in den Staub unter Pips. »Wenn sich ein Mann mit Aes Sedai einlässt, zäumt er sich selbst auf und legt sich den Sattel auf den Rücken. Ich werde zurückkommen, wenn ich kann.« Er schritt kopfschüttelnd in die Menge davon, ein beleibter, runzliger Mann mit rollendem Gang, dem niemand zutrauen würde, dass er sich anschleichen könnte.
Einer der Unterführer räusperte sich zögernd und trat dann näher heran. »Mein Lord, ist alles …? Hattet Ihr es so geplant, mein Lord?«
»Vollkommen, Verdin«, sagte Mat und tätschelte Pips. Er stak mit dem Kopf zuerst im Sack, und die Schnur war zugezogen. Er hatte Rand versprochen, Elayne sicher nach Caemlyn zu bringen, und konnte daher nicht ohne sie gehen. Und er konnte auch nicht gehen und Elayne ihren Kopf auf den Hackblock legen lassen. Vielleicht – Licht, wie das schmerzte! – könnte es sein, dass er Thoms Rat annehmen müsste zu versuchen, die verdammten Köpfe dieser verdammten Frauen auf ihren Schultern zu belassen, indem er ihnen half, diesen verrückten, unmöglichen Plan tatsächlich durchzuführen. Und nebenbei noch zu versuchen, auch seinen eigenen
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